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Full text: Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw, 1926, 
Ist das nicht ein Zeichen innerer Stärke und Gesundheit? Köppen war zwar 
kein Gipfelturner, aber: mens sana in corpore sano! Sein Körper ist gesund 
und zähe, sein Geist geradezu bewundernswert, noch heut, wenn man seine wissen- 
schaftlichen Arbeiten der letzten Jahre betrachtet. Bezeichnend ist folgendes: 
‚Bis 1919“ schreibt A. Wegener, „stand Köppen der Kontinentalverschiebungs- 
theorie kühl, weil zweifelnd, gegenüber. Als ich aber, schon in seinem Hause 
wohnend, die zweite Auflage (erschien 1920) ausarbeitete, und Köppen so durch 
anwillkürlichen regelmäßigen Gedankenaustausch das ganze Material eingehender 
Kennen lernte, sah er die Richtigkeit ein, war sogleich Feuer und Flamme und 
hat seitdem viel mehr darüber veröffentlicht als ich.“ Auch die Begeisterung, 
mit der sich Köppen auf Milankovitehs Erklärung der quartären Klima- 
schwankungen warf, hat bei seinem Alter etwas Erstaunenerregendes. 
Köppens Familienleben war glücklich, doch blieb es von schwerem Leid 
nicht verschont. Seine drei Söhne gingen ihm verloren, nachdem sie zu blühenden 
Jünglingen herangewachsen waren. Dagegen erwuchs ihm das Glück in seinen 
Töchtern und Schwiegersöhnen Diplom-Ingenieur Paul Knipping und Professor 
Dr. Alfred Wegener, In letzterem fand er zugleich einen Fachgenossen und 
ebenso tiefen Forscher, einen Lebensfreund im Alter, An seinen fünf plus drei 
Enkelkindern hat er mit seiner ihn stets gut verstehenden, kunstliebenden; be- 
scheidenen Frau die glücklichsten Großvaterfreuden. Gern widmet er sich der 
Jugend und brachte den Mut auf, noch in seinem 78. Lebensjahre seine zweite 
Heimatstadt Hamburg, in der er fast 50 Jahre gelebt und gewirkt hatte, zu ver- 
jassen, um mit Gattin mit Familie Wegener 1924 von Hamburg nach Graz 
überzusiedeln. 
Um die Deutsche Seewarte hat sich Köppen neben Neumayer wohl die 
zrößten Verdienste erworben. Das Dreigestirn: Der wissenschaftliche und tech- 
nische Organisator, der Wissenschafter und Meteorologe und der weitschauende 
Seemann — Namen seien hier nicht genannt — hat die Deutsche Seewarte schnell 
hochgebracht, Selten hat ein so bedeutender Gelehrter ein und derselben Behörde 
so lange Zeit, ja die ganze Zeit seines Arbeitslebens ununterbrochen gedient wie 
Köppen: 44 Jahre, 3 Monate! Als Zeichen seiner Bescheidenheit sei erwähnt, 
daß er auf die Glückwünsche des Staatssekretärs des Reichs-Marine-Amts zu seinem 
70. Geburtstage, in denen dieser Köppen „Führer in seinem Arbeitsgebiet“ 
nannte. erwiderte: 
„Hamburg, den 5, Oktober 1916, 
Für die gütigen Glückwünsche, mit denen Eure Exzellenz mich zu meinem 70, Geburtstag 
beehrt haben, bitte ich meinen gehorsamsten Dank entgegenzunehmen, Die dabei hochgeneigtest aus- 
gesprochene Anerkennung meiner bescheidenen Bemühungen wird mir ein Sporn sein, auch weiter, so 
lange meine Kraft es gestaltet, der Wissenschaft und Deutschland zu dienen. 
Eurer Exzellenz gehorsamster Diener W. Köppen, Admiralitätsrat,“ 
Mit goldenen Lettern wird einst der Name Köppen an der Eingangspforte 
der Deutschen Seewarte für alle Zeiten neben den Namen Dove und Maury stehen! 
Hoch Wladimir Köppen, Modelle, sie fliegen 
Der Klimatologe Ihm leicht aus der Hand, 
Von Tropen und Steppen, Sich steuernd nach Biegen 
Der Drucke und Soge Ganz sicher aufs Land. 
{n Wasser und Luft „Da drin möcht ich sitzen, 
Darchforscht hat mit Pein, Baut groß das Modell!+* 
Beseitigt die Kluft: So ruft er, es blitzen 
Gedanke und Sein; Die Augen ihm hell; 
Erreicht hat sein Ziel Der Technik gelang’s, 
Durch Basteln und Proben Sein Müh'n ward belohnt, 
Voll Mühen gar viel: Dem Köppen auch dank’s: 
„Sein Drachen schwebt oben!“ „Die Luft ist bewohnt!“ 
Meine Knittelverse seien mir verziehen; auch fehlt mir die poetische Ader, 
am alles das zu würdigen, was Köppen geleistet und geschaffen hat. 
Für die studierenden Meteorologen möchte ich betonen, daß sich Köppens 
schriftliche Arbeiten durch Ideenreichtum und meist große Klarheit auszeichnen, 
Sein mündlicher Vortrag war oft so reich an Gedanken, daß die Klarheit darunter 
litt, er fand immer neue Gedanken, die, ineinander geschachtelt, die schnelle Auf-
	        
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