42
Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
Luft Hansa auf dem Flughafen Stettin war dauernd gut, die Zusammenarbeit
mit der Flughafen Stettin G. m. b. H. ließ jedoch zu wünschen übrig, was zu
mehrfachen Beanstandungen führte.
Am 1. Mai wurde der bisher als Arbeiter beschäftigte E. Menslin als Funker
von der Öffentlichen Wetterdienststelle angestellt.
2. Seewetterdienst.
Durch Vermittlung der Wasserbaudirektion Stettin erhielten bis zum Februar
die zum Bereich der Wetterwarte gehörenden 31 Sturmwarnungsstellen je ein
Exemplar der Broschüre Wetterkunde und Wetterkarte zugestellt, während die
bei ihnen befindlichen Thermometer, für welche keine einwandfreie Aufhängung
zu erreichen war, im September zurückgezogen wurden.
Die Signalstelle Wittower Posthaus wurde Ende des Jahres aufgehoben, da
die Beförderung der Sturmwarnungstelegramme dorthin nicht zuverlässig war
und die Signalstelle Leuchtturm Dornbusch auf Insel Hiddensee für das gleiche
Seegebiet ausreicht.
Eine neue Sturmwarnungsstelle mit unvollständigem Tagessignal wurde in
Stettin auf dem Turm des Regierungsgebäudes auf der Hakenterrasse vom
Preußischen Wasserbauamt errichtet und am 14. Dezember in Betrieb genommen;
die Sturmwarnungstelegramme werden seitdem nicht mehr dem Lotsenamt,
sondern dem Wasserbauamt zugestellt.
Der Stettiner General-Anzeiger bringt die ihm auf seinen Wunsch zu
gesprochenen Sturmwarnungen der Wetterwarte sofort als Extra-Telegramm an
den Fenstern seiner Filialen in Stettin zum Aushang, und Wolffs Telegraphen-
Büro hat sich ebenfalls an die Wetterwarte mit der Bitte um Zusprechung der
Sturmwarnungen zwecks Verbreitung gewandt.
Bemühungen für Vervollkommnung und bessere Ausrüstung der Normal
beobachtungsstation Rügenwaldermünde und Adlergrund-Feuerschiff sind im
Gange. Die gegen früher erheblich erweiterten Beobachtungen und telegra
phischen Übermittelungen der von der Flugwetterwarte (siehe unter 4) neu aus
gestatteten Station Arkona (Marine-Nachrichtenstelle) kommen dem Küsten- und
Seewetterdienst für die Ostsee sehr zustatten.
Der Auskunftsdienst der Seewetterwarte wurde sowohl durch Behörden —
wie das Seeamt — als auch durch Vertreter der Seefischerei und Schiffahrt in
Anspruch genommen.
Im Winter konnte die Seewetterwarte dem Preußischen Wasserbauamt und
Eisbrecherdienst durch Wetterauskünfte und Tauwettervorhersagen Hilfe leisten.
3. Öffentlicher Wetterdienst.
Durch den vom Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten ge
nehmigten Anbau von zwei großen Zimmern an die bereits vorhandene Büro
baracke der Flughafen Stettin G. rn. b. H. wurde es nach Einzug im Juni möglich,
eine etwas günstigere Verteilung des Personals und der Arbeiten vorzunehmen.
Trotzdem bleiben die Räume noch beschränkt. Erst der Neubau des Flughafen-
Verwaltungsgebäudes wird ausreichende Raumverhältnisse bringen.
In bezug auf die praktischen Aufgaben (Beobachtungs-, Zeitungs- und Aus
kunftsdienst) hat sich eine langsam steigende Entwicklung ergeben. Das Wetter-
karten-Abonnement steht auf dem Stand vom Vorjahre (70 zahlende und 50 nicht
zahlende Bezieher). Der Zeitungsdienst zeigt eine Zunahme auf 19 Zeitungen
(16 im Vorjahre), die von uns direkt mit Wetternachrichten beliefert werden.
Indirekt, d. h. über das Wolff-Büro und die Telegraphen-Union, werden 6 und 11,
insgesamt 17 Zeitungen (gegenüber 12 im Vorjahre) beliefert. Neu eingerichtet
wurde ein Frostwarnungsdienst, der von Schiffahrt und Industrie sowie von land
wirtschaftlichen Interessenten gern benutzt wird.
Zum Wintersportwetterdienst, der nur an zwei Stettiner Zeitungen abgesetzt
wird, liefert unser Bezirk keine Beiträge. Dagegen waren im Sommerreisewetter
dienst wieder die Meldungen der Ostseebäder Saßnitz, Swinemünde und Kolberg
vertreten.