(!
Allgemeiner
Charakter
der
Arbeiten der
Seewarte.
Zur
Erinnerung
Personal der
Seewarte.
Zweig
stationen.
Die Seewarte hat es von Anfang an vermieden , den Schwerpunkt ihrer
Thätigkeit in kurzen gelegentlichen Mittheilungen zu suchen, wozu ihr die so
zu sagen aus allen Gegenden der Erde eingehenden Wetterbücher allerdings
Gelegenheit genug boten. Von der Ansicht ausgehend, dass dazu die Tages
blätter und Fachzeitschriften den nöthigen Raum bieten, hat sic vielmehr darnach
gestrebt, das grosso ihr zuströmende Material zu umfassenden Arbeiten zusammen
zu drängen, als deren letztes Ziel Scgelanweisungen für die grossen Routen auf
der ganzen Erde erscheinen. Die Seewarte benutzt aber zu diesem Werke direct
nur die Erfahrungen deutscher Schiffe, deren Führung, Bauart und Ausrüstung
ihr bekannt sind, weil Leistungen und Erfahrungen fremder Nationalitäten theils
an sich vielfach als unzutreffend für unsere Verhältnisse zurückzuweisen sind,
theils wegen mangelnder Controlle gerechte Bedenken erregen, eine Fusion des
halb nur Oonfusion anrichten würde, und darum auch von andern Instituten
refüsirt wird. Da die Vorbereitungen zu solchen Arbeiten sehr weitläuftiger
Art sind, und namentlich eine ungeheure Masse Material dazu gesammelt werden
muss, — die holländische Seewarte hat vor Kurzem monatliche Segelanweisungen
von Java nach dem Kanal veröffentlicht, wozu 1142 Reisen, also für jeden Monat
durchschnittlich 100 Reisen holländischer Schiffe benutzt sind — so erklärt es
sich leicht, warum wir erst jetzt beginnen können, mit oceanischen Segelwegen
an die Ocffentlichkeit zu kommen. Die Arbeit ist indessen schon zu umfang
reich geworden, um sie dem Jahresbericht so einzuverleiben, wie wir voriges
Jahr die 1188 Dampferreisen zwischen dem Kanal und Newyork in einem Anhänge
beilegten; sie wird als selbstständige No. V. unserer Mittheilungen alsbald dem
Jahresberichte naebfolgen.
Einen herben Verlust hat im verflossnen Jahre die Seewarte erlitten, dadurch,
dass der Herr Dr. Soetbeer, seitheriger Secrctair der Handelskammer, und als
solcher an der Gründung und Leitung des Instituts zunächst betheiligt, seinen
Wohnsitz von hier nach Göttingen verlegt hat. Wie er mit raschem Blick das
Zeitgemässe der Stiftung erkannte, so hat er mit tiefster Einsicht in die Bedürf
nisse des Instituts demselben ein unverändertes Wohlwollen entgegengebracht,
und wird die Seewarte sein Andenken als das ihres wärmsten und werkthätigsten
Freundes bewahren.
Das Personal der Central-Station ist der Zahl nach dasselbe geblieben;
statt des in den Dienst der Kaiserlichen Marine zurückgetretenen Herrn Lieutenant
Darmer ist Herr Kapitain Schlick aus Brieg für das Institut gewonnen; die
älteren Assistenten, Herr Obersteuermann Mewes aus Hamburg, Unterlieutenant
der Seewebr a. D. Reinert aus Brombcrg und Herr Kapitain Koldewey fungiren
in gewohnter Weise weiter.
In den Zweigstationen ist keine Veränderung eingetreten. Die Zweigstation
Bremerhaven fahrt fort, uns theils durch die grosse Anzahl der von den Segel
schiffen der Weser geführten Wetterbücher kräftig zu unterstützen, theils durch
die grosse Menge der von den Dampfern des Norddeutschen Lloyd in Bremen,
laut genereller Instruction, also amtlich, geführten Wetterbücher schätzbarste
Materialien zur Kenntniss des nordatlantischen Oceans und der westindischen
Sec zu liefern. Es ist dort das Prinzip der Leistung und Gegenleistung in einer
Weise durch geführt, wie es leide;- noch nicht von allen Stationen in gleicher
Weise zu rühmen ist. Von der Ostseefiotte betheiligen sich immer noch ver-
hältnissmässig wenig Schiffe an den Arbeiten der Seewarte; wir bemerken aber um so