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Full text: Jahresbericht 1870

XVIII 
Der Fragebogen enthielt Folgendes: 
1) Hat im letzten Vierteljahr in Ihrem Wohnort oder dessen Umgegend 
gelbes Fieber, Sumpffieber, Dysenterie (Ruhr) oder Cholera geherrscht? 
2) Wie gross war die Zahl der Sterbefalle an einer dieser Krankheiten im 
letzten Vierteljahr? 
3) Haben die Mannschaften der Norddeutschen Schiffe in Ihrem Hafen im 
letzten Vierteljahr an diesen Krankheiten gelitten? 
4) Haben sich irgend welche gegen die Krankheit schützende Vorsichts- 
massregeln bewährt? 
5) Welche Mittel haben sich bei den von der Krankheit Befallenen am 
besten bewährt? 
6) Sind seit der letzten Mittheilung hinsichtlich der für die Heilung und 
Verpflegung kranker Seeleute bestehenden Anstalten, namentlich hinsichtlich 
der Hospitäler, der Anzahl der Aerzte u. s. w. Aeuderungen cingetreten? 
Allerlei Hindernisse verzögerten übrigens bis zum 27. Juli 187t) den Abgang 
der Circulare. Trotz des Krieges sind nun schon eine Reihe von antwortenden 
Briefen cingegangen, aus denen hier einige Auszüge folgen. 
I. Nordamerika mit Bermudas- und Sandwichinseln. 
1) San Francisco, 37° 49' N., 122° 22' W. 27. Aug. 1870. 
Seit Ende des Jahres 18(38, wo Blattern grassirten, haben keine Krank 
heiten in grösserem Umfange geherrscht. 
2) Bermuda-Inseln, 32° 22' N., 04° 38' W. St. George, 20. Sept. 1870. 
Weder Dysenterie (Ruhr) noch Sumpfticbcr noch Cholera sind je als Epidemie 
vorgekommen: seit 1864 kein gelbes Fieber (vomito nero), welches dagegen 
1843, 53, 56, 64 vorhanden. Während dieser letzten Gelbfiebcrepidemic starben 
von Juli bis November bei einer Bevölkerung von 14500, 2000 Mann Truppen 
eingerechnet, 470 und zwar viel mehr Europäer als Eingeborene. Die Mann 
schaften Norddeutscher Schifte haben nicht gelitten. Es wird erklärt, dass die 
Krankheit immer eingeschleppt worden sei. Als Vorsichtsmassregel, um sich 
vor dem Ausbruch der Krankheit zu schützen, habe sich gute Diät als das 
beste Mittel bewährt. Die Massregelu, von welchen mau beim gelben Fieber 
selbst noch den meisten Nutzen gesehen habe, seien; 
1) Heisses Bad, um möglichst bald Transpiration zu bewirken, 
2) Kastoröl (Ricinusöl). 
Das Wichtigste aber sei, den Patienten in horizontaler Lage zu erhalten. 
Ferner dürfe der Magen nicht mit Flüssigkeiten überladen und keine Spur 
Fleischnahrung gegeben werden. Am 4. und 5. Tage des Fiebers besondere 
Vorsicht und, wird der Kranke mit Aufhören des Fiebers kalt, Champagner, 
Branntewein u. dgl. zu verabreichen. 
3) Sandwichinseln, Honolulu, 21°18'N., 157" 54' W. ll.Oct. 1870. 
Gelbes Fieber (vomito nero), Sumpffieber waren nie auf diesen Inseln, nur 
hin und wieder Ruhr, welche mit Ipecacuanha behandelt wird Die Quarantaine- 
Gesetze sind in den letzten 21 Jahren nur gegen Schifte in Anwendung ge 
kommen, die Blattern an Bord hatten. Norddeutsche Schiffe haben im letzten 
Vierteljahr keinen Verlust au Menschenleben gehabt. Die Bevölkerung nimmt 
ohne Epidemien ab, in den letzten 3 Jahren wurden 6024 geboren und star 
ben 9489.
	        
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