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Full text: Jahresbericht 1870

Der Wirkungskreis der Seewarte hat sieh in diesem Jahre noch auf ein 
anderes Gebiet ausgedehnt. 
Die Opfer an Leben und Gesundheit, welche unsere Seeleute alljährlich an 
den Ficbcrküstcn Asiens, Afrikas und Amerikas bringen müssen, legten dem 
Unterzeichneten, als medicinischen Lehrer der Hamburgischen Navigationsschüler, 
während er sich mit diesen Fiebern beschäftigte, den Gedanken nahe, auf Mittel 
und Wege zu sinnen, jene Opfer zu vermindern. Es erschien dabei vor Allem 
nothwendig, Genaueres und in regelmassig wiederkehrenden Zeitabschnitten von 
jenen gefährlichen Küsten zu erfahren. Als besonders wünschenswerth musste 
es ferner erscheinen, Nachrichten darüber zu erhalten, ob eine Regelmässigkeit 
im Herrschen dieser Krankheiten vorhanden sei, ob einige Punkte jener Littoralc 
weniger gefährlich als andere, und ob es sich vielleicht durch gehörige Rücksicht 
nahme auf Zeit und Raum erreichen lasse, die Zahl jener Verluste an Leben 
und Gesundheit zu verringern. Eine Art von Hoffnung in Beziehung hierauf liess 
sich schon jetzt auf Nachrichten fnndiren, die zerstreut in medicinisch-wissen- 
schaftlichen Werken zu finden sind und die z. B. beim gelben Fieber angeben, 
dass dasselbe in einander nahe gelegenen Häfen oft Monate früher oder später 
anfängt und aufhört. Sollte man ferner es ermöglichen, regelmässige Mitthei- 
lungcu von jenen Küsten zu erlangen, so liess sich jedenfalls erwarten, dass 
man eine neue Art von Statistik über die Verluste unserer Marine begründen 
würde, die in praktischer wie wissenschaftlicher Beziehung wenigstens gleich 
wichtige Resultate bringen könnte, wie ähnliche Studien auf anderen Gebieten. 
Es kam nun darauf an, sich mit Persönlichkeiten in Verbindung zu setzen, 
die vertrauenswürdige Mittheilungen von transatlantischen Plätzen aus liefern 
möchten. 
Der Präses unserer Handels- und Schifffahrts-Deputation, Herr Bürgermeister 
Kirchenpauer, Dr., dem ich schon im Anfänge dieses Jahres den Plan verlegte, 
sowie Herr Syndikus Merck, Dr., nahmen sich bereitwillig der Ausführung desselben 
an. Es wurde nun zunächst die Norddeutsche Seewarte als der geeignete Ort 
bezeichnet, von wo aus die Bitten um Mittheilungen nach auswärts dirigirt und 
wohin die Antworten wieder zurückströmen möchten, damit sie gesammelt und 
das Wichtige aus ihnen in geeigneter Weise veröffentlicht, und vielleicht auch 
bei Rathschlägen in Beziehung auf Richtung der Fahrt den Schiffsführern zu 
ertheilen mit der Zeit benützt werden könnten. Herr Director von Freedcn 
übernahm aufs Eifrigste seinen Anthei! bei dieser neuen Thätigkeit. Es wurde 
alsdann ein Fragebogen componirt und ein Planiglob vom Schreiber dieses ange 
fertigt, dessen verschieden colorirto Küsten farbig Krankheiten, soweit wir von 
denselben bis jetzt wissen, bedeuteten, und alles dieses von einem empfehlenden 
Circular des Herrn Syndikus Merck Dr. begleitet abgesendet und zwar mit Vor 
zug au solche Herren, welche in den in Frage kommenden Plätzen mit Con- 
sular-Fuuctiouen betraut waren, da man dieselben natürlich für besonders ver 
trauenswürdig und unterrichtet erachten musste und am ehesten bereit, ein 
gemeinnütziges Unternehmen auch ihrerseits zu unterstützen. Diese Erwartung 
ist nicht getäuscht worden.
	        
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