Regierungsrat Kapitän Heinrich Raegener +. — Soley +.
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immer die Mittel fehlten, um geplante Arbeiten durchzuführen. Erst als es mit
auswärtiger Hilfe gelang, ein umfangreiches, für die Schiffahrt großen Nutzen
versprechendes Werk, das „Welthafenhandbuch“, in Angriff zu nehmen, wurde
ihm Gelegenheit geboten, seine Fach- und Sprachkenntnisse zur Geltung zu
bringen, indem er die Leitung des Handbuches übernahm und dabei selbst den
Abschnitt über Frankreich bearbeitete, Leider war es ihm nicht mehr vergönnt,
das große Werk zu Ende zu führen.
Die Deutsche Seewarte verliert an Kapitän Raegenmer nicht nur einen Mann
von großen seemännischen Kenntnissen, sondern auch einen Mann von geradem,
ehrlichem Charakter. Sein Andenken wird immer in Ehren gehalten werden,
Die Deutsche Seewarte.
Soley +.
Im „Hydrographie Bulletin“, Washington, vom 1. September 1926 ist der am
14. August 1926 erfolgte Tod von John Codman Soley in einem Nachruf bekannt
gegeben. Soley, der nach seinem Ausscheiden aus der amerikanischen Marine
die letzten 22 Jahre seines Lebens Leiter des Hydrographiec Office — Zweigstelle
in New Orleans — war, ist auch unter deutschen Nautikern bekannt geworden
durch seine zahlreichen Veröfientlichungen über Strömungen, auf die in den
Ann. d. Hydr. mehrfach Bezug genommen ist. Konnte man sich einzelnen Teilen
seiner Ausführungen auch nicht immer anschließen — er vertrat z. B, die Ansicht,
jaß die südlich strebenden Küstenströmungen im Mexikanischen Golf an der
mittelamerikanischen Ostküste und an der Nordküste Colombiens eine Fortsetzung
des streckenweise untergetauchten Labradorstroms seien!) —, so sind doch seine
Darstellungen der Oberflächenströmungen überall vollkommen anerkannt und haben
u. a. auch eine wertvolle Quelle für die Stromabschnitte im Deutschen Westindien-
handbuch gebildet. L. Schubart,
Kleinere Mitteilungen.
1. Aus den meteorologischen Schiffs-Tagebüchern der Denutschen Seewarte.
1. D. La Coruäa, H.S. D.G., Kapt. A. Recknagel. MT. 22229.
Von Las Palmas nach Hamburg.
Am 11. Dezember 1925 bei Ansteuerung des Kanals von Südwesten findet
sich sehr starke Sichtigkeit der Luft eingetragen V. „5h 15m Vm. Schein von
Creach etwa 55 Sm ab, 8 Nm. Schein von I. d. Sept S5°W p.C. 32 Sm ab.
Sahen während der Wache öfter deutlich den Schein von Lizard etwa 65 Sm ab.“
Bem.: Die außergewöhnliche Sichtigkeit von Leuchtfeuern ist auf zwei Ursachen zurückzuführen,
Die eine beruht auf Luftspiegelung in der Kimm (Refraktion, Fata Morgana), in der die normalerweise
hinter der Kimm liegenden Gegenstände gehoben erscheinen und sichtbar werden. Die andere Ursache
beruht auf einem Widerschein in den Wolken. Diese scheint hier vorgelegen zu haben; sie kommt
besonders bei klar sichtigem böigem Wetter mit nordwestlichen Windrichtungen zustande. Die fern
dicht über der Kimm stehende Wolke fängt den Schein des Feuers auf und spiegelt ihn weiter zum
Beobachter. Man hat unter solchen Witterungsverhältnissen das Feuer von_Heigoland in der Elbe
weit oberhalb Brunsbüttel gesehen. Während bei der erstgenannteu Art der Übersichtigkeit nicht nur
der Schein, sondern auch der Kern des Feuers weit über die normale Sichtweite erscheinen kann, ist
bei der zweiten Art, um die es sich hier handelt, nie der Kern, sondern nur der Schein zu sehen.
Während bei der ersten Art, da die seitliche Verschiebung sich in engen Grenzen hält, der Kern oder
der Schein zu Peilungen benutzt werden kann, können Peilungen bei der zweiten Art mit
erheblichen Fehlern behaftet sein, worauf bei dieser Gelegenheit aufmerksam ge-
macht sei, Fehlerfrei sind Peilungen in solchem Fall nur dann, wenn die spiegelnde Wolke auf der
Linie zwischen Feuer und Beobachter steht.
2. D. Antonio Delfino, H.S.D.G, Kapt. F. Sachse. MT. 22228.
Von Santos nach Montevideo.
Am 7. Januar 1926 auf 33° 20’ S-Br., 52° 13’ W-Lg. „Passierten mehrmals
yerfärbtes Wasser.“
Bem,: Das verfärbte Wasser stammt wahrscheinlich aus dem La Plata, das mit der Falkland-
strömung an der Festlandküste nach Norden getragen wird.
1) Supplement to the Pilot Chart of the North Atlantie, 18. Februar 1916.