Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
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b) Allgemeine Angelegenheiten der Abteilung.
Die Tätigkeit der Abteilung mußte sich auch im Jahre 1929 wegen Personal
mangels vorwiegend auf die Erledigung der unter Abschn. a, Ziff. 1, aufgeführten
dringlichen laufenden Aufgaben beschränken, obwohl die Zahl der Laternen
prüfungen hinter der des Vorjahres merklich zurückgeblieben ist; ein Umstand,
der einmal auf das Ausbleiben von Bestellungen seitens der Donaustaaten und
zweitens auf die Vergebung nicht weniger Aufträge an auswärtige Firmen, die
infolge niedrigerer Arbeitslöhne billiger liefern können, zurückzuführen ist.
An den Unterrichtskursen für fahrende Kapitäne und Schiffsoffiziere nahmen
die Herren d’Allinge, II. Offizier der Deutschen Ostafrika-Linie, und Hopfmann,
Kapitän a. D. des Norddeutschen Lloyd, teil; letzterer bestand die große Kompaß
prüfung. Drei fahrende Kapitäne und Schiffsoffiziere wurden im Gebrauch des Funk
peilers unterwiesen. Die Abteilung war beauftragt mit der Organisation des alljährlich
stattfindenden Informationskursus für Seefahrtlehrer und war federführend in
den Angelegenheiten der Übernahme des Zeitsignaldienstes durch die Haupt
agenturen der Deutschen Seewarte bis zur Beendigung der mit der Übernahme
verbundenen Arbeiten.
Der Abteilungsvorstand war wiederholt bei Seeamtsverhandlungen als Bei
sitzer und vor Gericht als nautischer Sachverständiger tätig und beteiligte sich
regelmäßig an den Facharbeiten der nautischen Berufsorganisationen und ver
schiedener nautischer Arbeitsausschüsse.
c) Erdmagnetismus.
Die im Sommer 1928 angeknüpften persönlichen Beziehungen zu dem Kom
mandanten des amerikanischen Forschungsschiffes „Carnegie“ und seinem wissen
schaftlichen Stabe haben zu einem regen Schriftwechsel mit dem Carnegie-Institut
in Washington geführt und zur Folge gehabt, daß die Ergebnisse der gesamten,
bis zum 23. September 1929 angestellten erdmagnetischen Beobachtungen aus
dem Atlantischen und dem Stillen Ozean bereits bei einem Teile der nach
stehend aufgeführten Kartenarbeiten für das deutsche Seekartenwerk benutzt
werden konnten. Durch den verheerenden Brand, dem das Schiff am 30. No
vember im Hafen von Apia zum Opfer gefallen ist, ist einem Unternehmen, das
für den gesamten Seeverkehr und die wissenschaftliche Erforschung der Welt
meere von ganz außerordentlicher Bedeutung war, ein jähes Ende bereitet worden.
Mit vollem Recht kann behauptet werden, daß es wohl fast ausschließlich der
systematischen Vermessungstätigkeit der Jacht „Carnegie“ zu verdanken ist, daß
die erdmagnetischen Verhältnisse aller befahrenen Meeresteile heutzutage mit einer
für die Zwecke des Seeverkehrs durchaus hinreichenden Sicherheit bekannt sind.
Angesichts dieser Tatsache hält es die Deutsche Seewarte für ihre Ehrenpflicht,
auf die Verdienste, die sich das Carnegie-Institut durch die Durchführung dieses
vor einem Vierteljahrhundert begonnenen Unternehmens erworben hat, auch an
dieser Stelle gebührend hinzuweisen.
Von den laufenden Arbeiten, die für die deutschen Seehandbücher und See
karten ausgeführt worden sind, seien folgende genannt:
a) Mißweisungskarten nebst Begleittext für die Seehandbücher: Westküste
Hindustan; Persischer Golf; Ostchinesisches Meer; Ostküste Südamerikas,
Teil II; Nordsee, nördlicher Teil; Magellan-Straße; Nordküste Rußlands,
Teil I.
b) Darstellung der Linien gleicher Mißweisung für die D. A.-Karten Nr. 973
„Tromsö bis Archangelsk“; Nr. 108 „Ostküste Islands bis Norwegen“;
Nr. 155 „Barents-See“; Nr. 44 „Die Nordsee“; Nr. 98 „Die Ostsee“; Nr. 296
„Arabisches Meer“; Nr. 415 „Aden bis Mozambique“.
Bei der Bearbeitung dieser Karten ist nach Möglichkeit neben dem bereits
veröffentlichten Beobachtungsmaterial auch ein Teil des aus jüngster Zeit
stammenden, noch nicht im Druck erschienenen Materials benutzt worden, so
z. B. bei der Ostseekarte (D. A.-Karte Nr. 98), die den vielfach geäußerten
Wünschen der Schiffahrtskreise entsprechend den Verlauf der Linien gleicher
Mißweisung nicht mehr in einer kleinen Einsatzkarte, sondern in der Haupt
karte selbst wiedergibt. In Rücksicht auf die stark gestörten Verhältnisse und