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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929,
In der Entwicklung der letzten Jahre, als die Versuchsanstalt als selbständige
Abteilung abgebaut und in stark reduziertem Zustande notdürftig am Leben
erhalten wurde, sind zahlreiche, früher ihr zugehörige wissenschaftliche Aufgaben
abgegeben worden; so haben III und S die Bearbeitung von Problemen der
synoptischen und maritimen Meteorologie und Klimatologie übernommen; ein
besonderes Instrumenten-Referat III/J zur Entlastung von M wurde geschaffen;
die wissenschaftlichen Flugzeugaufstiege, die zuerst in Deutschland von der
Meteorologischen Versuchsanstalt der Deutschen Seewarte aus in regelmäßigem
Betrieb einer Flugstelle begonnen wurden, werden jetzt durch die Wetterflugstelle
Hamburg fortgeführt, die technisch und finanziell der Deutschen Verkehrsflieger
schule unterstellt ist, wissenschaftlich allerdings weiter zur Deutschen Seewarte
gehört, und zwar seit Juni d. J. wieder der Versuchsanstalt angeschlossen ist,
nachdem bis dahin S die wissenschaftliche Flugstelle betreut hatte.
Die Meteorologische Versuchsanstalt muß sich zur Zeit notgedrungen mit
der Reduzierung ihrer traditionellen Aufgaben abfinden und sich entsprechend
ihrer Personalknappheit auf diejenigen Aufgaben beschränken, die sie wirklich
bewältigen kann. Es sind das folgende:
1. Meteorologische Meßtechnik: Prüfung und Fortbildung der Geräte und
Methoden;
2. Aerologische Forschung mit Pilotballon, Registrierballon, Flugzeug (bei
der angeschlossenen Wetter flugstelle) und Freiballon (gelegentlich);
Ausrüstung von Bordpilotstationen und Forschungsfahrten; Fortbildung
der Geräte und Methoden;
3. Einzelforschungen (gemeinsam mit dem Meteorologischen Institut der
Universität).
Im Berichtsjahre konnten sich die beiden Wissenschafter der Versuchs
anstalt mit diesen eigentlichen Aufgaben der Versuchsanstalt viel zu wenig be
schäftigen, da ihre Zeit hauptsächlich für Verwaltungsarbeit verbraucht wurde.
Die Ordnung des Betriebes, die Vorarbeiten für den Neubau, der laufende
Schriftwechsel, insbesondere aber umfangreiche Berichte, Eingaben und Denk
schriften über Vergangenheit, Gegenwart und künftige Entwickelung der
Meteorologischen Versuchsanstalt nahmen im Verhältnis zu den verfügbaren
Kräften zuviel Zeit in Anspruch.
b) Aerologische Aufstiege.
Die Pilotballonaufstiege wurden zum Teil zur Unterstützung der Flug
wetterwarte durchgeführt, im wesentlichen aber als Hochaufstiege gleichzeitig
mit den Flugzeugaufstiegen. Dabei wurde die Erreichung extrem großer Höhen
kritisch beurteilt. Durch besondere Versuche und theoretische Verfolgung des
Problems ist von Dr. Heis eine systematische Steigerung der Höhenleistung von
Gummiballonen vorbereitet worden, die den Pilot- und Registrierballonaufstiegen
der Versuchsanstalt zugute kommen wird.
Die Gesamtzahl der Pilotaufstiege im Jahre 1929 war 221; sie verteilen sich
auf die Monate nach der folgenden Zusammenstellung:
Anzahl Mittl. Höhe Größte Höhe Anzahl Mittl. Höhe Größte Höhe
Januar
13
8 200
16 000
(9.)
Juli
23
4800
20 000
(19.)
Februar
16
9 400
14 000
(19.)
August
29
3300
7 000
(9.)
März
11
7 050
15 000
(18.)
September
28
7400
16 000
(3„ 12., 18.
April
19
5 300
14 000
(15.)
Oktober
13
4900
12 000
(31.)
Mai
21
8 700
18 000
(21.)
November
17
6970
14 000
(6.)
Juni
17
5 400
14 000
(19.)
Dezember
14
5100
12 000
(18.)
Die mittlere Gipfelhöhe ist 6.24 km, die größte Höhe überhaupt 20.0 km.
Die im Vorjahre aufgegebene Mitarbeit an den internationalen Re
gistrierballonaufstiegen wurde -wieder aufgenommen. 7 Aufstiege sind aus
geführt worden, von denen bis jetzt 6 Instrumente aufgefunden sind. Die Aus
wertung und Bearbeitung dieser und der aus den vorigen Jahren stammenden
Registrierballonaufstiege konnte noch nicht in Angriff genommen werden.
Eine wissenschaftliche Freiballonfahrt zu aerologischen Messungen
und zur Ausbildung von Meteorologen wurde gleichzeitig mit einem aerologischen