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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Norember 1926,
„Calcutta, den 20.Dezember 1925. 12h 30= mt. Gr. Zt. Sturmmitte wahrscheinlich
nahe 12° N-Br., 86° O-Lg. bewegt sich anscheinend in westlicher Richtung, Schiffs-
beobachtungen erwünscht.“
Der Schiffsleitung der „Saarland“ gebührt Dank, daß sie diese F. T.-Zettel
dem meteorologischen Tagebuch eingefügt hat, denn nur durch diese haben wir
Kenntnis davon erlangt, daß sich am 19, Dezember in der Mitte des Meerbusens
von Bengalen eine Störung gebildet hatte, aus der ein Orkan hätte entstehen
können. Daß dieser nicht entstanden ist, sehen wir aus den Indischen Wetter-
karten von den betreffenden Tagen. Die Depression wird sich nach kurzem Lauf
wieder aufgefüllt haben, Die indischen Landstationen haben anscheinend diesen
Funkverkehr der Schiffe nicht aufgenommen, denn es fehlt in den indischen
Wetterkarten diese Einzeldarstellung, die aber ein hervorragendes Schul-
beispiel dafür ist, welcher Nutzen aus einem Funkverkehr zwischen
Sehiffen in der Nähe von Orkanen gezogen werden kann, und ganz be-
sonders in diesem Entstehungsgebiet, wo die Depressionen hin und her schwanken,
bevor sie sich als ausgebildete Wirbel auf die Wanderung begeben, In der Skizze
ist aus der Stellung
der Dampfer zueinan-
der und dem Vergleich
ihrer Barometerstände
und Windrichtungen,
die Lage des Tiefs am
19. 4% Vm, mt. Gr. Zt,
ungefähr abzuleiten;
allerdings nicht die
Tiefe,weilder Dampfer
„Oxfordshire“ keinen
Barometerstand ange-
geben hatte, Die Beob-
achtungszeiten weisen
keinen großen Unter-
schied auf, so daß sie
inderSkizzealsgleich-
zeitig angesehen wer-
den können, Der Ort,
Wind und Barometer»
stand der „Saarland“
ist zu 4b mt, Gr. Zt. aus dem meteorologischen Tagebuch entnommen. Es geht aus
der Skizze hervor, daß das Tief etwas nach Nordwesten gewandert sein muß,
bevor am nächsten Tage die Meldung von Calcutta eintraf,
2, M. S. Spreewald, H. A. L., Kapt. O0, Hansen. MT. 22102,
Von Colon nach Antwerpen,
Stromversetzung vor Colon, Auf zwei Reisen dieses Schiffes fanden
sich nordöstliche Versetzungen bald nach dem Verlassen des Hafens von Colon.
Die eine Abfahrt fand am 18, Juli 1925, die andere am 3. Januar 1926 statt,
Auf der ersten Reise wurden rw, N42°O 23 Sm in 42 Stunden, auf der zweiten
N26°0 9 Sm in 14 Stunden beobachtet. Über solche östlichen Versetzungen ist
oereits im Juniheft S. 242 anläßlich einer Versetzung des M. S, „Osiris“ gesprochen.
Dort wurde eine Erklärung dieser Erscheinung gegeben und daran eine Warnung
für ansteuernde Schiffe hinzugefügt.
Da diese Versetzungen nicht immer vorhanden sind, dürften sie bei der An-
steueruug des Panamakanals aus nördlicher Richtung nicht als sicherer Faktor
in Rechnung gestellt werden, sondern man muß den Kurs so anlegen, daß Ver-
setzungen nach beiden Richtungen vertragen werden können.
3. D. Lübeck, D. Austr. u. Kosmos-L., Kapt. K, Ziehm. MT. 221083.
Von Swansea nach Penang,
Am 4. Oktober 1925. Wache von Oh bis 4b Vm,: „Innerhalb 30m 4,5 Sm
nördlich versetzt. Grobe Stromkabbelungen, 7b 30m Vm, passierten Gibraltar
in 6 5m Abstand, In der Gibraltar-Straße starker Nordstrom.“