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Full text: Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

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Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1926. 
wegzog, und sein erneutes Einsetzen bei der Fortbewegung des Ringes deutlich 
im voraus wahrnehmen. Die Beobachtung weist eine unvyerkennbare Analogie auf 
mit den detaillierten Karten über die Regenverteilung in aufeinanderfolgenden 
Momenten, welche 1913 A, A, Kassatkin’®) auf Grund zahlreicher Einzelmeldungen 
konstruierte; diese ließen in den meisten Fällen das Aussetzen des Regens in der 
Mitte des Gesamtregenbereiches deutlich erkennen, 
Gelangt der Wasserdampf infolge von Turbulenzdiffusion oder von vertikalen 
Aufströmungen in solche Schichten, in denen sein Partialdruck einen bestimmten 
Übersättigungsgrad erreicht, so muß er, je nachdem, ob dieser Druck größer oder 
kleiner ist als die Spannung im Tripelpunkte des Wassers, in den flüssigen oder 
festen Zustand übergehen, sofern in jenen Schichten Kondensationskerne vorhanden 
sind. Um mich zu überzeugen, ob für die Sublimation solche Kerne in Form 
von Staubteilchen ebenso wichtig sind wie für die Kondensation, habe ich*) 
den Thomsonschen Versuch bei — 30° in Tomsk wiederholt, also bei einer Tem- 
peratur, bei der die Bildung flüssiger Tropfen, die eine viel geringere Spannung 
haben müßten als die festen Schneekristalle, als nahezu ausgeschlossen gelten 
durfte. Ich konnte feststellen, daß — ebenso wie bei dem Versuch unter höheren 
Temperaturen — in staubfreier Luft bei plötzlicher Druckverminderung keine 
Nebelbildung eintrat, während bei Vorhandensein von Staubteilchen ein infolge 
der geringen Spannung zwar schwacher, aber doch wahrnehmbarer Nebel sich zeigte, 
Eine Wiederholung dieser Versuche unter günstigeren Bedingungen wäre sehr 
erwünscht, um festzustellen, ob man in der Tat auf solche Weise künstliche Schnee- 
kristalle erhalten kann. Dann wäre die künstliche Erzeugung der drei wichtigsten 
Hydrometeore — Regen- oder Nebeltropfen, Schneekristalle und Hagelkörner (oder 
Eisregenkügelchen) — geglückt, nachdem W, D. Dudecky und J. J. Sidorov!*) 
durch Ausspritzen von kaltem Wasser von einem 18 m hohen Turm bei einer 
Temperatur von — 40° hagelkornähnliche Gebilde schon erzeugt haben, 
Die Erforschung der einzelnen Elemente der Hydrometeore wird durch drei 
natürliche Stufen gekennzeichnet, nämlich durch die Versuche, sie erstens „künst- 
lich zu erzeugen“, zweitens: das natürliche oder künstlich erzeugte Element 
„aufzubewahren“, und drittens: das natürliche oder künstlich erzeugte Element 
„wachsen“ zu lassen. Hinsichtlich der Schneekristalle erscheint die „Auf- 
bewahrung“ leider fast ausgeschlossen®), — Die Frage der Möglichkeit des 
„Aufbewahrens“ einzelner oder mehrerer Elemente der Hydrometeore sei einmal 
in aillgemeinerer Form vom physikalischen Standpunkte aus betrachtet. Wir klassi- 
fizieren sie zu dem Zweck zunächst, indem wir ausgehen von der Zahl der auf. 
einanderfolgenden Zustandsänderungen des Wasserdampfes und von dem end. 
gültigen Zustande aus: 
A. Eine Zustandsänderung : 
1. Unmittelbar in den flüssigen Zustand — Tropfen von. Regen, Nebel, 
Tau. . 
Unmittelbar in den festen Zustand — Schneekristalle, Elemente von 
Reif und Rauhfrost, 
B. Zwei (oder mehr) Zustandsänderungen: 
a) Einphasiger endgültiger Zustand: 
3. Fester — Eisregenkügelchen, Hagelkörner, Glatteis, erstarrte Tau- 
tropfen, 
4. Flüssiger — Regentropfen aus geschmolzenem Schnee oder Hagel. 
b) Zweiphasiger endgültiger Zustand: 
5. Flüssig-fest — teilweise erstarrte Regentropfen, nasse Schneekristalle, 
In jedem von diesen fünf Fällen ist das „Aufbewahren“ nur dann möglich, 
wenn wir die Konstanz der Temperatur unterhalten und etwaiges Verdampfen 
des aufzubewahrenden Elementes oder Kondensieren des Dampfes auf seiner 
Oberfläche für unbestimmt lange Zeit verhindern können, Die erste Bedingung 
bietet keine unüberwindlichen Schwierigkeiten. Die zweite ist ebenfalls leicht zu 
erfüllen, sofern wir das Element in eine — in den Fällen 1, 4 und 5: mit Wasser 
unyvermischbare — Flüssigkeit von demselben spezifischen Gewichte hineinbringen 
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