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Full text: Jahresbericht 1892

Fünfzehnter Jahres-Bericht der Direktion. 
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II. Zur Geschichte der Deutschen Seewarte. 
1. Allgemeines. 
In dem. Vorstehenden sind schon die wesentlichsten Elemente, welche auf die geschichtliche Ent 
wickelung der Seewarte einen bedingenden Einfluss äussern mussten, berührt worden und es soll hier nur 
noch einiges, das bereits Gesagte Ergänzende angefügt werden. Zum ersten Male seit 10 Jahren fand der 
alljährlich abgehaltene Lehrkursus für Navigationslehrer und Navigationsschul-Aspiranten nicht mehr statt. 
Die Umstände, die zur Sistirung der unzweifelhaft wohlthätigen Einrichtung führten, sind in dem summa 
rischen Berichte, welcher dem letztjährigen Jahres-Berichte einverleibt ist, Seite 37—40 andeutungsweise 
berührt und soll hier zur Ergänzung nur erwähnt werden, dass in Folge eines Berichtes der Direktion an 
den Staatssekretär des Reichs-Marine-Amtes, worin darauf hingewiesen wurde, dass es wünschenswert!! sei, 
ehe mit der Abhaltung weiterer Kurse vorgegangen werde, zunächst auf Grundlage der gemachten Er 
fahrungen die Ansichten der betheiligten Kreise über Zweckmässigkeit der Einrichtung, über Abänderungen 
derselben einzuholen, im Berichts-Jahre der Kursus nicht abgehalten wurde. Es ist nicht hier die Stelle, 
auf die Folgen hinzuweisen, welche der Inhalt dieses Berichtes mit sich führte, auch soll nicht des Näheren 
auf das Schicksal der in dem Berichte enthaltenen Anträge eingegangen werden, es mag genügen zu kon- 
statiren, dass eine der segenreichsten Einrichtungen aus hier nicht näher zu erörternden Gründen definitiv, 
oder doch auf unabsehbare Zeit aufgehoben worden ist. Die durch die Nichtabhaltung des Lehrkursus 
disponiblen Geldmittel werden in einer Richtung verwendet werden, welche parallel mit jener läuft, die den 
Lehrkursus überhaupt in’s Leben treten Hess. Dass auf diesem Gebiete unendlich Vieles und Dringliches 
zu schaffen ist, wird nur der leugnen, dem es an einer Würdigung des gegenwärtigen Zustandes der Navi 
gation und der Reformen, welche zum Heile der vaterländischen Seeschifffahrt durchgeführt werden müssen, 
gänzlich gebricht. 
Die Arbeiten, von welchen im letzten Jahres-Berichte als im Fortgange begriffenen die Rede war, 
konnten durch die Einstellung einer auf dem Gebiete der Meteorologie erfahrenen Kraft in der Person des 
früheren Leiters des Meteorologischen Institutes in Tokio (Japan) Herrn Knipping wesentlich gefördert 
werden. Es gilt dies namentlich von den für die Herausgabe des Segelhandbuchs des Stillen Ozeans uner 
lässlichen Vorarbeiten. 
Die Geschichte der Deutschen Seewarte während des Jahres 1892 würde nicht vollständig sein, wenn 
hier nicht des grossen Unglücks gedacht werden würde, welches durch das explosionsartige Auftreten einer 
Cholera-Epidemie gegen das Ende des Monates August über Hamburg hereinbrach. Allerdings erlitten die 
Ai’beiten am Institute während dieser traurigen Epoche keine wesentliche Störung, wenn auch der Verkehr 
mit den Schiffen im Hafen und sonst nicht unerheblich beeinträchtig wurde; allein die allgemeine Sorge, 
der sich auch das Personal der Seewarte nicht zu entziehen vermochte, konnte nicht anders als in vieler 
Hinsicht hemmend auf die Arbeitsfreudigkeit einwirken, den Sinn mit der Sorge für die Wohlfahrt des 
Ganzen und die Erhaltung der Gesundheit der Einzelnen in Anspruch nehmend. Es gereicht der Direktion 
zur besonderen Freude, dass sie nicht einen Todesfall aus der Reihe der Mitglieder des Institutes zu be 
klagen hat. Auch die Angehörigen sämmtlicber Bediensteter erfreuten sich, einige kleinere Unpässlichkeiten 
abgerechnet, einer guten Gesundheit während der ganzen, so unendlich traurigen Zeit. 
2. Wissenschaftliche Konferenzen, welche für die Thätigkeit der Seewarte 
von Bedeutung waren. 
Im Laufe des Berichts-Jahres fanden wissenschaftliche Konferenzen im Berufskreise der Seewärte nicht 
statt. Durch das Auftreten der Cholera in Hamburg wäre eine Betheiligung der Beamten des Institutes 
ausserhalb Hamburgs nicht angängig gewesen, wenn nicht an und für sich schon durch die Verbreitung 
der verheerenden Seuche auch über andere Theile Europas die Abhaltung von Konferenzen oder Kongressen 
unthunlich gemacht worden wäre.
	        
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