Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1924,
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Auf mehreren Sitzungen über Flugstreckensicherung im Reichsverkehrs
ministerium war die Seewarte durch ihren Präsidenten und Dr. Seilkopf ver
treten. Meteorologischen Unterricht erhielten die Flugschüler des Flughafens
Fuhlsbüttel durch Dr. Seilkopf.
i. Abgabe von Wetternachrichten und -auskünften.
Wie bisher wurden fernmündlich und schriftlich zahlreiche Wetterauskünfte
an Gerichte, staatl. Anstalten, Schiffahrtskreise und Private erteilt. Das gesamte
Wirtschaftsleben hat den Wetterauskunftsdienst in erheblich höherem Maße als
in früheren Jahren in Anspruch genommen. Es wurden rund 3250 Auskünfte
k. Öffentliche Wetterdienststelle.
Das Jahr 1924 wurde dem Ausbau des Wetterdienstes für das Wirtschafts
leben in erfolgreicher Weise gewidmet. Es konnte wiederholt dazu übergegangen
werden, den Zeitungen die Wetterkarte täglich zur Veröffentlichung zuzustellen.
Ungefähr 110 Zeitungen erhalten täglich Materabzüge der Wetterkarte zum Ab
druck. Eine regelmäßige Wetterberatung bekommen Fischereiorganisationen,
Elektrizitätswerke und Wasserbaudirektionen zugestellt. Ebenso hat sich die
Beratung der von der Witterung besonders abhängigen Kreise der Wirtschaft,
wie des Kartoffelhandels, Südfruchthandels, der Gärtnereien, landwirtschaftlicher
Güter, Weinhandlungen usw. ausbauen lassen. An den regelmäßigen Frost- und
Tauwetterwarnungsdienst des Winters waren etwa 40 Interessenten angeschlossen.
Die erhebliche Erweiterung des Dienstes verlangte eine Vermehrung des
Personals. Für den Flugberatungsdienst in Fuhlsbüttel und in Hannover wurden
je ein Meteorologe eingestellt. Außerdem erforderte der erweiterte Wetterdienst
die Einberufung von zwei weiteren Meteorologen. Für zeichnerische Arbeiten
wurden je ein Lithograph in Hamburg und Hannover eingestellt. Das Büro
wurde um 2 Angestellte und 3 Boten vermehrt.
Die Verbreitung der Wetterkarte hat eine erfreuliche Zunahme erfahren.
Die Auflage stieg von 400 auf 1500 Stück. Neu eingeführt wurde die Heraus
gabe einer Ozeanwetterkarte, die neben einer Darstellung der Wetterlage von
Nordamerika über den Ozean bis nach Sibirien eine kurze Übersicht für die
Witterung der kommenden acht Tage enthält. Den Schulbehörden wurde die
Wetterkarte gegen erhebliche Preisermäßigung zugestellt. Um das Verständnis
der Wetterkarte zu vertiefen, wurde eine Broschüre „Wie lese und wozu gebrauche
ich die Wetterkarte?“ herausgegeben. Die erste Auflage in Höhe von 10 000 Exem
plaren war rasch vergriffen, auch die zweite Auflage hat schon starken Absatz
gefunden.
I. Wetterwarte Königsberg.
Der Ausbau der Wetterwarte Königsberg hat Fortschritte gemacht. Die
Räumlichkeiten konnten dank des Entgegenkommens des Magistrats der Stadt
Königsberg erweitert werden. Mehrere Apparate und Instrumente wurden neu
angeschafft. Ein Reservefunkempfangsgerät, ein Sonnenscheinautograph, aero-
logische Apparate und eine Schwarzpresse für den Druck der Wetterkarte wurden
erworben.
Im Sturmwarnungswesen ist die Sturmwarnungsnebenstelle Schaakswitte
(Signalist Reinke) neu hinzugekommen.
Die Flugberatung erstreckte sich auf die Linien Königsberg—Moskau, Königs
berg—Riga, Königsberg—Danzig.
Der öffentliche Wetterdienst nahm einen erfreulichen Aufschwung. Die Zahl
der Wetterkartenabonnenten stieg ganz erheblich, und vor allem gelang es, die
meisten ostpreußischen Zeitungen für die Veröffentlichung der Witterungsnach
richten zu gewinnen. In gleicher Weise hat die Zahl der Witterungsauskünfte
zugenommen.
Aus den Einnahmen des Wetterdienstes konnte die Wiedereinstellung des
Büroangestellten K. Jurisch erfolgen und ein weiterer Meteorologe (cand. rer.
nat. Dürr) eingestellt werden.