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Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw, 10926,
stärker die mittlere Luftbewegung ist, um so schwächer die Turbulenz in der
Richtung derselben ist. Die Turbulenz in beiden Richtungen gehen nahezu
parallel. Ob diese auffallenden Beziehungen zwischen Stärke und Richtung der
Luftströmung und der Größe des Massenaustausches in den verschiedenen Rich-
tungen mit den hydrodynamischen Eigenschaften einer Turbulenzströmung im
Einklang stehen, läßt sich nicht ohne weiteres sagen. Bestimmteres ließe sich
wohl aussagen, wenn wir für jedes Jahr eine Auszählung der den einzelnen
Breitenzonen Europas folgenden Zyklonen und Antizyklonen besäßen; denn diese
bedingen in erster Linie die Turbulenz der allgemeinen Strömung. Gehen ihre
Bahnen in der Mehrzahl direkt über Mitteleuropa, so wird die Turbulenz sowohl
senkrecht wie in der Richtung der mittleren Strömung groß sein. Die obigen
Korrelationen zeigen dann, daß die allgemeine mittlere Strömung mehr südlicher
Richtung und schwach ist, d. h. das Isländische Minimum muß südlicher als
normal liegen und gleichzeitig schwächer entwickelt sein. Dies stimmt damit
überein, daß dann die Bahnen der Zyklonen südlicher verlaufen als sonst. Sind
hingegen die Turbulenzwege senkrecht zur mittleren Strömungsrichtung gering,
zo ist nach den obigen Korrelationen die mittlere Strömung mehr westlich und
die Stärke derselben übernormal, Dies besagt, daß die Bahnen der Störungs-
gebiete über Nordeuropa gehen und diese die Windverhältnisse von Mitteleuropa
weniger beeinflussen, Das Isländische Minimum ist dann mehr gegen das euro-
päische Nordmeer ausgebreitet und der Isobarenverlauf verläuft über Europa
mehr west-östlich, So orientieren uns die Turbulenzwege über den allgemeinen
Witterungscharakter der einzelnen Jahre, soweit dieser durch die Lage der
Bahnen der Tief- und Hochdruckgebiete bedingt ist, Eine nähere Untersuchung
über den Zusammenhang zwischen Austauschgröße und Verteilung der meteoro-
logischen Elemente ist hier nicht vorgenommen worden, zweifellos wird aber
ein solcher vorhanden sein. Die Werte der Tabelle geben nur ein Bild über
die möglichen Schwankungen des Zirkulationsaustausches; sie erreichen Ab-
weichungen vom Mittelwert bei 5.5 107 bis zu etwa 25 Prozent,
Die Bestimmung der Austauschgröße der atmosphärischen Zirkulation gelingt
guch aus der Definitionsgleichung der Scherkraft einer turbulenten Strömung ;!)
denn die Größe der Spannungskomponenten derselben für einen bestimmten Ort
[läßt sich wieder aus den terminmäßigen Beobachtungen oder Registrierungen der
Windrichtung und -stärke zahlenmäßig berechnen, Auch daraus ergibt sich als
Austauschgröße rund 5 bis 10 10’cem-—!gseec-7l In ähnlicher Weise folgt gemäß
der von L. F. Richardson entwickelten Theorie aus der von einem Punkte der
Erdoberfläche innerhalb der außertropischen Zirkulation erfolgenden Streuung
der Luftbahnen dieselbe Größenordnung 5 107 für den Zirkulationsaustausch,
Von ganz anderen Überlegungen geht F. M, Exner?) aus, um die Zirku-
lationsgröße zu ermitteln. Ein- und Ausstrahlung sind in verschiedenen Breiten
der Erde verschieden groß und, da im ganzen Gleichgewicht vorhanden ist, muß
der Überschuß der einer Zone der Erde zukommenden Strahlungsenergie über
die dort erfolgende Ausstrahlung meridional zur Deckung eines anderwertigen
Defizits verschoben werden, Aus den angenähert bekannten Werten der KEin-
und Ausstrahlung kann A berechnet werden. Exner®) findet dafür im Mittel
1.6 107cm-—1g sec—, einen Wert, den A, Ängström durch Benützung genauerer
Werte für die Strahlungskonstanten auf 3.5 107 erhöht, Auch Exners energetische
Betrachtungen führen demnach zur gleichen Größenordnung der Zirkulationsgröße.,
Ein anderer Weg, um aus Ein- und Ausstrahlung die Größenordnung von A
zu ermitteln, läßt sich aus den Zahlenwerten folgender Tabelle, die mit den
neueren Werten für die Strahlungskonstanten und der Albedo*) berechnet wurde,
‘) A. Defant, Die Bestimmung der Turbulenzgrößen der atmosph. Zirkulation außertropischer
Breiten, Sitzber. d. Wiener Akad, Bd, 130, S. 383,
?) F. M. Exner, Dynamische Meteorologie, 2. Aufl. 1925, 8, 238.
1) Die von Exner angegebenen Werte sind infolge eines Dimensionsfehlers um 60mal zu groß.
') Strahlungskonstante nach den neuesten Bestimmungen von R. A. Millikan (Proc, Nat. Acad,
of Seien, Vol. 3, April 1917) 7 = 8.184 10-1 g cal em—? min; Albedo nach A. Angström, Arkiv för
math, astr, och fysik, 1925, Bd, 19 A, Nr. 20, 8. 9. Mittelwert für die ganze Erde 0.43 (nach Aldrich,
Ann, astroph. Obs, Smith, Inst, Vol, [V, 1922).