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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1933.
VIII. Bericht über die Tätigkeit der Abteilung IV (Astronomie).
a) Chronometer- und Taschenuhrprüfungen.
Der 56. Wettbewerb für Seechronometer wurde Anfang März beendet. Von
30 Instrumenten bestanden 25 (davon 1 außer Wettbewerb, 2 wurden während
der Prüfung zurückgezogen, 3 bestanden nicht). Zur 57. Wettbewerbprüfung,
beginnend am 1. November, wurden 21 Instrumente eingeliefert. Der großen
Prüfung (in Temperaturen) wurden 9 Instrumente unterworfen, der kleinen 5,
zur Überwachung eingeliefert wurden 6 Instrumente.
Die allgemeine wirtschaftliche Krisis wirkte sich immer ungünstiger auf die
Lage der Chronometerindustrie aus. Durch den Nautischen Verein wurde im
Einvernehmen mit der Seewarte eine Umfrage veranstaltet betreffs Einrichtung
des Seechronometers. Sie betraf hauptsächlich die Frage der Bedeutung des
Chronometers an Bord und eine Stellungnahme über Notwendigkeit oder Fort
fall des Auf- und Abwerkes und über 1- oder 2 tägigen Gang. Das Ziel der
Bestrebungen der Seewarte geht dahin, ein vereinfachtes und wesentlich ver
billigtes Modell von annähernd gleicher Leistung wie das alte zu schaffen.
Die 3. Wettbewerbsprüfung für Präzisions-Taschenuhren begann am 1. April
und endete Ende Juli. Eingeliefert waren 15 Taschenuhren, meist Beobachtungs
uhren verschiedener Konstruktionen, davon 11 zur Sonderklasse und 4 zur
I. Klasse. Die besten Leistungen konnten wieder mit Geldpreisen ausgezeichnet
werden. Einer großen Temperatur- und Lagenprüfung wurden außerdem 4 Uhren
unterzogen, einer kleinen 6.
Die Frage der zweckmäßigsten Form von Beobachtungsuhren für die Navi
gation in der Luft wurde weiter verfolgt.
Gebühren für die Prüfung von Chronometern und Taschenuhren wurden
476 RM vereinnahmt, außerdem für Verkauf von Chronometer-Journalen 48 RM.
b) Die Zeitzeichen der Deutschen Seewarte.
In der Verbreitung der Zeitzeichen trat keine Änderung ein. Die Nauener
Welle (18130 m) wurde in Königswusterhausen aufgenommen und vom Deutsch
landsender auf Welle 1635 m, ferner vom Weltrundfunksender auf Welle 31.38 m
(0 h ) und 19.73 m (12t) verbreitet. Die Hauptfunkstation Norddeich übertrug
die Nauener Welle auf 26.455 m. Die Norddeutsche Rundfunk A.-G. (Norag) ver
breitete weiter über ihre Sender in Hamburg, Hannover, Bremen, Kiel und
Flensburg das Kurzzeitzeichen der Seewarte zu den Stunden 7, 11, 15, 19, 2S h .
Auch in der Art der Veröffentlichung der endgültigen Verbesserungen in
den Astronomischen Nachrichten, den Annalen der Hydrographie, den Uhren
fachzeitschriften und durch Zirkulare der Seewarte ist keine Änderung einge
treten. In den Astronomischen Nachrichten wurden außer den Verbesserungen
der eigenen Signale die von Paris (FLE), Bordeaux (FYL), Rugby (GBR) und
Monte Grande (LSF) angegeben. Der Berechnung der Verbesserungen lagen
Zeitbestimmungen am Durchgangsinstrument mit unpersönlichem Mikrometer
zugrunde, und zwar 65 bis 26. September. Von hier ab wurde wegen der
internationalen Längenvermessung im Oktober und November die Anzahl der
Zeitbestimmungen stark vermehrt, vom 27. September bis Ende des Jahres
kamen 66 Zeitbestimmungen hinzu, so daß im ganzen Jahre 131 angestellt wurden.
Bei der Abgabe der Signale überschritten die Fehler in 88% aller Fälle
nicht den Betrag von 0.1 8 , in 10% blieben sie zwischen 0.1 8 und 0.2®, in 0.4%
zwischen 0.2 S und 0.25 81 ; grobe Störungen und Ausfälle in 1.6%. Das Jahres
mittel der störungsfrei abgegebenen Signale betrug 0.046 9 (0.045 8 für die Onogo-
Signale, 0.047 8 für die Ko-Signale, 0.037 9 für die Tag-, 0.056 8 für die Nacht-
Signale). Die Mitarbeit des Geodätischen Institutes in Potsdam durch Über
sendung von Telegrammen nach dort angestellten Zeitbestimmungen fand wie
bisher statt.
c) Zeitdiensteinrichtungen.
Die neue Signalgeberanlage arbeitete einwandfrei. Die Signal-Hauptuhren
im Keller wurden mit Ferneinstellungen versehen, so daß sie vom Zeitdienst