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Wie erfreulich die aus einer solchen erhöhten Inanspruchnahme zu folgernde Würdigung und Nothwendigkeit
eines Institutes dieser Art sein musste, so war doch seitens der Direktion mit allem Nachdrucke darauf
hinzuwirken, dass das Institut nicht durch solche, dem eigentlichen Arbeitskreise desselben ferner liegende
Arbeiten von seinen grossen Zielen abgedrängt würde. Wenn man sich auch innerhalb der Direktion
darüber vollständig klar war, so konnten doch nicht zu allen Zeiten und mit gleichem Nachdrucke die
erforderlichen Maassnahmen ergriffen werden, und zwar namentlich um deshalb nicht, weil die Entwickelung
der Meteorologie in den einzelnen deutschen Staaten nicht in einer den Verhältnissen entsprechenden
Weise gefördert wurde; es ist hier nicht der Ort, auf eine Darlegung im Einzelnen der hier angezogenen
Gründe einzugehen, zumal in den Spezial-Berichten über die Prüfung meteorologischer Instrumente und
über die ausübende Witterungs-Kunde Gelegenheit genommen werden muss, so weit es der Zweck dieser
Berichte erfordert, darauf zurückzukommen. Ohne den Darlegungen des Berichtes über die Pflege der
ausübenden Witterungs-Kunde (Abschnitt IX.) vorgreifen zu wollen, kann an dieser Stelle schon hervor
gehoben werden, dass die Direktion eifrigst bemüht war, die Einrichtungen zum Vortheile eines geregelten
Witterungs-Dienstes weiter zu entwickeln; dabei wurde jedoch an dem Grundsätze festgehalten, dass es
in erster Linie den getroffenen Einrichtungen gestattet werden müsste, im Publikum festen Fuss zu fassen,
man sich vor steten Neuerungen zu hüten habe und es der Zeit und einer, mit dem Verständnisse des
Publikums sich vollziehenden Ausbildung derselben zu überlassen sei, Vollkommneres und Zweckent
sprechenderes zu erzielen. Ganz besonders kam der diesbezüglichen Thätigkeit der Seewarte der Umstand
zu Gute, dass nach und nach in verschiedenen Theilen Deutschlands Privat-Institute entstanden, welche
sich unter der Bezeichnung „Wetterwarten“ die Pflege der ausübenden Witterungs-Kunde in den einzelnen
Distrikten zur Aufgabe stellten. Wir werden später noch darauf zurückkommen und führen hier nur an,
dass solche Wetterwarten in Magdeburg in Verbindung mit der „Magdeburger Zeitung“ und in Köln in
Verbindung mit der „Kölnische Zeitung“ entstanden.
Es wurde schon berührt, dass bei Gelegenheit der feierlichen Einweihung des neuen Dienst-Gebäudes
der Seewarte eine Ausstellung maritimer Gegenstände, in Deutschland die erste dieser Art, veranstaltet
wurde. Da dort, wo von dieser bedeutsamen Epoche in dem Leben des jungen Institutes die Rede sein
wird, Gelegenheit gegeben ist, auf diese Ausstellung zurückzukommen, so mag es hier genügen, zu kon-
statiren, dass dieselbe von einem tief eingreifenden Einflüsse auf alle jene Zweige der Thätigkeit war, welche
zu einer wirksamen Förderung der Apparate, Instrumente, Modelle u. s. w. bedürfen. Im Besonderen gilt
Dieses von jener Thätigkeit, die sich auf Konstruktion der Kompasse und deren Behandlung an Bord
eiserner Schiffe, sowie auf nautische Instrumente überhaupt bezieht.
Es darf diese allgemeine Einleitung nicht abgeschlossen werden, ohne dankbarst anzuerkennen, wie
die Gnade Sr. Majestät, des Deutschen Kaisers, in allerhöchster Person den feierlichen Akt der Einweihung
des neuen Dienst-Gebäudes durch Seine Gegenwart verherrlicht zu haben, der Deutschen Seewarte eben
sowohl einen kräftigen Impuls zur erhöhten Anstrengung in der Ausübung der ihr obliegenden Pflichten gab,
wie auch nicht wenig dazu beitrug, die Stellung des Institutes unter den Einrichtungen des Reiches zu
heben und dadurch eine wesentliche Grund-Bedingung für dessen erfolg- und segensreiches Wirken zu schaffen.
II. Zur Geschichte der Deutschen Seewarte.
1. Allgemeines.
In der Geschichte der Seewarte während des Jahres 1881 beansprucht die Fertigstellung im Baue
des neuen Dienst-Gebäudes und das Beziehen desselben durch das Institut, wenn nicht das ausschliessliche,
so doch weitaus das hervorragendste Interesse. Besonders war es die Vorbereitung zur feierlichen Ein
weihung des neuen Baues, welche die Direktion während der ersten 9 Monate des Jahres in Anspruch
nahm. Schon frühe verlautete es, dass Se. Majestät der Kaiser die Absicht ausgesprochen habe, dem
feierlichen Akte anzuwohnen für den Fall, dass derselbe während der Epoche der grossen Kaiser-Manöver des