3 Meeresphysik
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System Nordsee
Wie in früheren Jahresstatistiken zeichnet sich die Richtungsverteilung der Windsee
durch ein Nebenmaximum im Sektor E-SE aus (Tab. 3-5). Aufgrund der geringen
Windgeschwindigkeiten und kurzen Windstreichlängen sind Wellenhöhen über 2 m
aus diesen Richtungen in der Deutschen Bucht jedoch selten. Die typische Bimodali-
tät der Richtungsverteilung blieb im Jahr 2005 ohne Entsprechung in der Windvertei
lung (Tab. 3-4). Tatsächlich wurde diese Eigenschaft in der Jahresstatistik unterdrückt,
denn die Lücke zwischen Haupt- und Nebenmaximum wurde durch die ungewöhnli
che Häufung von S-Winden im Herbstquartal geschlossen (vgl. Abb.2-12,5.59). Aus
Abb.3-11 geht ferner hervor, dass das Nebenmaximum in den übrigen Jahreszeiten
keineswegs stationär war, sondern sich von NE über E nach SE verschob und dabei
mit sekundären Moden in den Windseeverteilungen korrespondierte.
Während Wind- und Seegangsrichtung weitgehend übereinstimmen, ist für die Aus
prägung der Wellenhöhe neben Windstärke und Wirkdauer die Länge der Anfachstre
cke von entscheidender Bedeutung. So führten durchaus starke S-Winde im Herbst
nur zu Wellenhöhen um 1 m, während ähnliche Windstärken aus SW und NW im sel
ben Quartal etwa 2 m hohen Seegang erzeugten (Abb.3-11). In der Deutschen Bucht
treten die höchsten Wellen fast grundsätzlich mit NW-Winden auf.
In Ergänzung der Jahresstatistiken von Tab. 3-2,5.95 und Tab. 3-3,5.97 lassen sich für
die (Windsee und Dünung umfassende) signifikante Wellenhöhe an der Position
UFS DB für das Jahr 2005 folgende Kennzahlen angeben: Mittelwert 1.5 m, P 90 -Zentil
2.8 m, Maximum 8.1 m.
3.3.3.2 Zentrale Nordsee
Wind- und Windseeverteilungen an der Position >Ekofisk< charakterisieren die Verhält
nisse in der zentralen Nordsee (Tab. 3-6, Tab. 3-7, Abb.3-12). Im Unterschied zu früher
veröffentlichten Ergebnissen wurde auf eine Zensierung der Verteilungen verzichtet (s.
Fußnote, 5. 98).
Die Jahresstatistiken sind hinsichtlich der Richtungsverteilungen (Zeilensummen)
durch ein breites Plateau gekennzeichnet, das sich über die gesamte Westhemisphä
re von S bis N erstreckt und in den Sektoren SW und NW am stärksten besetzt ist. Die
höchsten Windgeschwindigkeiten und Wellenhöhen sind an westliche Richtungen ge
bunden. Die höchste Windsee trat mit 9.6 m am 20. Januar in Verbindung mit dem Or
kantief >lngo< ein (vgl. Abb.3-10,5.96).
Die mittlere Windgeschwindigkeit lag mit 8.9 m/s merklich höher als an der Position
UFS DB (8.1 m/s), denn die Besetzungsdichte der Windgeschwindigkeitsklassen jen
seits 12 m/s übertraf diejenige in der Deutschen Bucht um den Faktor 4/3. Die kumu
lierte Häufigkeit von Windseen > 2m lag mit 25 % um den Faktor 1.7 höher. Demzufol
ge überstieg auch die mittlere Höhe der Windsee bei Ekofisk mit 1.3 m diejenige am
UFS DB um 0.3 m. Die geringeren Wellenhöhen in der Deutschen Bucht sind jedoch
nicht ausschließlich auf geringere Windgeschwindigkeiten zurückzuführen. Kürzere
Windstreichlängen für die Richtungen N (über E) bis SW sowie geringere Wassertie
fen wirken sich ebenfalls dahingehend aus. Deutlich wird dies beim Vergleich der obe
ren Wellenhöhenklassen im genannten Richtungssegment, welche auf der Position
UFS DB wesentlich schwächer oder gar nicht besetzt sind (vgl. Tab. 3-5, 5.98 mit
Tab. 3-7).
Neben dem in allen Jahreszeiten präsenten Häufigkeitsmaximum für Wind und See
gang aus NW weisen die saisonalen Verteilungen - außer im Winter - einen breiten