4.3 Organische Stoffe
System Nordsee
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geringere Unterschiede ergaben sich für die Mediankonzentrationen in der offenen
See. Diese Abnahme in der Stärke der zeitlichen Variationen vom Flussbereich zur of
fenen See hin erklärt sich aus der in dieser Richtung zunehmenden Dämpfung der Si
gnale durch Vermischung sowie dem kurzen Zeitabstand zwischen beiden Messkam
pagnen.
Die beobachteten Konzentrationen der polaren Pestizide lagen generell deutlich höher
als die der klassischen Schadstoffe. Gegenüber den HCH-Isomeren wurden
ca. 10fach, gegenüber den lipophilen PCB, DDT oder PAK über 100fach höhere Kon
zentrationen festgestellt. Darüber hinaus stellen etliche der analysierten Herbizide
strukturell ähnliche Verbindungen dar (vgl. Tafel4-6, S. 206). Ihre gemeinsame Grund
struktur macht einen ähnlichen Wirkmechanismus wahrscheinlich, so dass bei der
ökotoxikologischen Bewertung die um 1 - 2 Größenordnungen höhere Summenkon
zentration dieser Herbizide betrachtet werden sollte (vgl. Tab. 4-4).
Langfristige Trendabschätzungen sind nicht möglich, da die meisten Stoffe erst seit
dem Jahr 2000 bestimmt werden. Auch sind zeitliche Tendenzen infolge der hohen Va
riabilität der Konzentrationen gegenwärtig nicht erkennbar. Für einige Triazine könnten
allerdings innerhalb von Forschungsprojekten gewonnene Konzentrationsdaten aus
den Jahren 1990 bis 1997 für Trendschätzungen genutzt werden. Die von Bester und
Hühnerfuss (1993) für das Jahr 1991 berichteten Konzentrationen von Atrazin und
Simazin auf Stationen in der Elbfahne sind mit 70 bis 200 ng/L erheblich höher als die
im Jahr 2005 gemessenen Werte. Trotz dieser deutlichen Reduktion erscheint bemer
kenswert, dass beide Stoffe immer noch in relativ hohen Konzentrationen angetroffen
wurden, denn die Anwendung von Atrazin und Simazin wurde bereits vor einigen Jah
ren in Deutschland und vielen EU-Staaten verboten.
4.3.6 Zusammenfassung
Erwartungsgemäß ergaben sich auch im Jahr 2005 für die verschiedenen organi
schen Schadstoffe unterschiedliche räumliche Verteilungen und zeitliche Tendenzen.
Dabei lassen sich die Konzentrationen des Meerwassers z. Zt. besser bewerten als
die des Sediments. Für die meisten Schadstoffe ist die Elbe die Haupteintragsquelle
für die Deutsche Bucht. Generell nehmen die Schadstoffgehalte mehr oder minder
schnell von der Küste zur offenen See hin ab.
Außerhalb der Elbfahne sind die Konzentrationen von unpolaren Schadstoffen ge
wöhnlich sehr niedrig. Ein starker Konzentrationsabfall von der Küste zur offenen See
zeichnete deshalb die räumlichen Verteilungen sowohl der sehr lipophilen chlorierten
Kohlenwasserstoffe HCB, PCB und DDT, als auch der hochkondensierten PAK aus.
Dabei waren die Konzentrationen stark von den Schwebstoffgehalten der Proben ab
hängig.
Für die PCB- und DDT-Verbindungen der Chlorkohlenwasserstoffe wurden die Nach
weisgrenzen erniedrigt, so dass sie inzwischen auch in der äußeren Deutschen Bucht
in sehr geringen Konzentrationen nachweisbar waren. Die PAK-Gehalte des Meer
wassers liegen im Wertebereich der vorangegangenen Jahre; ein zeitlicher Trend ist
bisher nicht erkennbar.
Für die meisten Chlorkohlenwasserstoffe lassen sich aufgrund hoher Konzentrations
schwankungen im Meerwasser und kurzer Beobachtungszeiten keine robusten
Trends angeben. Die Konzentrationen der Hexachlorcyclohexan-Isomere a- und y-