Meereschemie
System Nordsee
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auf die Elbe als Belastungsquelle hinweist. Abweichend von den übrigen genannten
Elementen kommt Blei auch im äußeren Teil der Deutschen Bucht in erhöhten Kon
zentrationen vor. Die Gehalte der Elemente Quecksilber, Zink und Blei liegen im ge
samten Untersuchungsgebiet, die von Cadmium und weniger ausgeprägt Kupfer vor
allem in Küstennähe oberhalb der Hintergrundintervalle.
Seit Beginn der regelmäßigen Überwachung in den 1970er Jahren sind vor allem die
Quecksilber-, Kupfer-, Cadmium- und Nickelgehalte in der Feinkornfraktion des Ober
flächensediments zurückgegangen; dieser Trend zeigt sich im küstennahen Bereich
besonders deutlich. Für die Zinkgehalte lässt sich nur hier und insbesondere vor der
niedersächsischen Küste eine abnehmende Tendenz feststellen, während die Bleige
halte im gesamten Untersuchungsgebiet unregelmäßigen Schwankungen unterlie
gen. Eine Sonderrolle nimmt das ehemalige Dünnsäureverklappungsgebiet nordwest
lich von Helgoland ein. Hier wurden weiterhin vor allem erhöhte Eisen- aber auch
Zink-, Blei- und Arsengehalte gemessen. Ein rückläufiger Trend hat hier trotz Beendi
gung der Verklappungsaktivität im Jahr 1989 bislang nicht eingesetzt.
Abweichend vom Gesamtbild wurde in jüngerer Zeit wieder eine stärkere Sediment
belastung durch Quecksilber aber auch Blei und Zink im Einflussbereich der Elbe fest
gestellt. Unabhängig von diesen seit 1999 beobachteten Veränderungen führte die
Umlagerung von Sedimenten aus dem Hamburger Hafen zur Tonne E3 zu einer regi
onal begrenzten Zunahme der Konzentrationen von vor allem Cadmium, Kupfer,
Quecksilber und Zink im Oberflächensediment.
Radioaktive Stoffe (S. 231 ff.)
Die Überwachung war im Jahr 2005 auf die dosisrelevanten Radionuklide 137 Cs, 90 Sr
und die Transurane 238 Pu, ( 239+24 °)p u U nd 241 Am in der Deutschen Bucht fokussiert.
Die Verteilungen der Aktivitätskonzentrationen der Radionuklide wiesen hier nur ge
ringe räumliche Unterschiede auf. Die Konzentrationen lagen wenig über denen im
Oberflächenwasser des Nordatlantiks, die auf den globalen Fallout atmosphärischer
Kernwaffentests zurückzuführen sind. Die gegenüber dem Küstenbereich leicht höhe
ren Konzentrationen von 137 Cs im westlichen Seegebiet sind auf resuspendiertes Ma
terial aus dem hochbelasteten Sediment der Irischen See zurückzuführen.
Die effektive Gesamtexposition beträgt in Deutschland durchschnittlich 4 mSv pro Jahr
und Person, wovon die Hälfte auf medizinische, insbesondere röntgendiagnostische
Maßnahmen zurückzuführen ist. Die Kontamination der Nordsee durch künstliche Ra
dionuklide trägt zur Strahlenexposition der Bevölkerung nur über den Expositionspfad
»Fisch- oder Meeresfrüchteverzehr« bei. Aus einem durchschnittlichen Konsum von
14 kg im Jahr resultiert eine effektive Dosis von maximal 0.2 ¡iSv/a, die deutlich unter
der laut Strahlenschutzverordnung »trivialen Dosis< (10 ¡iSv/a) bleibt. Da sich aus der
Anreicherung von Radionukliden in der Nahrungskette kein signifikanter Dosisbeitrag
für den Menschen ergibt, dürfte dies auch für Flora und Fauna der Nordsee zutreffen.