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Full text: Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Defant, A.: Die Austauschgröße der atmosphärischen und ozeanischen Zirkulation. 17 
die abgeleiteten Werte natürlich ungenau, da durch andere Prozesse, die hier 
keine Berücksichtigung erfahren haben (z. B. Vereisung, Schmelzwärme u, dgl.) 
Abweichungen zu erwarten sind; für das Gebiet zwischen 50° N und 40° 8 stehen 
die neu ermittelten Werte in folgenden Zahlenreihen (abgerundet auf ganze Zahlen) : 
Mittlerer Wärmetransport in den Ozeanen (positir von Süden gegen Norden). 
Breite 
Moon! 40° | 300 | 20° | 10° | 0° 1008! 200 | 3001 400' 
Wärmetransport über die | | ) 
einzelnen Breitenkreise + 124 1814 1514 5 |- 14|- 18|- 17[- 16|- 14 
Wärmetransport quer über | | | | | ) 
km des Breitenkreises +0,35 +0,71/+0.91+0.59/+0.16/-0,44!--0.57/-0.59|-0.56[_0.47 
Temperaturgefälle an der | / | | 
Oberfläche ........... 4.0 16.3 -5.5 |-2,5 |-0.7 +0,6 41.3 142,5 145.0 145,9 
Austausch der ozeanischen | ; 
Zirkulation „-........ | 34143 |64| 9.1! 89 283 [169 | 9.1 | 4.3 130 1 101 cm 1 gseo— 
Die Wärmeverfrachtung gegen die höheren Breiten findet in jeder Hemisphäre 
Am intensivsten im Breitengürtel von 20° bis 30° statt; dies deutet wohl darauf 
hin, daß vor allem die großen ozeanischen Zirkulationen der Subtropen mit dem 
meridionalen Wärmetransport in Verbindung stehen; da in den westlichen Teilen 
derselben bis etwa 40° Breite die Stromrichtung stets mehr polwärts, in den öst- 
lichen mehr äquatorwärts gerichtet ist, ist es fraglich, ob man diese Transporte 
noch als Austauschprozesse auffassen kann, wenn auch durch sie sicherlich eine 
Durchmischung der Wassermassen wie bei wandernden Störungen erfolgt. Auf 
der Nordhalbkugel ist die Abnahme des Wärmetransportes gegen die höheren 
Breiten rasch, auf der Südhalbkugel hingegen langsam. Die Schwankungen im 
breiten Oststromgürtel der Südhemisphäre sind wohl der Grund, daß hier noch 
bedeutende Wärmemengen gegen die hohen südlichen Breiten abgesaugt werden. 
Aus den gegebenen Zahlen läßt sich mit Hilfe der bekannten mittleren Jahres- 
jemperaturen der Meeresoberfläche für die einzelnen Breiten die Austauschgröße 
der ozeanischen Zirkulation berechnen, Hierbei wurde durchwegs die Schichte, 
die für den Wärmetransport in Betracht kommt, entsprechend der Tiefe der 
Oberflächentrift zu rund 300 m angenommen. Im allgemeinen Durchschnitt wird 
diese Annahme den wirklichen Verhältnissen entsprechen, wenn auch im Einzel- 
fall bedeutende Abweichungen vorkommen dürften. Übrigens ist die berechnete 
Austauschgröße verkehrt proportional dieser Zahl, so daß eine Umrechnung für 
pine andere Mächtigkeit der Oberflächenströmung leicht durchzuführen ist. 
Die Größenordnung des ozeanischen Zirkulationsaustausches ist rund 
8 107cm-—! gsec—, Sie unterscheidet sich nur wenig von der des atmosphärischen 
Zirkulationsaustausches. Während aber letztere Größe bestimmt in den mittleren 
Teilen der gemäßigten Breiten entsprechend der maximalen Häufigkeitszone der 
Tiefdruckgebiete daselbst, ihr Maximum erreicht, zeigt sich in den Ozeanen im 
Durchschnitt der größte Austausch in den äquatorialen Teilen derselben. Viel- 
leicht ist dies als eine Folge der lebhaften Mischungsprozesse aufzufassen, die 
zwischen den Äquatorialströmen einerseits und dem Gegenstrom zwischen den- 
selben andererseits auftreten dürften. 
Die durch den ozeanischen Austausch von den hochtemperierten tropischen 
and subtropischen Zonen polwärts verschobenen Wärmemengen sind bedeutend, 
werden aber zum größten Teil zur Deckung der erforderlichen Wärmemengen 
für die vermehrte Verdunstung benutzt. Sie gelangen somit erst nach Konden- 
sation der verdampften Wassermassen in die Atmosphäre und tragen erst dann 
zur Erhöhung der Temperatur der Atmosphäre höherer Breiten bei, Die obigen 
ÖÜberschlagsrechnungen können natürlich nur ein grobes Bild der meridionalen 
Wärmeverfrachtung geben; genaueren Einblick in diese Fragen wird man erst 
gewinnen, wenn für einzelne Ozeane neuere systematische Beobachtungen ihrer 
Strömungen und Temperaturverteilung vorhanden sein werden. 
„dA 
Können-Hefit der Ann. d. Hydr. usw. 1988.
	        
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