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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1931.
3. Die Durchführung des Internationalen Polarjahres 1932/33 ist durch die
Beteiligung von mindestens 49 Staaten und die Mitarbeit verschiedener Inter
nationaler Vereinigungen gesichert. Deutschland wird sich hoffentlich, falls das
Reich Mittel bewilligt, neben der Mitarbeit der eigenen inländischen Institute
sowie seiner Schiffe der Reichsmarine, Handelsmarine und Hochseefischerei
durch die Errichtung einer polaren Station an diesem von der Deutschen Seewarte
angeregten großen internationalen wissenschaftlichen Unternehmen beteiligen
können.
Im Aufträge des Präsidenten der Deutschen See warte, dem Vorsitzenden der
Deutschen Polarjahrkommission, bearbeitete Reg.-Rat. Dr. Heidke deren Angelegen
heiten als Schriftführer.
4. Anläßlich des 85. Geburtstages des Herrn Admiralitätsrat a. D. Prof. Dr.
W. Koppen gab die Zeitschrift „Gerlands Beiträge zur Geophysik“, unterstützt
von vielen Fachzeitschriften des In- und Auslandes, darunter auch den „Annalen
der Hydrographie usw.“ mehrere „Köppenbände“ heraus. An dieser Ehrung
ihres langjährigen ehemaligen Abteilungsvorstandes beteiligte sich die Deutsche
Seewarte mit Beiträgen folgender Instituts-Angehöriger: Becker, Castens,
Dunkel, Frankenberger, Heidke, Kuhlbrodt, Schubart und Wigand.
5. Besondere Erwähnung verdienen die im südlichen Kattegatt im August
ausgeführten internationalen hydrographischen Untersuchungen, bei denen Däne
mark, Finnland und Schweden mit je einem, Deutschland mit zwei Forschungs
schiffen zusammenwirkten. Die Leitung dieser Arbeiten war vom Internationalen
Rat für Meeresforschung Prof. Dr. Schulz übertragen. Die Deutsche Seewarte
war daran gemeinsam mit der Deutschen wissenschaftlichen Kommission für
Meeresforschung mit dem Reichsforschungsdanipfer „Poseidon“ beteiligt, dessen
wissenschaftliches Personal und Instrumentarium von den beiden Seewarten-Ab
teilungen für Ozeanographie und Gezeiten gestellt worden waren. Die Arbeiten
hatten das Ziel, die beim Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee auf
tretenden Vorgänge im einzelnen zu verfolgen und versprechen auch unmittel
bar praktische Ergebnisse, insbesondere durch die Untersuchung der Oberflächen
strömungen, durch ein sehr umfangreiches Flaschenpost-Experiment.
6. Auch auf die sich immer enger und lebhafter entwickelnden Beziehungen
der Seewarte zur Ozeanluftfahrt sei besonders hingewiesen. So lud der Luft
schiffbau Zeppelin zwecks Studium der meteorologischen Erfordernisse des Luft
schiffes und des Nachrichtenwesens auf den transatlantischen Fahrten die
Meteorologen des Seeflugreferates zur Mitfahrt ein.
Es waren beteiligt an folgenden Fahrten des Luftschiffes „Graf Zeppelin“:
1. Dr. Soltau nach Island im Juni
2. Prof. Dr. Seilkopf an der 1. Brasilienfahrt im August
3. Dr. Soltau an der 2. „ „ September
4. Prof. Dr. Seilkopf an der 3. „ „ Oktober.
Von Bedeutung für die weitere Entwicklung des Beobachtungs- und Nach
richtendienstes über dem Atlantik für das Luftschiff ist die Einrichtung der
Höhenwindmeßstelle F auf der La Plata-Fahrt an Bord des Dampfers „Sierra
Ventana“ vom Norddeutschen Lloyd. Dr. Wagner vom Seeflugreferat nahm im
April/Mai an der Einweisungsreise für diese Höhenwindmeßstelle teil.
Der weiteren Erfahrungssammlung auf dem Luftwege nach Südamerika
dienten auch die Studienfahrten von Dr. Lohr auf M. S. „General Osorio“ nach
dem La Plata und Dr. Soltau auf D. „August Schultze“ nach Marokko und den
Canaren. — Dem Luftschiffbau Zeppelin, dem Norddeutschen Lloyd, der Ham
burg-Amerika Linie und der Oldenburgisch-Portugiesisehen Dampfschiffs-Reederei
auch an dieser Stelle aufrichtigsten Dank zum Ausdruck zu bringen, ist der
Deutschen Seewarte ein besonderes Bedürfnis.
7. Mit Befriedigung sei endlich darauf hingewiesen, daß die sich seit Gründung
der Hamburgischen Universität langsam entwickelnde Zusammenarbeit zwischen
dieser und der Deutschen Seewarte auf den Gebieten der Meteorologie und der
Meereskunde seit einigen Jahren feste Gestalt besitzt. Prof. Dr. Wigand vertritt
die Meteorologie seit dem 1. April 1929 als Ordinarius für dieses Fach, Prof.