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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1923.
e. Anwendung der Lehre vom Magnetismus in der Navigation.
Untersuchung von eisernen Schiffen in bezug auf ihre Deviationsverhältnisse.
Im Jahre 1923 wurden durch die Zentralstelle und die Agenturen im
ganzen 639 (591) Schiffe auf die Deviation der Kompasse untersucht und diese
kompensiert x ).
f. Erdmagnetische Arbeiten.
In dem Berichtsjahre ist der Entwurf der neuen Weltkarte mit den Linien
gleicher magnetischer Inklination für 1920 fertiggestellt worden und die Karte
uls D. Adm-Karte Nr. 2 a (Tit. XIV Nr. 2 a) erschienen. Die Vorarbeiten für die
Karte der Linien gleicher Horizontalintensität sind soweit gefördert worden, daß
-die Herausgabe auch dieser Karte demnächst erfolgen kann.
Neben der Auskunftserteilung über erdmagnetische Verhältnisse und der
Herstellung von Spezialkarten und tabellarischen Zusammenstellungen für andere
Institute, Behörden und Gelehrte sind der Marineleitung laufend die Unterlagen
für die Angabe der magnetischen Werte in den Deutschen Admiralitätskarten
geliefert worden.
Für die nachstehenden Gebiete sind auf Grund des neuesten Beobachtungs
materials Spezialkarten der Mißweisung für verschiedene Epochen entworfen
worden, die für Neuauflagen deutscher Seehandbücher bestimmt sind: Nördlicher
Teil der Ostsee, Ceylon und Malakkastraße, Westküste Frankreichs, Nord- und
Westküsten Spaniens und Portugals, Irischer Kanal, Südküste Irlands und Bristol-
kanal, Südchinesisches Meer und Golf von Bengalen.
g. Gezeitendienst.
Die Handschrift der Gezeitentafeln für das Jahr 1924 wurde im Januar
-und Februar abgesetzt, so daß die Tafeln im April erscheinen konnten. Für die
Handschrift der Gezeitentafeln für das Jahr 1925, die Ende 1923 nahezu fertig
gestellt war, wurden die ausführlichen Gezeitenangaben von 5 europäischen und
von 13 außereuropäischen Häfen mittels der Gezeitenrechenmaschine voraus
berechnet. 17 europäische Häfen wurden ferner teils nach dem Lubbockschen
Verfahren berechnet, teils an andere Häfen angeschlossen. 14 in den Gezeiten
tafeln abgedruckte Häfen wurden von fremden Instituten teilweise im Austausch
gegen Abschriften deutscher Vorausberechnungen erhalten.
Für die Strombauarbeiten an der Unterweser wurde mit der Gezeiten
rechenmaschine eine vollständige Gezeitenkurve für Bremerhaven für das Jahr
1924 gezeichnet; für Hamburg wurde eine gleiche Kurve als Unterlage für Wind
staumeldungen für den in Betrieb befindlichen Pegeltisch angefertigt.
Die 1921 in Angriff genommene Neubearbeitung der Grundlagen für die
Berechnung der Gezeitenangaben für die deutschen Häfen mußte wegen Mangel
an laufenden Mitteln unterbleiben. Die Ermittlung von harmonischen Konstanten
wichtiger deutscher Häfen mußte noch zurückgestellt werden, bis eine nahezu
fertig vorliegende Arbeit über die harmonische Analyse erschienen ist.
Im Berichtsjahre ist die Neubearbeitung des „Atlas der Gezeiten und
Gezeitenströme für das Gebiet der Nordsee und der Britischen Gewässer“ ge
fördert bis zum nahezu vollständigen Abschluß der Aufbereitung alles irgendwie
erreichbaren Materials, so daß in Kürze mit der Herstellung der Stromkarten
begonnen werden kann. Die im Jahre 1921 mit dem Institut für Meereskunde
an der Universität Berlin vereinbarte Arbeitsteilung für die Bearbeitung des
Gezeitenatlas wurde im Juni 1923 gelöst, weil durch die Anforderungen der
Reichsmarine an die Deutsche Seewarte die ursprüngliche Einteilung der Arbeits
gebiete umgestoßen wurde.
Der Marineleitung wurden im Laufe des Jahres je 12 neubearbeitete Ge
zeitenstromkarten nebst zugehörigem Textbeitrag für die Nordseehandbücher,
südlicher und östlicher Teil, geliefert.
Auf den Rückseiten der Januar-, Februar- und März-Monatskarten des
Nordatlantischen Ozeans für 1924 sind für 114 Stationen der südlichen Nordsee
>) Davon 100 durch Beamte der Seewarte.