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Full text: Jahresbericht 1880

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müssen, aber weder durchgreifend einheitlich, noch überhaupt geschaffen werden. Wir mussten schon jetzt 
auf eine Sache zu sprechen kommen, welche wir im Abschnitte IX nochmals zu berühren haben werden, 
weil es durchaus erforderlich ist, dass man derselben volle Aufmerksamkeit schenke, und weil es schwer zu 
erreichen ist, dass die diesbezüglichen Ausführungen mit der genügenden Schärfe aus dem Rahmen des 
Spezialberichtes über die Thätigkeit der Abtheilung III hervortreten. Es ist zu hoffen, dass namentlich in 
Preussen endlich die schon seit 1878 im Entwürfe fertig gestellten Organisationspläne der Meteorologie zur 
Durchführung gelangen, damit demnächst auch mit Aussicht auf Erfolg an die einheitliche Organisation 
eines meteorologischen Dienstes für das ganze Gebiet des Deutschen Reiches geschritten werden könne. Bei 
der Beurtheilung des bereits Erreichten auf diesem Gebiete darf nicht vergessen werden, dass die politische 
Gestaltung unseres Vaterlandes, wie dieselbe durch die Verfassung des Deutschen Reiches festgestellt ist, der 
Einrichtung eines einheitlichen und durchaus zweckentsprechenden meteorologischen Dienstes nicht gerade 
förderlich sein kann. Bietet gegenwärtig noch der Mangel einer streng wissenschaftlichen Begründung der 
Grundsätze, nach welchen die praktische Witterungskunde ausgeübt werden kann, ganz erhebliche Schwierig 
keiten, die wieder die Wohlthaten, die aus einem solchen Dienste unzweifelhaft gezogen werden können, 
beeinträchtigen, so muss doch betont werden, dass in erster Linie der Mangel einer einheitlichen für das 
ganze Gebiet des Deutschen Reiches geltenden und nach allen Richtungen hin wohldurchdachten Organisation 
in noch höherem Maasse die Sache der Ausnützung der Meteorologie im praktischen Leben schädigt. 
Ganz abgesehen davon, dass die Verschiedenheit der meteorologischen Organisationen jener Staaten des 
Reiches, welche zum Mindesten mit Beziehung auf Post- und Telegraphenwesen geeinigt sind, immerhin für 
den hier in Frage kommenden Zweck als nachtheilig erachtet werden muss, kann es keinem Zweifel unter 
liegen, dass die Stellung, welche Bayern und Württemberg hinsichtlich der telegraphischen Einrichtungen 
einnehmen, für den meteorologischen Dienst innerhalb des Gebietes des Deutschen Reiches nachtheilig wirkt. 
Die europäischen Staaten, vielfach getrennt, verschiedenen Systemen der meteorologischen Organisation und 
der Telegraphen-Verwaltuug angehörig, müssen mit Rücksicht auf die Tüchtigkeit der in denselben bestehenden 
Einrichtungen zum Vortheile der ausübenden Witterungskunde eine erhebliche Einbusse erleiden, d. h. auf 
demselben Gebiete, auf welchem, wenn einheitlich eingerichtet und geleitet, Bedeutendes geleistet werden 
könnte, wird durch Zersplitterung die Quantität und Qualität der Arbeit in ungünstigster Weise beeinflusst. 
Ein vergleichender Blick auf den Zustand der Dinge in den Vereinigten Staaten Amerikas zeigt zur Genüge 
die Ungunst der Verhältnisse, unter welchen wir in Europa leiden. Wenn es nun auch gegenwärtig ganz 
unmöglich erscheinen mag, eine Aenderung der Verhältnisse im europäischen meteorologischen Dienste 
herbeiführeu zu wollen, so erscheint es doch an der Zeit, hier zu betonen, dass unter allen Umständen eine 
Einigung und Einheitlichkeit hinsichtlich dieser wichtigen Sache für das Gebiet des Deutschen Reiches 
angestrebt und auch durchgeführt werden müsse. Trotz der Ungunst der Verhältnisse, wie wir sie hier 
nur ganz andeutungsweise dargelegt haben, trat die Direktion nach Maassgabe der ihr zur Verfügung 
stehenden Kräfte in den Betrieb eines Dienstes zum Vortheile der ausübenden Witterungskuude ein, damit 
zum Mindesten der Boden für eine gediegene Einrichtung geschaffen und ein Verständniss dafür in dem 
Publikum angebahnt werde. 
Es wurde in den vorhergehenden Jahresberichten eine besondere Sorgfalt darauf verwendet, darzulegen, 
wie zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kreisen die Nutzbarmachung meteorologischer Studien 
zum Vortheile der Landwirthschaft angeregt wurde. Aus jenen Darlegungen wird sich in ungezwungener 
Weise erklären, weshalb im Anfänge des Jahres an den Direktor der Seewarte von Seiten des deutschen 
Landwirthschafts-Rathes die Einladung erging, sich bei den in den letzten Tagen des Monats Januar statt 
findenden Sitzungen dieser Körperschaft einfinden zu wollen, um bei allen jenen Schritten, welche in Bezug auf 
die Einrichtung eines meteorologischen Dienstes im Interesse der Landwirthschaft genommen werden müssten, 
hülfreiche Hand zu leisten. Die Beschlüsse, welche bei dieser Gelegenheit gefasst wurden, lassen sich dahin 
ausdrücken, dass man wünschte, es möge die Deutsche Seewarte als Zentralstelle für die Wettertelegraphie 
des Deutschen Reiches, als welche dieses Institut thatsächlicb schon seit Jahren funktionirte, auch allgemein 
anerkannt werden, und dass die Organisation des ganzen Dienstes nach einer einheitlichen Form durchgeführt 
werde.*) Allen Jenen, die ausserhalb der Verhältnisse in Deutschland leben und mit den besonderen Ein 
richtungen eines jeden Staates nicht vertraut sein können, muss es geradezu unbegreiflich sein, wie überhaupt 
*) Siehe Archiv des Deutschen Landwirthschaftsraths, Heft No. 5 1880, Seite 186—207.
	        
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