Skip to main content

Full text: 44: System Nordsee - Zustand 2005 im Kontext langzeitlicher Entwicklungen

3.5 Temperatur 
System Nordsee 
133 
halte) selbst bei hohen winterlichen Abkühlungsraten nicht mehr so weit oder schnell 
abnehmen, dass die kritische Meerwassergefriertemperatur (rechtzeitig) erreicht wird. 
Dies trifft offenbar auch auf den gegenwärtigen Winter (2008/09) zu, der im Binnen 
land bereits für Schlagzeilen und Kälterekorde sorgte und wieder mit einem Minimum 
solarer Aktivität zusammenfällt (Solarzykluswechsel 23/24, vgl. Loewe und 
Koslowski 1998). Die Temperatur war in der Deutschen Bucht im Januar mit 4.3 °C 
normal (4.2 °C) und lag damit immer noch 2.4 К (1.7 g) über dem Januarmittel der 5 
starken Eiswinter seit 1970. Selbst im Fall eines massiven Kälteeinbruchs im Februar 
ist unter solchen Vorraussetzungen nur noch ein >mäßiger< Eiswinter möglich. 
3.5.7 Zusammenfassung 
Von März bis August 2005 entsprachen die monatlichen geographischen Verteilungen 
der Oberflächentemperatur weitgehend der Klimatologie (1971 -1993). Winter und 
Herbst zeichneten sich demgegenüber durch großräumige, starke Warmanomalien 
aus, wobei die Temperaturabweichungen von NW nach SE Zunahmen und in der 
Deutschen Bucht zeitweilig bis zu 3 К erreichten. Räumlich gemittelte Oberflächen 
temperaturen im Winter (DJF, 7.8 °C), Herbst (SON, 13.2 °C) und November (11.5 °C) 
belegen die Ränge 3, 2 und 1 im Zeitraum 1969 - 2008. Mit einer Oberflächentempe 
ratur von 10.5 °C ist 2005 das elftwärmste Jahr. Da jahres- und langzeitliche Tempe 
ratu rentwicklungen in der Deutschen Bucht prinzipiell denen in der Nordsee entspre 
chen, ergeben sich hier ähnliche Rangfolgen. 
Die Temperaturschichtung der Nordsee hob sich im August 2005 durch eine tiefrei 
chende isotherme Deckschicht von allen anderen zwischen 1999 und 2008 im Som 
mer beobachteten vertikalen Temperaturverteilungen ab. Insbesondere waren die 
Temperaturen in Oberflächennähe (< 20 m) bis zu - 2 К kühler, im unteren Teil der 
Deckschicht (20 - 40 m) bis zu 4 К höher als im Mittel des Vergleichszeitraums. Ursa 
che für die angetroffene tiefreichende Durchmischung war die unbeständige Witterung 
von Mitte Juli bis Mitte August und speziell 2 Beinahe-Stürme, die in der flachen Deut 
schen Bucht bereits Ende Juli zur frühzeitigen Auflösung der thermischen Schichtung 
geführt hatten. Der von Tiefdruckstörungen geprägte Hochsommer führte in Verbin 
dung mit einem unter Hochdruckeinfluss hohem solaren Energieeintrag im Früh- und 
Spätsommer zum von Juli bis September andauernden Verharren der mittleren Ober 
flächentemperatur der Nordsee auf einem Plateauniveau von 15 °C. In der Deutschen 
Bucht übertraf die Septembertemperatur sogar diejenige im August, was seit Beginn 
der Analysen (1968) nie vorgekommen ist. 
Zum Verhaltensspektrum des nicht-linearen Klimasystems gehören abrupte Tempera 
tursprünge auf allen Zeitskalen. Das Temperaturklima der Nordsee zeichnet sich 
durch markante Regimewechsel in intra- bis interdekadischen Zeitabständen aus. Das 
1987/88 mit einem Temperatursprung von 0.8 К einsetzende Warmregime hat 2001/ 
02 mit einem weiteren Aufwärtssprung von 0.5 К ein extremes Niveau von 10.8 °C ein 
genommen, das um 1.5 К über dem des Kaltregimes der 1960er Jahre liegt. Die Tem 
peratu rregimes waren an monsunartig alternierende Windregimes und den jahreszeit 
lich wechselnden Temperaturkontrast zwischen Nordatlantik und europäischem Kon 
tinent gekoppelt. Kennzeichnend für die Winter (Sommer) des Kaltregimes (1977- 
1987) war kontinentale (maritime) Kaltluftadvektion aus Ost (West). Der Temperatur 
sprung 1987/88 war mit einer Umpolung des Windregimes verbunden, so dass jetzt 
maritime (kontinentale) Warmlufttransporte aus West (Ost) im Winter (Sommer) vor 
herrschend waren. Die tragende Rolle für den Fortbestand der jeweiligen Temperatur
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.