Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1924,
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VIII. Bericht über die Tätigkeit der Abteilung IV.
a. Chronometerprüfungen.
Im Jahre 1924 wurden im ganzen 174 Chronometer geprüft. 61 Instrumente
wurden bei verschiedenen Temperaturen (von 7—32° C) untersucht. Einzelne
Standbestimmungen wurden in 30 Fällen durch geführt.
In der 47. Chronometer-Wettbewerbprüfung (abgeschlossen am 12. März 1924)
wurden 21 Instrumente, die von drei deutschen Firmen eingeliefert waren, unter
sucht. 20 von ihnen genügten den vorgeschriebenen Bedingungen. — Die 48. Wett
bewerbprüfung begann am 13. November 1924 mit 35 Chronometern, eingeliefert
von vier Firmen.
b. Prüfungen von Taschenuhren.
Es wurden 9 Präzisions-Taschenuhren, von einer Glashütter Firma einge
liefert, und 3 Stoppuhren untersucht. Bei der Prüfung der 9 Präzisionsuhren
wurde eine gründliche Untersuchung über die Einwirkung des Erdmagnetismus
auf den Gang der Instrumente durchgeführt.
c. Zeitdienst und Zeitsignalbetrieb.
Die Auslösung der funktelegraphischen Nauener Zeitsignale erfolgte in der
bisherigen Weise um 0>> und 12 b M. Z. Greenwich unter Benutzung der vom Reichs
postministerium zur Verfügung gestellten Kabelleitung Seewarte - Nauen. Die
Signale wurden gleichzeitig auf den Wellen 3100 m (tönend) und 18 000 m (un
gedämpft) abgegeben. Die Korrektionen der Zeitsignale wurden in den „Annalen
der Hydrographie usw.“, im Beobachtungszirkular der „Astronomischen Nach
richten" (Kiel) und in drei (während der letzten Monate des Jahres in vier)
deutschen Uhrmacherzeitungen veröffentlicht.
Im Aufträge der Deutschen Seewarte baute Uhrmacher E. Bröcking zu Ham
burg einen Signalgeber (mit Halbsekundenpendel) für die Aussendung von funk
telegraphischen Koinzidenzsignalen. Nachdem der Signalgeber auf der Seewarte
geprüft und einreguliert war, wurde er im Juni 1924 auf der Großfunkstelle
Nauen aufgestellt und in den Signalmechanismus eingefügt. Vom 13. Juni 1924
ab wurden die Koinzidenzsignale im Anschluß an die „Onogo“-Signale mit den
gleichen Wellenlängen wie diese von 0 h (12 b ) 0“ 59 s bis 0 b (12 h ) 5 m 52s M. Z.
Greenwich regelmäßig abgegeben. Die genaueren Abgabezeiten wurden im An
schluß an die Korrektionen der „Onogo“-Signale in den oben genannten Zeit
schriften regelmäßig veröffentlicht.
Der Stand der Normaluhren wurde durch regelmäßige Zeitbestimmungen
festgestellt. Die Beobachtungen wurden sämtlich am Bambergschen Durchgangs
instrument (7 cm Objektivöffnung, 70 cm Brennweite) mit Registriermikrometer
ausgeführt. — Das Reichswirtschaftsministerium überwies der Seewarte die beiden
Pendeluhren „Tiede Nr. 420“ und „Tiede Nr. 425“.
d. Weitere Arbeiten der Abteilung.
Eine Untersuchung über die mittlere tägliche Gangschwankung der Chrono
meter, die an der 47. Wettbewerbprüfung teilgenommen hatten, wurde durch
geführt. Die Diskussion des Ganges der Präzisionspendeluhren von Abteilung IV
wurde fortgesetzt. Alle Pendeluhren, einschießlich der beiden Signal-Auslöseuhren,
wurden nacheinander gereinigt und geölt.
Für die Aufnahme von Funkzeitsignalen erhielt die Abteilung eine eigene
Antenne, bestehend aus zwei Drähten von je 70 m Länge, und ein 4-Röhren-
Empfangsgerät. Die neuen Einrichtungen erwiesen sich als ausreichend für den
Schreibempfang der Funkzeitsignale von Nauen und Paris.
Die für den Zeitdienst und den Funkempfang erforderliche Akkumulatoren-
Anlage wurde fast vollständig erneuert.