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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1931.
von Ende April bis Anfang Juni für den Überführungsflug der Do X von
Lissabon bis nach Südamerika.
Für die Schleuderstartflugzeuge sind die Wetternachrichten für die Strecke
vom Startplatz auf dem deutschen Dampfer 300 Sm westlich von Scilly Islands
bis zum englischen Zielhafen Southampton gefunkt worden. Im „Süd“-Flugdienst
waren außer den planmäßigen den Postanschluß an die Schnelldampfer „Cap
Arcona“ und „Cap Polonio“ auf der Cadiz—Las Palmas-Strecke herstellenden Flüge
die Überführungsflüge zwischen Travemünde und Cadiz und drei Erkundungsflüge
Las Palmas—Rio de Oro (Villa Cisneros)—Gambia (Bathurst) zu beraten.
An die Do X sind für folgende Etappenflüge Wetterberichte geleitet worden:
Für Lissabon — Las Palmas, Las Palmas—Bissagos-Inseln (Bolama), Bissagos-
Inseln—Cap Verden (Porto Praia), Porto Praia—Fernando Noronha—Natal. Für
die Do X-Beratung war wochenlang Nachtdienst erforderlich. Zur weiteren Unter
stützung des Do X-Fluges waren die Studienfahrten von Dr. Lohr und Dr. Sol tau
sowie die Einweisungsfahrt F (Dr. Wagner) zeitlich so gelegt worden, daß sie
den ursprünglichen Flugplänen der Do X entsprechend besondereWettermeldungen
an das Flugschiff geben sollten. Für die verschiedenen Abschnitte des Do X-
Fluges wie auch für geplante weitere Unternehmungen mußten mehrfach meteoro
logische Gutachten ausgearbeitet werden.
Für den Grönland—Amerika-Flug des Herrn von Gronau sind die Wetter
berichte fernmündlich an den Abflughafen List, sodann telegraphisch an die
Zwischenlandeplätze Trangisvaag (Färöer), Reykjavik (Island) und Godthaab
(Grönland) geleitet worden. Zur meteorologischen Beratung des Fluges von
Reykjavik nach Labrador und zur weiteren flugmeteorologischen Erkundung
hatte die DVS Dr.-Ing. Baumann entsandt. Dr.-Ing. Baumann, der von der
Seewarte mit meteorologischen Instrumenten versehen worden war, ist von Mitte
Juli bis Mitte September in Westgrönland, namentlich in Godthaab, tätig gewesen.
Er hat in der Zeit u. a. 30 Höhenwindmessungen anstellen und an einigen Er
kundungsflügen in Westgrönland teilnehmen können.
2. Wetterfernmeldedienst für Ozeanflüge.
Als Grundlage des Wetternachrichtendienstes sind für die drei Brasilien
fahrten des L. S. „Graf Zeppelin“ sowie für den ursprünglichen Flugplan der Do X
auf Grund der Schiffsfahrpläne Positionskarten der Seeobsschiffe entworfen und
beiden Luftfahrzeugen zugestellt worden; für die Arktisfahrt des Luftschiffs sind
Positionskarten der Nordland-Spitzbergenfahrten ausführenden deutschen Schiffe
gezeichnet worden.
Bei dem Do X-Fluge und den Brasilienfahrten des L. S. „Graf Zeppelin“
sind Seeobs- und Höhenwindmeldungen von dem wichtigsten Flugabschnitt Cap
Verden—Fernando Noronha fast nur dann eingegangen, wenn ein deutsches Schiff
mit Kurzwellengerät auf dieser Strecke stand. Für beide Flugunternehmungen
haben deutsche und ausländische Schiffe Wettermeldungen den Luftfahrzeugen
auch unmittelbar zugeleitet. Für die gleichen Flüge hat das Brasilianisch-
Deutsche Condor-Syndikat im Wechsel verkehr zwischen den Flughafenfunkstellen
Rio de Janeiro, bzw. Natal und Hamburg allabendlich 30 bis 40 südamerikanische
Stationsmeldungen übermittelt, die ihm vom Brasilianischen Meteorologischen
Institut in dankenswerter Weise für diesen Zweck zur Verfügung gestellt worden
sind; sie haben zur Zeichnung der Südamerikawetterkarte gedient. Für die „Süd“-
Flüge der Deutschen Luft Hansa und die Brasilienfahrten des Luftschiffs hat
das zwischen Cadiz—Las Palmas—Rio de Oro kreuzende Hilfsschiff der Deutschen
Luft Hansa M. S. „Orion“ regelmäßige Seeobsmeldungen und einige Höhenwind
messungen gefunkt.
Die Übermittlung der Wetterberichte des Seeflugreferates an Luftfahrzeuge
mit Hilfe des Kurzwellensenders der Flughafenfunkstelle Hamburg gelang nachts
an die Do X bis zu den Bissagos-Inseln, an das Luftschiff nachts bis 7° N-Br.,
an die Luft Hansa-Wale sogar tags bis Gambia.
Diese Leistungen des schwachen Senders waren allerdings nur durch hin
gebende Arbeit der Funker der Flughafenfunkstvlle möglich. Zur Verbesserung