80
Die Beförderung dieses Telegrammes ist in soweit als befriedigend geregelt zu erachten, als dasselbe
jetzt um 127-2 Uhr Nachmittags dem Haupttelegraphen-Ämte zugestellt und von dort aus ohne Verzug und
durch Kombination der betreffenden Leitungen gleichzeitig an alle Abonnenten Deutschlands abgegeben
wird. Die oben angegebene Zeit wird auf ausdrücklichen Wunsch der meisten dabei interessirten Zeitungs-
Redaktionen auch dann noch iunegehalten, wenn selbst Nachrichten, namentlich aus Frankreich aus-
geblieben sein sollten.
Uneraohtet häufiger diesbezüglicher Erklärungen herrscht noch immer mit Bezug auf die Behörde,
an welche man sich wegen des Empfanges der Abonnements-Depesche zu wenden hat, eine bedauerliche
Unklarheit. Es sei daher hier nochmals erwähnt, dass das Abonnement nach wie vor durch die Postämter
zum Preise von jVt. 60 monatlich erwirkt werden kann. Im Falle des Zusammentritts mehrerer Abonnenten
an einem Orte zu Zwecken des gemeinsamen Bezuges des Abonnements-Telegrammes ist der Preis jeder
Abschrift auf M. 20 ermässigt.
b. Kleinere vollbezahlte Depeschen erhielt ausser dem „Tageblatt“ und dem „Schwab. Merkur“ in
Stuttgart, wie bereits früher (Jahresbericht I., Seite 118) erwähnt, in diesem Jahre auch die „Kölnische
Volkszeitung“, und zwar Mittheilungen von 10 Stationen nach dem Schema TTWSH, dann noch
die Barometer-Aenderungeu in den letzten zwölf Stunden nebst einem kurzen Texte. Eine besondere voll
bezahlte, mit der Seewarte vereinbarte Depesche erhielt die „Kölnische Zeitung“, enthaltend einige
Witterungs-Angaben von Shields und Hamburg, sowie einige wichtigere, insbesondere die Lage der Maxima
und Minima angehende Isobaren.
Ausser für Telegraphen-Gebühr wurde für die Ausfertigung dieser Telegramme, welche von einem
Privatmann, Herrn v. Rentzell, unter Aufsicht der Direktion besorgt wird, noch eine Vergütung von monat
lich M. 10 entrichtet.
c. Das Isobaren-Telegranmi. Bei Gelegenheit der Revision des Abonnements-Telegrammes wurde
bei der Auswahl und Vertheilung der Stationen, soweit es unbeschadet dem Wunsche des Publikums geschehen
konnte, schon darauf Rücksicht genommen, dass die im obigen Telegramme enthaltenen Beobachtungen
zur Konstruktion von Wetterkarten auch ausserhalb Hamburgs benutzt werden konnten. Da es jedoch in
der Natur der Sache begründet liegt, dass jene Beobachtungs-Daten nur unvollkommen auch diesem Zwecke
dienen können, so wurde, wie bereits im Jahresberichte I, Seite 118 und Anhang N0. 36 und 87 dargelegt,
das Isobaren-Telegramm eingerichtet, vermittelst dessen der Verlauf der Isobaren telegraphisch übermittelt
werden kann. Das bisher dafür in Anwendung gebrachte Schema zeigte jedoch zwei Unvollkommenheiten,
indem einerseits wegen der Grösse des Feldes die Lagen der Schnittpunkte nicht genau genug bestimmt
waren, und andererseits durch Anwendung der Buchstaben, welche in Deutschland nach doppeltem
Alphabete geschrieben werden, häufige Verwechselungen und Verstümmelungen unvermeidlich waren. Um
diesem Missstande abzuhelfen, wurde im Frühjahre 1880 das Isobaren-Telegramm dahin abgeändert, dass
zunächst statt der Buchstaben die der Verstümmelung weniger ausgesetzten Zahlen angewendet und das
ganze Gebiet, statt in 144, in 9 grosse zu je 100, also zusammen in 900 kleine quadratische Felder getheilt
wurde. Die Zweckmässigkeit dieser Einrichtung, sowohl in Bezug auf Genauigkeit, als auf Sicherheit in
der telegraphischen Uebertragung, hat sich durch die bisherigen Erfahrungen vollkommen bewährt.
In Anlage 1 zu diesem Berichte ist die ganze Einrichtung besprochen und durch eine Karte erläutert,
weshalb wir uns hier darauf beschränken, auf jenen Bericht zu verweisen.
Dem Isobareu-Telegramme schliessen sich als Ergänzung des Abonnements-Telegramms noch die
Angaben von 11 Stationen, nämlich Shields, Scilly, Stornoway, Valentia, Cherbourg, Friedrichshafen, Prag,
Warschau, Riga, Skagen und Borkum an. Die Mittheilungen erfolgen nach dem Schema TTWSH.
Dieses Telegramm erhielten; das meteorologische Bureau in Leipzig, die Wetterwarte der Magdeburger
Zeitung in Magdeburg und seit Anfang Januar auch die meteorologische Zentral-Station in München sowie
Herr Dr. Krebs in Frankfurt am Main im Interesse der von dem physikalischen Vereine daselbst gegrün
deten meteorologischen Station. In letzterem Falle wurde übrigens das Ergänzungs-Telegramm nicht angefügt.
III. Tägliche Berichterstattung in Hamburg und Altona und die Herstellung der Zeitungs-Wetterkarten überhaupt.
Der erste Theil dieser Thätigkeit des Instituts hat in diesem Jahre wenig Abänderung erfahren, und
wird in dieser Beziehung auf den in Anlage 1 zu diesem Berichte enthaltenen Spezial-Bericht des Herrn
von Rentzell verwiesen.