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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1924.
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iX. Bericht über die Tätigkeit der meteorologischen Abteilung und
Versuchsanstalt.
Die meteorologische Abteilung und Versuchsanstalt hat im Berichtsjahr schwere
personelle Einschränkungen erlitten, so daß es nur unter erheblichen Schwierig
keiten möglich war, die obliegenden Arbeiten durchzuführen.
Die Bauarbeiten sind zu einem gewissen Abschluß gekommen. Die Werkstatt
baracke wurde durch ein eingemauertes Fundament unterfangen. Ein Neuanstrich
der Bauten gab der Anlage ein freundlicheres Aussehen. Von den Innenein
richtungen wurde der Windkanal fertiggestellt und in Betrieb genommen. Neu
geschaffen wurde eine Prüfanlage für Dosenbarometer und Barographen.
Die aerologischen Arbeiten der Versuchsanstalt bestanden in der Durch
führung von Registrier-Ballon- und Flugzeug-Aufstiegen. Es wurden vier Ballon
aufstiege anläßlich eines internationalen Serienaufstieges am 4. 9. 1924 gemacht.
Leider entsprach das Ergebnis nicht den Erwartungen, da ein Ballon bereits in
geringer Höhe platzte, die übrigen drei verlorengegangen sind. Sie sind an
scheinend auf See vertrieben worden.
Die geringen, größtenteils gestifteten Betriebstoffmengen für aerologische
Flugzeugaufstiege wurden dazu verwendet, an den einzelnen, sogenannten „großen“
internationalen Terminen möglichst dicht gehäufte Aufstiege auszuführen. Die
erste Serie erfolgte vom 17. bis 23. März 1924, die zweite Serie umfaßte zahl
reiche Aufstiege im Juni und Juli, die der Erprobung einer windschnittigen Ver
kleidung des Meteorographen und einer vibrationsfreien Aufhängung dienten.
Vom 14. bis 18. Juli erfolgte die dritte Aufstiegsreihe. Es ist als besonders günstiger
Umstand zu betrachten, daß Herr Dr. Bongards mit Mitteln der Smithsonian-
Institution im Spätsommer eine größere Anzahl von Flügen ausführte, die gleich
zeitig für die Zwecke der Seewarte durch Mitnahme von Meteorographen nutzbar
gemacht werden konnten. Insgesamt konnten etwa 75 Registrierungen im letzten
Jahre erlangt werden.
Da im Verlauf der Abbaumaßnahmen der Fortbestand der meteorologischen
Versuchsanstalt gefährdet war, hat die Seewarte zu Beginn des Jahres mit dem
Verein der Metallbarometerfabriken Deutschlands bzw. dessen Hamburger Mit
gliedern eine besondere Versuchstätigkeit auf dem Gebiete der Dosenbarometer
vertraglich vereinbart. Die betreffenden Firmen stellten vorläufig für die Dauer
von zwei Jahren der Seewarte einen festen Betrag für einen wissenschaftlichen
Angestellten und einen einmaligen Beitrag für den Ausbau der besonderen
Apparate zur Verfügung. Die vorhandenen barometrischen Prüfungseinrich
tungen wurden ergänzt durch einen Rezipienten, der die gleichzeitige Prüfung
von 40 Aneroiden zwischen 800 mm und dem jeweils niedrigsten Druck gestattet.
Weiterhin wurde diese Apparatur durch eine Alterungsvorrichtung und durch
einen sogenannten Thermo-Rezipienten ergänzt, in dem Instrumente aller Art bei
beliebigen Temperaturen und Drucken untersucht werden können. Die Prüfungs
arbeiten der Barometer erfolgten nach einem gemeinsamen, mit den beteiligten
Firmen festgesetzten Programm. Bearbeitet wurde zunächst die Frage der
elastischen Nachwirkungen und des toten Ganges, der durch die erwähnte Me
thode der künstlichen Alterung stark verringert werden kann. Weiter wurde
in Angriff genommen eine experimentelle Festlegung des beim Auspumpen in
den Dosen zu belassenden Luftrestes zur Erzielung einer günstigen Temperatur
kompensation. Die Prüfung von Instrumenten im Berichtsjahre erreichte eine
beachtliche Zahl. An Barometern, Windmessern und Metallthermometern wurden
295 Stück geprüft.
Der Umbau des Windkanals erbrachte bei unveränderter Motorleistung
eine wesentliche Vergrößerung des Meßquerschnittes und der Geschwindigkeit
bei genügender Gleichmäßigkeit der Strömung. Hierdurch wurde eine Steigerung
der Prüfungsmöglichkeiten und die Durchführung meteorologisch interessierender
Strömungsversuche an Modellen erreicht. Der Anschluß des Windkanals in
Großborstel an den Göttinger Windkanal wurde durchgeführt.