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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1926,
der Bogen EF durch Multiplikation mit arc 60°, Die Ausrechnung ergibt,
daß der Bogen EF =0511+0C .
ist. Vergleichen wir also den krummlinigen Abstand je zweier in einem solchen
Dreieck entstehenden Knotenlinien mit dem gradlinigen Abstande ] zweier be-
nachbarter Knotenlinien bei einfachen Längsschwingungen eines Kanals derselben
Tiefe h, so ist einerseits T= 0-21, andererseits, wie wir sahen, T=e-OC, so-
mit 0OC = 21; es ist also der krummliniye Abstand EF=0.511-21= 1.0221.
Das Kesultat dieser Rechnung ist somit ein sehr einfaches: Der krumm-
linige Abstand zweier gegeneinander konvexen Knotenlinien, die in
den Ecken eines Beckens von gleichseitig dreieckiger Gestalt auftreten, ist theo-
retisch fast genau ebensogroß, wie der gradlinige Abstand zweier paralleler
Knotenlinien bei einfachen Längsschwingungen eines Kanals gleicher Tiefe,
Diese Abstandsrelation ist nun in der Tat auch bei den ausgezogenen Kurven
in Fig. 4 erfüllt, Der Abstand des südlichen Teils der von Island nach Afrika
führenden Linie’) von den beiden Nachbarkurven, nämlich der bei Florida und
im Karibischen Meer verlaufenden 1b—7b-Linie und der (vielleicht gegen Norden
etwas konvex zu zeichnenden?) 7b.Linie, die den Atlantischen Ozean an seiner
schmalsten Stelle überquert, stimmt, wie man sieht, seiner Größe nach fast genau
überein mit dem längs der Mittellinie gemessenen Abstand zweier gestrichelter
Linien in derselben Figur. Sofern die schematische hydrodynamische Begründung,
die wir von dieser Abstandsrelation gegeben haben, auch in dem hier vorliegenden
konkreten Falle noch zutrifft, können wir somit auch umgekehrt die beobachtete
Lage der nächsten 7h-Linie als theoretisch erklärt betrachten.
Von dieser Stelle an muß dann die 4h.Schwingung infolge der Gestaltung
des Beckens eine Längsschwingung sein, Da aber die ebenerwähnte 7%.Linie,
die eine ihrer Knotenlinien ist, so ziemlich in die Mitte zwischen zwei Knotenlinien
der 1b-Schwingung zu legen kommt (Fig. 4), so sind im südlichen Teil diese
beiden Längsschwingungen um ein Viertel einer Wellenlänge gegeneinander ver-
Schoben. Zwei derartige stehende Wellen ergeben aber in ihrer Zusammen-
setzung offenbar eine fortschreitende Welle.
Damit sind, glaube ich, die wesentlichsten Zusammenhänge klargelegt, aus
denen die besonderen Verhältnisse im südlichen Atlantischen Ozean hervorgehen.
Daß sich unter den gegebenen Umständen im südlichen Teil keine weitere Amphi-
äaromie ausbilden kann, ist selbstverständlich. Denn es fallen eben nirgends die
Knotenlinien der 1%. und der 45-Komponente der Längsschwingung zusammen,
88 besteht also überhaupt keine Knotenlinie einer einheitlichen Längsschwin-
gung. Nur in der Umgebung einer solchen könnte und müßte sich aber durch
hinzutretende Querschwingungen (Erdrotation und fluterzengende Kraft) eine
Amphidromie ausbilden,
Defants Erklärung, daß das Ausfallen der Amphidromien im südlichen Teil
auf beträchtliche Querschwingungen zurückzuführen sei (a. a. O, p. 165), ist nicht
verständlich, da doch gerade die Querschwingungen es sind, die Amphidromien
in einem Kanal erzeugen. Man müßte also annehmen, daß sich die Querschwin-
gungen, die von der Einwirkung der Erdrotation und diejenigen, die von der
Auterzeugenden Kraft herrühren, zufällig voliständig aufheben, Aber auch diese
gekünstelte Hypothese würde zur Erklärung nicht ausreichen, da dann doch
längs der Mittellinie die Längsschwingung übrigbliebe, die aber eben nur dann
mit den Beobachtungen längs der Mittellinie stimmt, wenn ihre 1%. und 4h.Kom-
ponenten um ein Viertel einer Wellenlänge gegeneinander verschoben sind (vgl.
Fig, 3). Diese Verschiebung entsteht eben dadurch, daß die 4b-Komponente in
den mittleren Partien des Atlantischen Ozeans infolge der Richtungsänderung
und der großen Breite des Kanals einer Art von Transformation unterworfen
wird, bei der sie sich durch eine „Dreiecksschwingung“ hindurch aus einer Quer-
schwingung in eine Längsschwingung verwandelt.
Zusammenfassung, Eine Theorie bloßer Längs- und Querschwingungen ist
{ür die halbıägigen Gezeiten des Atlantischen Ozeans vollkommen unzureichend,
‘) Der nördliche Teil gehört als Knotenlinie zu der durch die Erdrotation erzengten Querschwingung,