Weinberg, B.: Physikal, Betrachtungen über Entstehung usw. einzelner Elemente d. Hydrometeore. 109
Wenn atmosphärische Eiskristalle auf die Oberfläche des schwach unter-
kühlten Wassers gelangen*) und dort zusammenwachsen, so entsteht schließlich
eine Eisschicht von Körnern mit unregelmäßigen horizontalen Querschnitten; sie
behalten diese Querschnitte bei allmählicher Verdickung des Eises bei, wenn die
Eisbildung ohne Zerbrechen der Eisschicht vor sich geht. Die Zwischenräume
zwischen den Kristallen solchen Eises sollen mehr Beimischungen enthalten als
die Kristalle selbst, die bei genügend langsamer Erstarrung reines H,O dar-
stellen müßten; wahrscheinlich sind sie eutektische Mischungen von ver-
schiedenen Bestandteilen der „Mutterlauge“. Es wäre wünschenswert °), sowohl den
Salzgehalt des Wassers in den Zwischenräumen, welches unter der Einwirkung
der Sonnenstrahlen entsteht, für sich zu bestimmen als auch den der losen Eis-
kristalle selbst. Es ist anzunehmen, daß solches Eis anisotrope mechanische Eigen-
schaften hat, besonders. zu Beginn des Schmelzens, im Gegensatz zu anderen Eis-
arten, die aus bewegtem Wasser oder, unter der Wirkung des Windes, durch
wahllose Übereinanderlagerung von Brucheis entstanden sind, wie es zumal beim
Meereis häufig vorkommt.
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*) Künstliche Unterkühlung des Wassers auf 1—2° in kalter freier Luft läßt sich erzielen, wenn
man es mit einer Schicht Öl oder dergl, bedeckt, das leichter als Wasser, aber schwerer als Kis ist;
Petroleum, das leichter als Wasser und Eis ist, läßt sich hierbei nicht verwenden.