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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
beste. Die Temperatur kann beliebig eingestellt und innerhalb eines Grades
konstant gehalten werden. Sehr geringe Feuchtigkeitsmengen, die sich nur beim
Öffnen des Schrankes aus der Außenluft niederschlagen können, lassen sich
durch eine kleine Menge Chlorkalzium leicht beseitigen. In dem Schrank lassen
sich bis zu 19 Chronometer mit Unterkasten unter bringen und jedenfalls stets
die hier befindliche Anzahl von Taschenuhren. Der Kosten halber ließ sich ein
größerer Schrank nicht beschaffen. Die Kälteprüfung der Wettbewerbchrono
meter, die stets in den Januar verlegt wurde, ist daher nach wie vor von der
Außentemperatur abhängig. In den milden Wintern gelingt es infolgedessen
nicht immer, die gewünschte Prüftemperatur von + 5° C zu erreichen. Für den
Prüfbetrieb des übrigen Jahres genügt der Elektrolux-Schrank immer. Da gegen
Ende des Jahres die Anzahl der eingelieferten Instrumente plötzlich stark zu
nahm, mußte ferner ein weiterer 9 Chronometer fassender Prüfkasten für die
Prüfung in Wärme gebaut werden.
C. Astronomie. Ortsbestimmungsniethoden auf See und in der Luft. Funkortung.
Die Tätigkeit auf diesen Gebieten mußte sich wie in den vergangenen Jahren
wegen Personalmangels auf Erledigung der dienstlichen Eingänge, Auskunfts
erteilung und Begutachtung eingegangener Arbeiten beschränken. Bei einer
Neuverteilung der Arbeitsgebiete des Funkpeilwesens ist die Funkortung der
Abteilung IY verblieben. Ein aktives Hervortreten auf diesem Gebiete kann
jedoch erst nach einer Personalvermehrung erfolgen.
VH. Bericht über die Tätigkeit der Gezeitenabteilung (G).
Gezeitenvorausberechnung und Ermittlung ihrer Unterlagen.
Einrichtung und Durchführung des Sturmflutwarnungsdienstes im Deutschen Küsten
gebiet. Weiterentwicklung der zum Gezeitendienst und zur Gezeitenbeobachtung
erforderlichen Instrumente.
a) Allgemeines.
An die Stelle des Ende Dezember 1928 ausgeschiedenen wissenschaftlichen
Angestellten Dr. A. Dose trat Anfang Januar der Astronom Dr. A. Beer, der sich
nicht nur mit den mit dem Sturmflutwarnungsdienst zusammenhängenden Arbeiten
bekannt zu machen hatte, sondern auch zu den vorbereitenden Arbeiten für Ver
besserungen der Gezeitentafeln herangezogen wurde. Die Gezeitenvorausberech
nungen an der Gezeitenrechenmaschine wurden abwechselnd von den beiden
wissenschaftlichen Angestellten Frl. Dr. F. Straas und Dr. Beer und dem Ober
inspektor G. Thiel ausgeführt. Frl. Dr. Straas beteiligte sich in zunehmendem
Maße an der Prüfung und Bearbeitung der Gezeitenbeobachtungen und an den
Bearbeitungen der Gezeitenbeiträge für die Seehandbücher. Rechnerische Hilfs
arbeiten für den Gezeitendienst wurden ferner während des ganzen Jahres durch
schnittlich von zwei Hilfskräften im Akkord geleistet.
Der Sturmflutwarnungs- und Windstauvorhersagedienst wurde tagsüber und,
wenn erforderlich, abends in wöchentlichem Wechsel von Frl. Dr. Straas, Dr. Beer
und Oberinspektor Thiel ausgeführt, während der Dienst nachts wie bisher von
Dr. Rauschelbach von der Wohnung aus versehen wurde.
b) Herausgegebene Arbeiten.
1. Gezeitentafeln. Die Herausgabe der deutschen Gezeitentafeln ist im
Berichtsjahre wie alljährlich erfolgt. Die Handschrift der „Gezeitentafeln für
das Jahr 1930“ wurde Mitte Januar in Druck gegeben; Anfang Mai sind die
Gezeitentafeln im Buchhandel erschienen.
Sowohl im europäischen als auch im außereuropäischen Namenverzeichnis
der Gezeitentafeln wurde das Ordnen der Ortsnamen von diesem Jahrgang ab
nach den „Einheits-ABC-Regeln des Ausschusses für wirtschaftliche Verwaltung
beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Berlin“ durchgeführt.