40
Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1930.
gelegt worden, daß die Ausreise der Einweisungsfahrt D gleichzeitig mit der
Ausreise der 11. Forschungsfahrt, die Heimreise der Einweisungsfahrt E gleich
zeitig mit der Heimreise der 11. Forschungsfahrt erfolgt ist, um möglichst gleich
zeitige Beobachtungen von verschiedenen Ozeangebieten zu erhalten.
Die Höhenwindmeßstelle A, deren Beobachter in den Vorjahren auf M. S. „Monte
Olivia“ der Hamburg-Süd war, ist mit dem Beobachter im Januar auf D. „Cap
Norte“, im September auf D. „Cap Polonio“ der gleichen Reederei gekommen.
Die Meßstellen B und C blieben unverändert auf dem Hapag-Dampfer „Cleveland“
und auf dem D. „Sierra Morena“ vom Norddeutschen Lloyd.
Für das große Interesse der beteiligten Reedereien, der Hamburg-Amerika-
Linie, der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft und des
Norddeutschen Lloyd, und deren Schiffsleitungen, und für die unermüdliche leb
hafte Tätigkeit der beobachtenden Schiffsoffiziere möchte die Deutsche Seewarte
auch an dieser Stelle ihren herzlichsten Dank sagen. Durch diese lebhafte Mit
arbeit der Schiffahrt sind 1930 auf den 5 Höhenwindmeßstellen 711 brauchbare
Höhenwindmessungen gesammelt worden, wobei zu berücksichtigen ist, daß infolge
langer Hafenliegezeiten die mittlere Jahressumme der Aufstiege je Schiff geringer
war als im Vorjahre. Während der Liegezeiten im Hamburger Hafen sind die
Meßstellen regelmäßig besucht worden (35 Besuche). Die technische Ausrüstung
ist wie die der Forschungsfahrten wieder von M durchgeführt worden.
Die Zahl der an die Seewarte funktelegraphisch übermittelten Höhenwind
messungen der Handelsschiffe hat sich weiter gehoben (43.3 % aller Aufstiege).
Die gefunkten Höhenwindmessungen der Stationen A und C konnten mehrfach
für die meteorologische Beratung der Flugstrecke Cadiz—Las Palmas heran
gezogen werden. Für die Rückfahrt von der Südamerikafahrt des „Graf Zeppelin“
hat die Meßstelle D auf M. S. „Milwaukee“ in den ersten Junitagen 1930 Höhen
windmessungen zunächst an den Luftschiffhafen Lakehurst, dann unmittelbar von
Bord zu Bord an das Luftschiff übermittelt.
c) Ozeanflugwetterdienst (S/O).
1. Herausgegebene Wettermeldungen für Ozeanflüge.
Während im Vorjahre der Ozeanflugwetterdienst wesentlich mehr für die
großen Fahrten des Luftschiffs LZ 127 „Graf Zeppelin“ als für die wenigen Lang
streckenflüge auf See tätig gewesen ist, ist im Jahre 1930 die Inanspruchnahme
seitens des Luftschiffbaus Zeppelin geringer gewesen, da er vor allem Deutsch
land- und sonstige binnenländische Fahrten durchgeführt hat. Für die in das
Gebiet der Nordsee und des Nordmeeres führenden Fahrten sowie für die Ab
schnitte Friedrichshafen—Rio (Pernambuco) und Lakehurst—Friedrichshafen der
Südamerikafahrt ist dagegen das Luftschiff in alter Weise vor den Starts draht
lich, während der Fahrt funktelegraphisch mit Wetterberichten versorgt worden.
Für Flugzeuge ist eine sehr erhebliche Zunahme des planmäßigen Ozeanflug
wetterdienstes festzustellen. Für den planmäßigen, in Las Palmas den südamerika
nischen Postanschluß herstellenden Flugdienst waren die Startplätze Cadiz und
Las Palmas mit Wetterübersichten und -Streckenvorhersagen zu versehen; auch
waren die Überführungsflüge der drei nacheinander eingesetzten Flugzeuge von
Travemünde nach Cadiz und zurück sowie ein Versuchsflug nach Rio de Oro
meteorologisch zu beraten.
Für die während der Sommermonate durchgeführten Schleuderstartflüge von
den Schnelldampfern „Europa“ und „Bremen“ hatte S Wetterberatungen für die
Strecke vom Startort bis nach Southampton an beide Dampfer zu geben, die
über die Flughafenfunkstelle Köln geleitet worden sind.
Im Spätherbst hat das Dornier-Flugschiff „Do X“ seinen Flug von Altenrhein
(Bodensee) über Amsterdam—Southampton—Bordeaux—Santander—Coruña nach
Lissabon ausgeführt, für den von Ende Oktober bis Ende November Wetter
berichte und -Vorhersagen drahtlich und drahtlos übermittelt worden sind. Zur
Vorbereitung desFluges hatte der Kommandant der„DoX“, Kapitän Christiansen,
mehrfach Besprechungen auf der Seewarte; der Funkoffizier Kiel war zur