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Full text: 44: System Nordsee - Zustand 2005 im Kontext langzeitlicher Entwicklungen

3 Meeresphysik 
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System Nordsee 
sich nicht mit den eher durchschnittlichen Abflussraten der Elbe erklären, befinden 
sich jedoch im Einklang mit der zeitlich parallelen Entwicklung des um etwa 1 PSU hö 
heren Salzgehalts auf der nur 15 sm westlich verankerten MARNET Station »Deutsche 
Bucht<. Die sehr geringen Salzgehalte im Januar / Februar sind konsistent mit der auf 
fälligen Westausbuchtung der Elbfahne um die Monatswende (Abb.4-6,S. 163), die 
durch flächendeckende Messungen belegt ist (FS Gauß #432) und durch den um die 
se Zeit antizyklonalen Strömungscharakter verursacht wurde (Tab. 3-1, S. 88). Die an 
schließende drastische Zunahme des Salzgehalts bei Helgoland Reede um über 2 
PSU auf 33.4 im April ist offenbar Folge des permanenten Einstroms salzreichen Was 
sers durch die Doverstraße und den Westrand der Deutschen Bucht, der in Verbin 
dung mit dem Sturmtief vom 7. April Stärken von bis zu 0.6 Sv erreichte (Abb. 3-2, S. 84). 
Auch die deutlich erhöhten Salzgehalte im Oktober / November sind auf persistente 
ostgerichtete advektive Salztransporte unter andauerndem südwestlichen Windan 
trieb zurückzuführen (Abb. 2-13, S. 61). Die Beständigkeit dieser Transporte zeigt sich 
auch in der geringen intramonatlichen Spannweite des Salzgehalts (Abb. 3-37). 
3.6.6 Zusammenfassung 
Im Winter 2005 war die Nordsee bis in den Bereich der Doggerbank mit salzreichem 
Wasser atlantischen Ursprungs gefüllt. Die relative Nordseefläche mit bodennahen 
Salzgehalten > 35 erreichte eine Rekordausdehnung von 63 % in der 1999 beginnen 
den Zeitreihe. Das starke südwärtige Vordringen von Atlantikwasser stand in ursäch 
lichem Zusammenhang mit unverändert hohen Salzgehalten im Nordostatlantik, ei 
nem erheblichen Sturmaufkommen im Dezember und Januar und massiven Volumen 
transporten über den Nordwestrand. Eine ausgeprägte vertikale Schichtung des 
Salzgehalts wurde im August 2005 in der nordöstlichen Nordsee beobachtet. Dieses 
vom Baltischen Ausstrom beeinflusste Seegebiet erstreckte sich mit Deckschichtsalz 
gehalten von durchweg < 34 deutlich weiter nach Süden (57° N) und Westen (2° E) als 
im Vorjahressommer. 
Charakteristisch für die Zeitreihe des Salzgehalts im »Fair Isle Current< im nordwestli 
chen Einstromgebiet von Atlantikwasser sind Quasizyklen mit Perioden von 6-9 Jah 
ren, deren negative Phasen mit den »Großen Salzgehaltsanomalien< im nördlichen 
Nordatlantik assoziiert sind. Für derartige, von zyklischen Schwankungen dominierte 
Zufallsgrößen treten starke Abweichungen vom mittleren Zustand (Anomalien) weit 
häufiger auf als bei Gaußprozessen. Die mit dem Anomaliekonzept verbundene Vor 
stellung von Außergewöhnlichkeit und Seltenheit ist insofern abwegig, als nicht der 
mittlere Schwingungszustand, sondern starke Abweichungen davon den (wahrschein 
lichsten) Normalzustand repräsentieren. 
Im Januar 2005 endete für die Elbe eine Phase geringer Wasserführung, die seit April 
2003 angedauert hatte. Der Gesamtabfluss der Elbe entsprach mit 21 km 3 /a dem 
langjährigen Mittel und auch die monatlichen Abweichungen von der Klimatologie wa 
ren unauffällig gering. Die im Frühjahr und Herbst deutlich erhöhten Salzgehalte im 
Seegebiet um Helgoland, welches typischerweise, aber keineswegs ständig, im Ein 
flussbereich des Elbeausstroms liegt, sind auf stationäre advektive Salztransporte 
durch die Doverstraße und den Westrand der Deutschen Bucht zurückzuführen.
	        
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