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Full text: Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1926, 
als einer der ersten die fundamentale und für die Wirtschaftlichkeit eines Qzean- 
luftverkehrs wichtige Tatsache als allgemeingültigz fest, daß der Passat seine große 
Stetigkeit und Stärke schon in 1 bis 2 km Höhe vollständig verliert und in dieser 
Höhe ganz schwachen wechselnden Winden, den Antipassaten aus Südwest, den 
Herpgesellschen Nordwestwinden und östlichen Winden Platz macht, 
Der Blick für die meteorologischen Zusammenhänge über große Gebiete, über 
ganze Erdräume, die in der neuesten Meteorologie berechtigterweise eine große 
Rolle spielen, zeigte sich bei Köppen durch Einführung und Verwendung des 
Korrelationsfaktors. 
Und nun Köppens klimatologische Ader! Erstaunliches leistete der Nestor 
der klimatologischen Forschung, wie Süring ihn nennt, auf diesem Gebiet bis 
auf den heutigen Tag. Auf vieles haben wir schon hingewiesen, Köppen fing 
als Botaniker seine akademische Laufbahn an und übertrug seine botanischen 
Kenntnisse auf die Klimatologie: „On revient toujours ä ses premiers amours“, sagte 
er mir einmal. 1899 erschien seine Klimalehre, 1900 seine grundlegende Klassi- 
fikation der Klimate nach der Pflanzenwelt, 1906 seine Klimakunde usw. bis die 
Vollendung kam: 1923 „Die Klimate der Erde“ und 1924 zusammen mit Wegener 
„Die Klimate der Geologischen Vorzeit“. In seiner „Klimaformel“, entsprechend 
dem späteren „Klimagramm“ Hellmanns, verband Köppen alle meteorologisch- 
klimatischen Faktoren in nutzbringender Weise, 
Köppens Idealismus zeigte sich auch außerhalb seiner Berufsarbeiten in 
seiner Stellungnahme zu neuen ideen und Lehren, Er griff mit Begeisterung 
vieles auf, und setzte seine ganze Tatkraft in die Verwirklichung der Idee, die 
er einmal für richtig hielt. Dies zeigte sich u. a. im Esperanto, das er eifrigst 
erlernte und worin er seit 1908 auch publizierte, in seiner bekannten Kalender- 
reform (neben Herm., Rese), in der Bodenreform, im Antialkoholismus, in der 
Nährdienstpflicht usw. 
Ein Idealkommunismus scheint ihm oft vorgeschwebt zu haben. Dabei war 
ar die Anspruchslosigkeit selbst, die bis zur Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst 
ging; z. B. bezahlte er gelegentlich früher die Fahrkarte 3. Klasse auf der Eisen- 
bahn bei einer Dienstreise lieber selbst, als daß er sich zwingen ließ, 2. Klasse 
zu fahren, weil er es auch sonst nicht tat; ferner legte er, als er nach Deutsch- 
land kam, den Adel ab. Hierin handelte er wie sein Kollege und Landsmann, 
der hervorragende Meteorologe und Geograph Woeikof (von Wojeikoff, 1842 
bis 1916), der zwar nicht ganz die meteorologische Bedeutung von Köppen 
erreichte, ihn aber als Sonderling weit übertraf. 
Hilfsbereit und mildtätig war Köppen trotz seiner beschränkten Mittel und 
zroßen Familie, wie selten jemand. Trotzdem er fünf Kinder hatte, nahm er noch 
ainen achtjährigen Neffen und eine sechsjährige Nichte, deren Vater gestorben war, 
bis diese selbständig wurden, in seine Familie auf. Köppen war Mitgründer und 
Mitarbeiter am Eimsbütteler Knabenhort und an der Eimsbütteler Volksbibliothek, 
Selbst am Heiligabend fehlte er nicht bei der Weihnachtsbescherung in seinem 
Knabenhort. Den Kindern war er ein Quell, ihren Wissensdurst zu stillen, Ab- 
schlagen und verbieten konnte er Kindern kaum etwas, er wollte sie so zur Frei- 
heit und Selbstzucht erziehen, Er opferte ihnen gern seine Zeit, dafür arbeitete 
er bis in die Nacht für seine Wissenschaft und Behörde. 
Als einmal russische Studenten wegen ihrer nach zaristischer Auffassung zu 
freien Meinung aus Rußland flüchten mußten, sorgte Köppen für diese Flücht- 
linge in Hamburg und half dieser russischen zukünftigen Intelligenz, nach Amerika 
weiter zu kommen, 
Auch seinen Fachgenossen gegenüber war Köppen stets hilfsbereit, wie selten 
jemand, ja es freute ihn, wenn er geben konnte von seinem Geiste, Auch sein 
damals zukünftiger Schwiegersohn erfuhr dies, als dieser ihn bat, das Manuskript 
seiner „Thermodynamik“ vor der Veröffentlichung mit ihm durchzusehen. Wer 
auch immer von den Fachgenossen zu ihm kam und kommt: Köppen hilft, nicht 
eifersüchtig und doch als selbstbewußter Mann von gesundem Ehrgeiz. Eine ganze 
Persönlichkeit nach innen und außen, die niemand vergißt, ob er ein oder hundert 
Mal mit ihm zusammen war! Köppen strebt und gibt, Er weiß mit uns, daß
	        
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