Wladimir Köppen zum 80. Geburtstag,
Von Paul Perlewitz, Hamburg,
ce , 1 dem ehrwürdigen Forscherantlitz auf der Einlage unseres Ehrenheftes
CE begrüßen wir den allseits hochverehrten Meister der Meteorologie W.Köppen
NA zu seinem 80, Geburtstage und wünschen ihm ein weiteres gesegnetes
EZ [ebensglück. An dem photographisch wiedergegebenen Schriftstück freuen
wir uns des weiteren über Köppens klare und charaktervolle, vom Alter noch
unveränderte Schrift sowie über seinen Humor; die Rücksendung des an Köppen
gesandten Glückwunschtelegramms im Original in dieser geistyroll-humoristischen
Weise hat ihm, weil er damit seiner Lebensarbeitsstätte und seinen ehemaligen
Kollegen die ihm zugedachte Ehrung zurückgeben konnte, mehr Freude gemacht
als die Glückwünsche an ihn selbst, Und was wird er nun sagen, da er das
Telegramm hiermit doch wieder zurückerhält? — „OÖ, pardon!“
Köppen war und ist kein Freund von Förmlichkeiten und offiziellen Ehrungen,
Von den ihm zuteil gewordenen Auszeichnungen seien außer den vielen Ehren-
mitgliedschaften von Gesellschaften und Vereinen des In- und Auslandes hier nur
folgende genannt: Im September 1908 wurde er zum Ehrendoktor der Universität
Dorpat ernannt, Am 13, September 1909 erhielt er vom König von Schweden
das Ritterkreuz des Nordsternordens, am 25, September 1916 von der Öster-
reichischen Gesellschaft für Meteorologie die Hann-Medaille und Anfang 1921 die
Neumayer-Medaille. Seit dem 9, März 1922 ist er Korrespondierendes Mitglied der
Preußischen Akademie der Wissenschaften. Auch das Eiserne Kreuz 2. Klasse am
weiß-schwarz-weißen Bande und das Hanseatenkreuz erhielt er als Admiralitäts-
rat 1917 in vollster Berechtigung für seine meteorologischen Leistungen für die
Marine und die Seekriegführung. Allerdings trug er die verliehenen Orden bei
Festlichkeiten meist in der Tasche,
Freiheit, Arbeitsamkeit, Gründlichkeit, Idealismus, Friedfertigkeit (nationale
und internationale), Zuverlässigkeit und Genügsamkeit sind bei Köppen groß
geschrieben, Er erwartete aber im Leben das gleiche auch von seinen Mitmenschen
als Selbstverständlichkeit und Pflicht und sah sich, wenn dies nicht zutraf, oft-
mals getäuscht, wie es Idealisten leider so häufig geht. Dennoch ist sein bis-
heriges Leben köstlich gewesen, weil es arbeits- und erfolgreich war, so daß wir —
Meteorologen und Freunde, alle einig — mit seinen Angehörigen, so freudig wie
diese, heute rufen können:
Denn wer den Besten seiner Zeit genug
Getan, der hat gelebt für alle Zeiten,
Man sagt: 70 Jahr ein Greis — 80 Jahr schneeweiß! Trifft dies bei Köppen zu?
Für uns jüngere Kollegen, Schüler, Freunde oder Nachbarn aus Eimsbüttel
und Großborstel, mochte der Altersunterschied auch nur gering sein, war Köppen
stets der „alte liebe Professor“; der Grund dazu war sein früh bekannter Name,
seine Ruhe, die Art und Weise der Unterhaltung und Belchrung, aus der Jung
und Alt stets großen Nutzen zog, und sein Forscher- und Professorenaussehen.
Auf den verliehenen Professorentitel gab er übrigens wenig, dagegen mehr auf
den Doktor, den er sich ja selbst erworben hatte durch seine Dissertation „Wärme
und Pflanzenwachstum“. Was aber das merkwürdigste an diesem „alten Professor“
war, er wurde niemals älter! In den Augen der Mitwelt war er fast derselbe,
ob er 38 Jahre alt war — damals bekam er den Professorentitel — oder 70 Jahre.
Köppen-Heft der Ann, d, Hrdr. us. 1928.