Seilkopf, H.: Meteorologische Flugerfahrungen im nordwestlichen Deutschland. 77
und am Kaiser-Wilhelm-Kanal aufsteigenden Hügel nördlich von Itzehoe; an der
Flugstrecke nach Kiel der Westabhang der Holsteinischen Seenplatte bei Sege-
berg; an der Kopenhagen-Strecke die Ostholsteinische Seenplatte zwischen
Oldesloe und Oldenburg (Holstein) mit dem schwierigsten Abschnitt bei Eutin-
Plön, ferner das südseeländische Hügelgelände bei Stavnstrup; an der Stettin-
Strecke die südlichen Ausläufer des Holsteinischen Hügelgebiets bei Trittau
und die Hügel an der mecklenburgisch-vorpommerschen Grenze mit dem Helpter
Berg bei Strasburg; an der Berlin-Strecke die Höhen des Sachsenwaldes; an der
Hannover-Strecke der Geestrücken bei Harburg mit den Schwarzen Bergen und
der Haake und weiter südlich der Wilseder Berg; an der Bremen— Amsterdam-
Strecke teilweise schon die Elbhöhen zwischen Gr. Flottbeck und Blankenese, dann
die westliche Abdachung der Harburger Höhen bis zur Linie Buxtehude— Zeven,
sodann in Holland die im Südosten der Zuidersee gelegenen Höhen bei Apeldoorn,
die auch für die Flugstrecke Hannover—Amsterdanı in Betracht kommen.
Die Hügelgebiete weisen zunächst auf ihrer Luvseite eine Verstärkung der
Regenböen auf, da an ihren Flanken ein verstärktes Aufsteigen der Luft statt-
finden muß. Deutlich konnte ich die mit ansteigendem Gelände zunehmende
Intensität der Regenböen z. B. auf einem Fluge unter Herrn Babekuhls Füh-
rung am 10, September 1924 von Amsterdam nach Kopenhagen bei stürmischem
Nordwestwind im Abschnitt Zeven—Hamburg und Oldesloe— Eutin beobachten.
Viel hindernder für den Luftverkehr ist es aber, daß die genannten Hügel-
gebiete häufiger als ihre Umgebung in Nebel gehüllt sind. Ihre Höhe, die sich
teilweise auf etwa 160 m erhebt, genügt in manchen Fällen bereits, um sie in
die im Küstengebiet häufig niedrigen Wolkendecken eintauchen zu lassen. Hinzu
kommt, daß bei Wind zuweilen die Wolkendecke mit Annäherung an die Hügel
tiefer herabkommt. Wir haben dann außerhalb der Hügel unteradiabatisches
Temperaturgefälle, an und über den Hügeln im Bereiche der Aufwind- und
Turbulenzzone dagegen adiabatisches Temperaturgefälle, so daß die Konden-
sationshöhe darin tiefer liegt. Ist in solchen Fällen die Wolkendecke im Flach-
lande auch etwas höher als die höchsten Erhebungen der Hügelgebiete, so sind
diese dennoch in den Wolken, wie ganz schematisch Skizze 1 darstellt. Auf
Fig. 2.
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300
200
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Senkung der Wolkendecke über Hügelgelände,
liese Weise ist es möglich, daß der Abschnitt Itzehoe an der Flugstrecke Ham-
burg— Westerland bereits häufiger von Schlechtwetter betroffen wird, indem auf
der Luvseite der zwar nur 50 bis 70 m hohen, aber steil aus den Marschen an-
steigenden Hügel feuchte Luftmassen zum Aufsteigen mit verstärktem Tempe-
raturgefälle gezwungen werden und die Wolkendecke tiefer herabkommt.
Eine weitere Reihe von Nebeln in den betrachteten Streckenabschnitten er-
weisen sich als Wogennebel im Sinne von Georgiil): Über kältere, dichtere
Luftmassen unten strömen wärmere, weniger dichte, so daß an der Schicht-
zrenze Wogenbildung stattfindet. Bei Sättigung dicht unterhalb der Schicht-
zrenze wird die Luft im Wellenberg gehoben und kondensiert ihre Feuchtigkeit.
[n diesen Fällen wirken die Hügelgelände insofern nebelverstärkend, als die
Erhebung des Geländes die Schichtgrenze näher an die Erdoberfläche bringt,
das erzwungene Aufsteigen der Kaltluft auf der Luvseite die Kondensation ver-
mehrt und das erzwungene Auf- und Absteigen der Stromlinien über dem
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1)
) W. Georgii, Die Entstehung des Nebels. Ann. d. Hydr. usw. 1920, S, 250 ff.