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Die telegraphischen Mittheilungen über’Witterungs-Thatbestäncle an die Presse, an Institute etc. er
fuhren keinerlei Aenderungeu. Nur die Depesche an die „Kölnische Volkszeitung“, von welcher in den früheren
Jahres-Berichten die Hede war, kam seit dem 1. Dezember in Wegfall.
Telegramme zur Konstruktion von Wetterkarten nach ausserhalb Hamburgs. Auch in diesem
Berichts-Jahre erfuhr diese Art der Bericht-Erstattung an das Publikum keine Aenderung. So viel aus den
Leistungen des durch Herrn Lipkowitz in Berlin geleiteten Witterungs-Bureaus hervorzugehen scheint,
entsprechen die getroffenen Einrichtungen den Bedürfnissen, wenigstens in dem Maasse, in welchem es die
telegraphischen Verbindungen zulassen. Wenn einmal die telephonischen Verbindungen mit der Hauptstadt
des Reiches zu dem Grade perfekt sein werden, dass mau sich unter allen Umständen auf den Verkehr
mittels derselben verlassen kann, so wird die Frage zu erörtern sein, ob man nicht auf diesem Wege den
Witteruugs-Depeschen-Austausch umfassender, sicherer und prompter gestalten kann.
III. Tägliche Bericht-Erstattung in Hamburg und Altona und Herstellung von Zeitungs-Wetterkarten überhaupt.
Da mit Rücksicht auf diesen Punkt eine Aenderung im Laufe des Berichts-Jahres nicht eintrat, so
kann an dieser Stelle einfach auf die früheren Jahres-Berichte verwiesen werden.
IV. Tägliche Wetter-Prognosen und Verbreitung derselben in Deutschland.
Die Veröffentlichung der Wetter-Prognosen geschah während des Berichs-Jahres in derselben Weise,
wie in dem Berichte über die Thätigkeit der Abtheilung III während d. J. 1885 (Seite 46 u. ff.) dargelegt
worden ist. Die Statistik der Prüfung der Wetterprognosen wurde in diesem Jahre zwar fortgesetzt, er
hielt aber insofern wesentliche Modifikationen, als nur die thatsächlichen Witterungs-Verhältnisse für 8 h a. m.
und 2 h p. m. mit den Prognosen vergleichend zusammengestellt wurden, und zwar für Hamburg, Neu
fahrwasser und München, gewissermaassen als Repräsentanten des nordwestlichen, östlichen und süd
lichen Deutschlands. Nachstehend folgt eine Probe der in dieser Weise erhaltenen Tabelle, und zwar für
den Zeitraum des 1. bis 5. Januar 1886:
Vergleichende Zusammenstellung der thatsächlichen Witterungs- Verhältnisse im Januar 1886 und der gestellten Prognosen.
In den Angaben der wirklichen Witterung zu den Beobachtungs-Terminen 8 h a. m, und 2 b p. m. bedeutet für
Temperatur-Abweichung: k = kalt (negative Abw. > 2°), n = normal (Abw. 0—2°), w = warm (positive Abw, > 2°);
Temperatur-Aenderung: a = Abnahme, u = unveränderter Stand (Aenderung < 1°), z = Zunahme der Temperatur;
Windstärke: 1 = leicht (0—2), m = massig (3—4), f = frisch (5—6), s = stürmisch (> 6);
Windrichtung: n, e, s, w = N, E, S, W; n', e', s', w' = NE, SB, SW, NW; x = Stille; für die Zwischenstriche werde
die auf der Windrose hei Drehung von Süd über West nach Nord zunächst liegenden Hauptstriohe gesetzt;
Bewölkung; h == heiter (0—1), v = wolkig (2—3), b = bedeckt (4), r = Niederschläge, d = Nebel, Dunst.
Niederschlag: t = trocken, e = etwas Regen (0—1.5 mm), r = Regen, Schnee etc. (> 1.5), g = Gewitter.
Die Angaben des Niederschlages gelten für die Zeit von 8 h a. m. des angegebenen Tages bis 8 b a. m. des folgenden.
In der Prognose haben die Zeichen in den bezüglichen Stellen die gleiche Bedeutung, nur bei Bewölkung ist
' = veränderlich; es treten ferner hinzu die folgenden Zeichen, bei Temperatur-Abweichung: f = Frost, bei Niederschlag;
t = veränderlich, o = ohne wesentliche Niederschläge. Die Prognose steht bei dem Datum, für welches sie gegeben ist.
Brüche bedeuten; Zähler „zuerst“, Nenner „dann“. Ist für die der Stelle entsprechende Witterungs - Erscheinung
line Prognose nicht gestellt, so wird dies durch — angedeutet.
V. Aussergewöhnliche Mittheilungen, Sturmwarnungen.
In dem Berichs - Jahre haben Aenderungen bezüglich der Einrichtung und Handhabung des Signal
dienstes, mit Ausnahme der hier unten aufzuführenden, nicht stattgefuuden. Wie schon erwähnt, trat am
1. Juli in Greifswalder Oie eine Signalstelle der I. Klasse in’s Leben, deren Verwaltung dem Leuchtthurm
wärter S toi dt übertragen wurde.
Wiederholt wurde die Direktion von den Interessenten, namentlich von Fischern, angegangen, die
Signalstellen der Seewarte zu vermehren und wurde in mehreren Fällen das Bedürfniss und die Dringlich
keit dieser Einrichtung für bestimmte Lokalitäten dargethan. Indessen entschied auf Anfrage die Kaiser
liche Admiralität, dass dieselbe der Einrichtung weiterer Signalstellen näher zu treten nicht beabsichtige.
Jedoch wurde das Reichsamt des Innern von der Lage der Sache in Kenntniss gesetzt mit dem Ersuchen,
die betreffenden Einzelstaaten zur Errichtung solcher Signalstellen aufzufordern. Bei dieser Sachlage musste
es dem Ermessen der Interessenten überlassen bleiben, sich in Bezug auf Einrichtung weiterer Signal
stellen an ihre resp. Regierungen zu wenden. Daboi erklärte die Direktion der Seewarte jederzeit, so
weit es in ihrer Machtbefugnis läge, Bestrebungen der bezeichneten Art unterstützen zu wollen.
Die Provinzial-Sigualstellen an der ostpreussischen Küste wurden um 2 vermehrt, nämlich um In so
und Windenburg, so dass also an dieser Küstenstrecke Sturmwarnungs-Depeschen erhalten; Neukrug,
Balga, Cranz, Rossiten, Niddeu, Palmnicken, Schwarzort, Fischhausen, Pillau, Winden
burg und Inse. Sämmtliche dieser Signalstellen sind ganz wie diejenigen der Seewarte ausgerüstet und
mit Nachtsignal - Laternen versehen. Es ist als eine erfreuliche Thatsache hervorzuheben, dass die
Bestrebungen der Seewarte auf dem Gebiete des Sturmwarnungswesens an einem deutschen Küstenstriche
Seitens der Lokalbehörden eine Förderung erfahren, die der Nachahmung werth ist. Andererseits folgt
daraus die Thatsache, dass sich die Surmwarnungen zu einem solchen Grade während der elf seit ihrer
Einführung verflossenen Jahre bewährt haben, dass die mit der Einrichtung und Unterhaltung verknüpften