gQ Jahresbericht der Deutschen Stoewarte für 1929.
liegende Räume des zweiten Stocks in unmittelbarer Nachbarschaft des Wetter
dienstraumes beendet sein wird. Die Verlegung konnte im Laufe des Jahres nur
schrittweise vorgenommen werden, um den Dienstbetrieb nicht zu unterbrechen.
Am 15. Dezember konnte der größte Teil des Nachrichtenbetriebes vereinigt werden.
Hand in Hand mit dieser Vorlegung der Funkstation ging die Verbesserung
der Funkempfangseinrichtung. Die bisherigen Mehrdrahtantennen wurden durch
lange, radial vom Seewartengebäude ausstrahlende Eindrahtantennen ersetzt. An
Stelle der gemeinsamen Stromspeisung der Empfangsapparatur sind getrennte
Stromquellen für die einzelnen Geräte in dem übst den Empfangsräumen liegen
den Akkumulatorenraum aufgebaut worden. Zur sicheren und bequemeren
Schaltung der Telegraphen- und Steuerkabel wurde ein kleiner Verteilerschrank
im Telegraphenraum angebracht. Mit Ablauf des Jahres 1029 war der Umbau
der F-T.-Station noch nicht beendet.
c) Wetterdienst und Täglicher Wetterbericht
Der Wetterdienst wurde im Jahre 1929 Tag und Nacht laufend durch
geführt. Hafentelegramme, Fünkwefcter Norddeich, 11ochseerundfunk, Norag-
Rundfunk-Berichte, sowie Sturmwarnungen und Wetterberichte für die Flotte
wurden für das Gebiet der deutschen Küste und heimischen Meere weiter her-
ausgegebon. Bezüglich der Sturmwarnungen ist zu bemerken, daß bei zu
erwartenden Stürmen von Stärke 10—12 Beaufort im Text die Warnung: „vor
aussichtlich sehr schwerer Sturm“ gebraucht wird. Im System der Sturm-
warnungsstellen sind keine wesentlichen Änderungen eingetreten. Die Morgen
wetterkarte (des Öffentlichen Wetterdienstes) und die Abendwotterkarte er
schienen Täglich.
Der Ozeanfunkwetterberieht wurde auch in diesem Jahre im Umfange von
etwa 100 Worten von Norddeich ausgestrahlt. Die Ergänzung dieses Funk
spruches durch eine Bildfunkwetterkarte hat wegen technischer Schwierigkeiten
noch nicht erfolgen können. Das Zeichnen von Wetterkarten an Bord der
Schiffe durch die Offiziere auf Grund des aufgenommenen Ozean-Funkwetter
berichtes der Deutschen Seewarte hat in erfreulichem Maße zügenommen. Ein
neuer Vordruck für solche Bordwetterkarten ist im Entwurf fertiggestellt.
Der „Tägliche Wetterbericht der Deutschen Seewarte“ erschien
weiter in bisherigem Umfang. Die Kartenvordrucke auf den Innenseiten wurden
gänzlich erneuert. Dem Bericht wurden zwei „•Synoptische Berichte“ erstmalig
beigegeben, von Dr. Markgraf verfaßt: 1. „Die Entstehung des strengen Frostes
in Norddeutschland Anfang Februar“ (7. VI. 29) und 2. „Der zweifache Besuch
mittelländischer Tropikiuft in Deutschland am 3. und 4. Juli 1929“ (16. XI. 29).
Es ist beabsichtigt, diese Beilagen in zwangloser Reihenfolge fortzusetzen, sie
sollen äüsfuhrliebere, aus der Arbeit an dem Täglichen Wetterbericht sich er
gebende Darstellungen besonderer interessanter Wetterlagen bringen. Vom Juli
ab werden im Täglichen Wetterbericht im Abschnitt „Schiffsmeldungen“ in erster
Linie die deutschen Sehiffsmelduugen aufgenommen, die ausländischen nur soweit,
als noch Raum vorhanden ist. An vielen Tagen füllten die deutschen Meldungen
den Raum bereits vollständig aus.
Es wurden neue einfarbige Arbei'tswetterkarten auf Grund der neuesten Unter
lagen geschaffen, die bezüglich der Projektion und des; Maßstabes den inter
nationalen Abmachungen entsprechen. Die Maistäbe sind 1:10 Millionen und
1 : 20 Millionen (der Maßstab der bisherigen Arbeitskarte ||t 1 : 13.4 Millionen),
Vom 18. Mai bis 16. Juni war Dr, Markgraf nach Bergen beurlaubt, um den:
dortigen Wetterdienst näher kennenzulcrnen und sich mit den dort angewandten
Methoden vertraut zu machen. Dr. Markgraf hat daselbst eine Fülle von An
regungen erhalten, die er nutzbringend im Wetterdienst der Deutschen Seewarte
verwerten konnte. Er fand in Bergen eine sehr freundliche Aufnähme und großes
Entgegenkommen.
d) Öffentliche Wetterdienststelle.
Die Öffentliche Wetterdienststelle dehnte ihre Tätigkeit auf weitere wirt
schaftliche Kreise aus. So wurden in den letzten Monaten des Jahres zum ersten