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Full text: 54, 1926

Sterneck, R.; Zur Theorie der halbtägigen Gezeiten des Aülantischen Ozeans, 
% 
V. Ergebnisse. Aus Tabelle 8 entnehmen wir zunächst, daß auf Grund der 
Theorie der Längs- und Querschwingungen die Hafenzeiten längs der Mittel- 
linie überall ungefähr 2,3h oder 8,3 (Greenw.) betragen müßten, mit 
ganz sprunghaften Übergängen. Die Beobachtungen zeigen aber im südlichen 
Teil gerade das Gegenteil dieser Erscheinung, nämlich ein durchaus gleich- 
mäßiges Fortschreiten der Hafenzeiten von Süden gegen Norden (vgl. Fig. 1}. 
Ein solches wäre nur erklärbar, wenn sich die Knotenlinien der 4b-Schwingung 
gegen jene der 1h-Schwingung beim Fortschreiten gegen Süden um nahezu ein 
Viertel einer Wellenlänge (9 Querschnittsintervalle) verschöben, was aber 
auf Grund der in Tabelle 3 enthaltenen Rechnungsresultate keineswegs der Fall 
sein könnte; die theoretische Verschiebung wäre vielmehr ganz unbedeutend 
(kaum */, Querschnittsintervall), Auch die Berücksichtigung des Mitschwingens 
der Nebenmeere (Baffinbay, Nordsee, Mittelmeer, Golf von Mexiko, Karibisches 
Meer), von der wir hier Abstand genommen haben, könnte an dieser Tatsache 
nichts ändern. Denn das Mitschwingen jedes dieser Nebenmeere würde Wasser- 
quantitäten erfordern, die den Amplituden %, und x, an der Mündungsstelle 
proportional wären, also auch ihrerseits zu keiner Verschiebung der Knoten- 
linien der 1*-Schwingung gegen jene der 4b.Schwingung Anlaß geben könnten, 
Auch auf die genaue Lage des Amphidromiezentrums kommt es dabei nicht an; 
würden wir es etwas weiter südwestlich annehmen, so würde die theoretische 
Verschiebung eher noch kleiner werden. 
Die Konstanz der Hafenzeiten längs der Mittellinie, mit sprung- 
haften Änderungen um je 6 Stunden ist eben eine für das Vorhandensein 
bloßer Längs- und Querschwingungen charakteristische Erscheinung; sie 
zeigt sich z. B. mit aller Deutlichkeit im Adriatischen Meere, wo wir als Hafen- 
zeit längs der Mittellinie im ganzen nördlichen Teil überall 10%, im südlichen 
überall 45 (mitteleur, Zeit) beobachten. Im Atlantischen Ozean herrschen aber 
oöffenbar wesentlich andere Verhältnisse, 
Wir wollen auch noch die theoretischen Amplituden %, und y, längs 
der Mittellinie mit den in der Nähe derselben beobachteten vergleichen, In 
Fig. 3 ist dieser Vergleich graphisch durchgeführt. Die beiden Kurven stellen 
den theoretischen Fig. 3 
Verlauf der Ampli- m 
tuden %, (bzw. 4) 
vom Querschnitt 7 
bis 50 nach Tab. 3 
dar, die Punkte 
entsprechen den be- 
öbachteten Werten 
#, und %, aus Tab, 2. 
Am Querschnitt 12 
(Azoren) ist die 
Übereinstimmung 
durch die Wahl 
der Intepgrations- 
konstanten künstlich hergestellt; von hier aus gegen Süden ist zwar bei %ı eine 
halbwegs gute, hingegen bei %, wohl nicht die geringste Übereinstimmung 
zwischen Theorie und Beobachtung zu bemerken. Am Querschnitt 39 (St, Helena) 
liegt nach den Beobachtungen ein Schwingungsbauch der 4b-Schwingung, die 
Theorie ergibt aber an dieser Stelle einen Knoten, Am Querschnitt 47.4 (Tristan 
da Cunha) liegt dagegen nach den Beobachtungen nahezu ein Knoten der 
4 Schwingung; die Theorie ergäbe aber gerade an dieser Stelle. einen Schwingungs- 
bauch, Größer kann der Widerspruch überhaupt nicht sein, 
Nun mußte aber doch bei beiden Komponenten Übereinstimmung mit den 
Daten längs der Mittellinie bestehen, wenn die hier entwickelte Theorie zuträfe, 
Letzteres ist also entschieden nicht der Fall. Sicher besteht zwar eine Längs- 
schwingung mit der Epoche 1b, die mit den Daten längs der Mittellinie recht 
gut stimmt; es müßte aber zu ihr, wie die Beobachtungen zeigen, noch eine
	        
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