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Während mehrerer Jahre kein Gelbfieber, aber etwas Sumpffieber und Dy
senterie (Ruhr).
Seit einigen Jahren keine Sterbefälle auf Norddeutschen Schiffen, es laufen
von denselben 12—16 jährlich ein.
Vom 1. Januar bis 30. Juni 1870 starben an Dysenterie: 67, Sumpffieber: 27.
Es existirt ein in jeder Beziehung gut eingerichtetes Hospital, und Seeleute
werden in demselben unentgeltlich und zwangsweise aufgenommen, d. h. der
Kapitain des Schiffes ist verpflichtet, jeden Mann, der sich krank meldet, in's
Hospital zu senden.
In der Kolonie British Guiana starben 1869 3 °/o, in Georgetown selbst
4 ß5 /ioo % der 30,000 betragenden Einwohner.
16) Paramaribo, (Surinam) 5° 44'N., 55°13'W., 20. Deceraber 1 870.
(Niederländisch Guiana.)
In den letzten 3 Monaten kamen Dysenterie (Ruhr) und Sumpffieber nur
hin und wieder vor, Gelbfieber und Cholera gar nicht. An jenen Krankheiten
sind in dieser Zeit bei einer Bevölkerung von etwa 18,000 ungefähr 100 gestorben.
Es waren keine Norddeutsche Schiffe im Hafen. Als Heilmittel werden
Säuren, Opium, Caloniel, Chinin gerühmt.
Eine besondere Heilanstalt für erkrankte Seeleute existirt nicht, docli
werden sie in dem als besonders zweckmässig und geräumig gerühmten Militär-
H ospital aufgenommen.
17) Maceiö, 9” 39' S., 35° 41' W. (Brasilien), 20. September 1870.
Während der letzten Jahre und an Bord der Schiffe Gesundheitszustand
besonders gut.
18) Rio de Janeiro, 22 H 55' S., 43° 9' W. 2. September 1870.
Eine Gelbfieberepidemie hatte 1 809 im Juli (kältere Jahreszeit), was früher
nie vorgekommen, angefangen und im Mai 1870 noch nicht aufgehört.
Vom 1. Juni 1809 bis 30. Juni 1870 verloren die Norddeutschen Schiffe
an dieser Krankheit: 9 Kapitaine, 8 Steuerleute, 74 Matrosen.
Die Mittheilung klagt sehr über die ungesunde Lage des Theiles des Hafens,
der Gamboa genannt wird, und wo die meisten Schiffe ihre Ladung einnehmen
und löschen. In eben diesem Theile befindet sich ein Hospital, welches zur
Zeit der Gelbfiehevepidemie von Kranken überfüllt war. Es starben in dem
selben 35 °/o der Erkrankten, während in einem andern Hospitale, welches in
einem gesunden Theile des Hafens, Juruguba genannt, gelegen ist, nur 18°/«>
verloren wurden. In jenem ungesunden Theile des Hafens sind grosse Kohlen
lager, die nach übereinstimmenden Angaben von Aerzten in den verschiedensten
Seehäfen die Entwickelung und Eixirung des gelben Fiebers besonders begünstigen
sollen. Es werden Baracken-Lazaretbe für die Behandlung der Gelbfieberfälle
besonders empfohlen. IJebrigens sei die Sterblichkeit von 1869—70 viel ge
ringer, als in der früheren Epidemie 1849—-61. Durch die englische city im-
provements Company seien Rios hygienische Verhältnisse bedeutend verbessert
worden.
Die Behandlung dos Gelbfiebers, von einem besonders gerühmten Arzte
angegeben, beschränkte sich auf Anordnung passender Diät, Bekämpfung des
hochgradigen Fiebers, nach den in Deutschland für Behandlung der typhösen
Fieber angenommenen Grundsätzen, durch kalte Waschungen, Trinken kalter
alkalinischer, kohlensäurehaltiger Wasser und Verabreichung massiger Gaben
Chinin. Gegen das Brechen wurden Morphium und Eispillen, gegen Blutbrechen