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„zu sehen wir die Freude haben, in ununterbrochener, segensreicher Arbeit begriffene Utrechter Institut,
„konnten hei der Einrichtung der Seewarte nach dieser Richtung hin als Vorbild dienen. Wie der Welt
verkehr zur See aber auf Basis solchen Abkommens einerseits schneller und sicherer wurde, wie andererseits
„die Macht der Elemente den Zwecken des rastlos strebenden Menschengeschlechtes dienstbar gemacht wird,
„lehrt zur Genüge die Geschichte aller nach gleichen Zielen gerichteten Institute und jene der jüngsten der
„angewandten Wissenschaften, um deren Pflege es sich bei Errichtung der Seewarte handelte.
„Ganz eine Einrichtung im Geiste unseres Zeitalters, liegt in der Wechsel-Beziehung zwischen Forschung
„und Anwendung der Ergebnisse derselben das Eigenartige dieser Gattung von Instituten. Wenn auch nach
„Vorbildern geschaffen, so kann doch das Deutsche Institut mit Beziehung auf strenge Durchführung des
„leitenden Gedankens und hinsichtlich der Einheitlichkeit der Einrichtungen wohl als das erste seiner Art
„betrachtet werden, indem es nahezu im wahren Sinne des Wortes auch als ein Hydrographisches Amt für
„die Handelsmarine aufzufassen ist.
„Ein Institut von solchen Zielen und Aufgaben konnte naturgemäss nur an einem Hafenorte ersten
„Ranges, wie es Hamburg ist, begründet und zur Blüthe geleitet werden; nur in einem solchen sind die
„Bedingungen für ein erfolgreiches Wirken desselben gegeben und kann auch stets auf ein volles und rückhalt
loses Verständniss für die Endziele dieses Wirkens von Seiten der Bevölkerung und der dabei zunächst
„Betheiligten gerechnet werden. Ein beredtes Zeugniss für dieses Verständniss geruhen Eure Kaiserliche und
„Königliche Majestät allergnädigst in der Thatsache zu erblicken, dass das neue Dienst-Gebäude der Seewarte
„sich auf dem, von einem Hohen Senate und der Bürgerschaft der Freien und Hansastadt Hamburg gewährten
„herrlichen Punkte, dem Stintfange, erhebt, von dem herab das Auge des für die Grösse seines Vaterlandes
„fühlenden Deutschen den mastenreichen Hafen, dazu eines der grössten Handels - Emporien der Erde, mit
„Stolz überblickt.
„Die Forschung auf dem Gebiete der geophysikalischen Wissenschaften hat die Unterlage errungen, auf
„welcher das Institut der Deutschen Seewarte seine Thätigkeit zu entfalten hat, und es fugt sich, aus diesem
„Gesichtspunkte betrachtet, denn auch wie eine gute Vorbedeutung, dass die feierliche Einweihung des neuen
„Dienst-Gebäudes auf den Jahrestag der Geburt Alexander von Humboldt’s fällt. Der grosse Gelehrte,
„der als der hellste Stern an dem wissenschaftlichen Himmel der, durch epochemachende Leistungen für
„Wissenschaft und Kunst so überaus reichen Regierung Seiner Majestät des hochseligen Königs Friedrich
„Wilhelm IV. glänzt, muss als der Schöpfer der neuen Richtung geographisch-physikalischer Forschung
„angesehen und das Zusammentreffen der Einweihung dieses Gebäudes mit dem Jahrestag des Wiegenfestes
„des Verfassers des „Kosmos“ als eine glückliche Vorbedeutung erachtet werden. Möge das Zeichen, unter
„welchem das Gebäude seinem Zwecke übergeben wird, sich erfüllen und das Schaffen des Instituts auch
„fernerhin ein wohlthätiges seinl
„Mit dem Einzuge in dieses Dienst-Gebäude, dessen Bau vor Allem durch das Interesse, welches von allen
„Seiten und von jeher dem Institute der Deutschen Seewarte entgegengetragen, ermöglicht wurde und dessen
„Zweckmässigkeit der ernsten Hingabe der Architekten, der Herren Kirchenpauer und Philippi, an die
„ihnen gestellten Aufgaben zu einem grossen Theile zu danken ist, vollzieht sich eine bedeutsame Wandlung
„in dem geschäftlichen Leben derselben. Jetzt erst vermag sich dasselbe zu entfalten. Wo früher in einem
„für die Zwecke dürftigen Geschäftslokale nur den allernothwendigsten Anforderungen Rechnung getragen
„werden konnte, gestattet nunmehr die Ausdehnung der Räume und das dem besonderen Bedürfnisse Angepasste
„der Einrichtungen, Höheres anzustreben, als bisher zu erreichen möglich war. Die sechs Jahre, welche ver
gossen sind, seit auf allerhöchste Verfügung Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät die Deutsche .See
karte in’s Leben trat, haben die Beamten derselben gelehrt, dass alle Kräfte eingesetzt werden müssen, wenn
„das während dieser Zeit schon Erreichte entsprechend vermehrt und in strenger Weise weiter entwickelt,
„wenn das hohe, dem Institute Vorgesetzte Ziel näher gerückt werden soll. Es lebt in den, an demselben
„zu wirken Berufenen denn auch das Bewusstsein, dass ihr Beruf kein leichter ist und nicht leicht aufgefasst
„werden darf.
„Die Brustbilder über dem Eingänge des Gebäudes, Erinnerungszeichen an hochverdiente Männer der
„Wissenschaft, die in sinniger Weise eine Hamburger Bürgerin*) zum Schmucke schenkte, mögen als über dem
„daselbst waltenden Geiste Wache haltend erscheinen. Dove, der Begründer einer wissenschaftlichen Klima-
*) Frau Filby, Wittwe von D. Filby.