Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1931.
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des Nachrichtendienstes für Ozeanluftfahrzeuge baut die Z. f. F. einen 1.5 Kw-
Kurzwellensender von Lorenz ein, nachdem die Flughafengesellschaft Hamburg
sich in dankenswertester Weise zur Übernahme der Einbaukosten bereit erklärt
hat. Für die Arktisfahrt war durch Verhandlungen mit dem Russischen
Geophysikalischen Zentralobservatorium in Leningrad und dem Norwegischen
Meteorologischen Institut in Oslo die Aussendung von Sonderwettermeldungen
von Rußland und Norwegen (Polarinstitut in Tromsö) anzuregen; in dankens
werter Weise haben beide Länder sich hierzu bereiterklärt.
3. Einkommende drahtlose Wettermeldungen von Seeflügen.
Drahtlose Wettermeldungen sind verschlüsselt von der Islandfahrt und den
Brasilienfahrten des L. S. „Graf Zeppelin“, im Klartext von den „Süd“-Flügen der
beiden Luft Hansa-Wale eingegangen. Da zur Zeit der 1. und 3. Brasilienfahrt
Flüge auf den Strecken Cadiz—Las Palmas—Gambia stattfanden, hat sich eine
Zusammenarbeit in der Weise entwickelt, daß das Luftschiff Wettermeldungen
für die Flüge, die Flugzeuge ihre Wetterbeobachtungen für die Luftschiffahrten
an Hamburg übermittelt haben.
4. Meteorologische Tagebücher von Luftfahrzeugen über See.
Im Berichtsjahre ist reiches Beobachtungsmaterial von Ozeanflügen eingeliefert
worden, so von den Brasilienfahrten und der Islandfahrt des L. S. „Graf Zeppelin“.
Auf den „Süd“-Flügen und dem einen Gambiaflug haben Flugkapitän von Studnitz
und Navigateur Kapitän Ernst das meteorologische Tagebuch mit zahlreichen
Beobachtungen laufend geführt.
5. Karten.
Die in den Jahren 1928 und 1929 veröffentlichten „Luftfahrtblätter der
Monatskarte für den Südatlantischen Ozean“ und die „Größtkreis
karten für Luftnavigation“ sind auf den verschiedenen Fernflügen und
-fahrten erfolgreich angewendet worden.
Am Schluß des Berichtsjahres ist auf Grund von Erfahrungen auf den
Brasilienfahrten des L. S. „Graf Zeppelin“ das Wetterkartenformular für den Nord-
und Südatlantik in Merkatorprojektion neu bearbeitet worden.
d) Bearbeitung von Ergebnissen.
Die in den A. H. veröffentlichte meteorologische Bearbeitung des Grönland—
Amerikafluges 1930 des Herrn von Gronau durch Dr.-Ing. Baumann schließt
sich den früheren Veröffentlichungen zur Flugmeteorologie des Nordweges vom
atlantischen Luftverkehr an. Mit Rücksicht auf den zweiten Grönland—
Amerikaflug sind die vorliegenden veröffentlichten meteorologischen Beobach
tungen der grönländischen Küstenstationen und der verschiedenen Grönland
expeditionen durch Dr. Becker ausgezogen und vom Gesichtspunkte des Luft
verkehrs zusammenfassend bearbeitet worden.
Dem Gebiete der heimischen nordwestdeutschen Flugklimatologie gehören
die im „Archiv“ veröffentlichten Arbeiten von Dr. Wagner „Untersuchungen über
den Geländeeinfluß auf die Windbeobachtungen im Bereich der Deutschen Bucht
und des norddeutschen Flachlandes“ und Dr.-Ing. Baumann „Strömungseinfluß
des mitteldeutschen Gebirgsrandes und seine Bedeutung für die Flugmeteorologie
dieses Gebietes“ an.
e) Lehrtätigkeit.
Den meteorologischen Unterricht auf dem Flugzeugführerkursus an der See
fahrtschule Lübeck haben im Winter 1930/31 Dr. Soltau und Dr. Wagner erteilt.
Auf Anregung der Luftfahrzeugindustrie hielt Herr Stud.-Rat Dr. Schu
macher am 25. Februar einen von Angehörigen der Schiffahrt und Luftfahrt
stark besuchten Vortrag über photogrammetrische Wellenvermessung.