Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
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malige eingeführt. Ab 1. Juli wird eine tägliche Kontrolle aller einlaufenden
Seewettertelegramme ausgeübt hinsichtlich Art und Anzahl der Verschlüsselungs
und Funkübermittelungsfehler sowie der Laufzeit der Telegramme. Dies wirkte
sich in einer wesentlichen Verbesserung des Meldedienstes aus.
g) Verschiedenes.
Am 8. März wurde durch Seewartenmeteorologen ein Zweigverein Hamburg
der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft gegründet. Der Gründungsgedanke
entsprang dem Bedürfnis, in möglichst vollständigem Kreise zusammenzukommen
und durch Veranstaltung von regelmäßigen Vorträgen und Aussprachen gegen
seitig wissenschaftliche Anregung und Förderung zu bieten sowie auch das
kollegiale gesellige Zusammensein zu fördern. Die Gründung geschah in Erin
nerung an die Tatsache, daß die Deutsche Meteorologische Gesellschaft seinerzeit
durch Initiative der Seewartenmeteorologen, besonders Köppens, in Hamburg auf
der Seewarte gegründet wurde (17. November 1883). Der Zweigverein hat sich
gut entwickelt; er umfaßt auch eine Reihe von nicht zur Seewarte gehörenden
Mitgliedern.
Im Jahre 1929 fanden folgende Vorträge, die stets sehr gut besucht waren,
unter Vorsitz von Prof. Kuhlbrodt statt: Dr. Seilkopf: Meteorologische Beobach
tungen auf der Mittelmeerfahrt des „L. Z. 127“. — Prof. Wigand: Aerologie und
Raumladungsschichtung. — Prof. Kuhlbrodt: Uber Höhenwindmessungen im
Monsungebiet der westafrikanischen Küste. — Dr. Markgraf: Welche Bedeutung
hat die „Bergener Methode“ für die synoptische Meteorologie in Norddeutsch
land? — Prof. Kuhlbrodt: Übersicht über die letzten Meteorologischen Tagungen.
— Dr. Lohr: Erfahrungen und Beobachtungen der Wetterflugstelle Hamburg.
Im Sommer fand ein Ausflug des Zweigvereins nach Travemünde statt mit
Besichtigung des hanseatischen See- und Landflughafens in Travemünde.
IX. Bericht über die Tätigkeit der Meteorologischen Versuchsanstalt
(Abteilung M) im Jahre 1929.
a) Allgemeines.
Die Meteorologische Versuchsanstalt gehörte bis zum 31. März d. J. noch
zur Abteilung III und stand unter Dr. Georgi als Referenten, der im März zur
Teilnahme an der A. Wegenerschen Grönland-Vorexpedition abreiste und vorher
im wesentlichen zur Vorbereitung dafür tätig war.
Am 1. April wurde die Meteorologische Versuchsanstalt wieder selbständige
Abteilung M der Deutschen Seewarte unter Leitung von Professor Dr. A. Wigand,
der zu diesem Termin sein Amt als ordentlicher Professor der Meteorologie an
der Universität Hamburg und Direktor des mit der Versuchsanstalt verbundenen
Meteorologischen Universitäts-Instituts antrat. Der Zustand, in dem sich die
Versuchsanstalt bei ihrer Übernahme sowohl baulich wie hinsichtlich des Be
triebes befand, zeigt die Folgen der Personal-Sparpolitik des Reiches gegenüber
der Seewarte in anschaulichster Weise: eine ordnungsgemäße Übernahme der
Bestände an Instrumenten, Geräten, Materialien, Büchern und Akten erwies sich
als unmöglich; ein eingearbeiteter wissenschaftlicher Mitarbeiter konnte dem
Leiter anfangs überhaupt nicht zur Verfügung gestellt werden. Erst Ende Mai
wurde Dr. Heis als Vertreter für Dr. Georgi bestimmt. Noch bis zum Schlüsse
des Berichtsjahres ist es nicht ganz gelungen, den Betrieb der Versuchsanstalt
völlig in Ordnung zu bringen. Daß ihre Leistungen unter diesen Umständen
noch nicht dem ganzen Umfange der übernommenen Aufgaben haben entsprechen
können, ist erklärlich. Solange die Meteorologische Versuchsanstalt nicht mehr
Personal bekommt, besonders wissenschaftliches, und solange sie in den über
alterten Baracken auf gesundheitsschädliche und menschenunwürdige Weise mit
außerordentlichem Raummangel untergebracht ist, wird es ihr nicht möglich sein,
die ihr übertragenen Aufgaben vollbefriedigend zu bearbeiten.