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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1931.
Stipendiat auch für die Versuchsanstalt als Volontär tätig. Vom Meteorologischen
Universitäts-Institut beteiligten sich der wissenschaftliche Hilfsarbeiter Dipl.-Ing.
J. Schubert und 4 Doktoranden an den gemeinschaftlichen Arbeiten von Ver
suchsanstalt, Wetterflugstelle und Institut. Prof. Wigand machte in Verbindung
mit der Aerologischen Tagung in Madrid Studien zur Methodik der Bordmeteoro
logie und Sichtmessung auf Seefahrten von Hamburg nach La Coruña und von
Barcelona nach Mallorca und zurück.
Nachdem der Neubau fertig eingerichtet war, wurde er unter Vorführung
meteorologischer Versuche bei mehreren Besichtigungen geladenen Besuchern
gezeigt, und zwar zunächst dem Personal der Seewarte, sodann zahlreichen Ver
tretern von Reichs- und Hamburgischen Behörden, der Presse und Angehörigen
befreundeter wissenschaftlicher Institute sowie den Offizieren und Beamten der
Hamburgischen Luftaufsicht.
b) Aerologie.
Die Bearbeitung der Hamburger Registrierballonfahrten von 1926
bis 1930 für die Veröffentlichung im Archiv der Deutschen Seewarte ist beendet
worden. Über die Hamburger Hochfahrten von Registrierballonen sind
mehrere Veröffentlichungen erschienen.
Zur Verbesserung der aerologischen Meßtechnik wurde im Labora
torium die Thermometerträgheit bei geringen Luftdichten untersucht. Ferner
sind Apparate entwickelt worden, die bei Registrierballonfahrten zum Auffangen
von Luftproben in großen Höhen dienen. An der Entwicklung eines nach
wirkungsfreien Aneroidbarometers und eines Raketen-Meteorographen wurde
weiter gearbeitet.
Nach dem 1. Juni stiegen 121 Pilotballone, von denen 8 in die Strato
sphäre eindrangen; der höchste stieg auf 19.1 km.
21 Registrierballonfahrten wurden 1931 gemacht, von denen 13 Instru
mente aufgefunden wurden. Die mittlere Gipfelhöhe betrug 20 km. Bei den
Hochfahrten erreichten 2 Ballone 34 und 30 km Höhe. Die endgültige Aus
wertung der Hochfahrten vom September 1930 ergab 2 Aufstiege auf 32.5 und 36 km
(internationaler Rekord).
Zum Betrieb der maritimen Aerologie ist von der Werkstatt gemeinsam
mit dem Seeflug-Referat eine Forschungsfahrt von Dr. Baumann nach Grönland
anläßlich des Grönlandflugs v. Gronaus ausgerüstet worden, ferner eine Bord
pilotstation auf dem von der Deutschen Luft Hansa für die Strecke nach den
Canaren verwendeten Dampfer „Orion“. Die 6 atlantischen Bordpilotstationen
des laufenden Dienstes wurden technisch überwacht und versorgt.
c) Versuchs- und Werkstattarbeiten.
Die gemeinsam mit dem Meteorologischen Universitäts-Institut und der an
die Versuchsanstalt angeschlossenen Wetterflugstelle (Dr. Lohr) unternommenen
Untersuchungen beziehen sich auf physikalische Nebel- und Wolkenforschung mit
besonderer Berücksichtigung der elektrischen Ladung des Nebels, auf Vervoll
kommnung des Sichtmeßverfahrens besonders auf See, sowie auf luftelektrische
Feld- und Raumladungsmessungen. Die neuen Prüfanlagen wurden zur Prüfung
und Eichung zahlreicher Meßgeräte aus dem Dienstbereiche der Deutschen See
warte und von auswärts verwendet. Hierbei wie auch bei den Forschungs
arbeiten und vor allem bei der Aufstiegstätigkeit war das Werkstattpersonal
wesentlich beteiligt. Die Werkstatt war außerdem beschäftigt mit neuen In
strumentenaufstellungen sowie mit der Überwachung und Pflege meteorologischer
Instrumentarien im Hauptgebäude der Deutschen Seewarte und bei ihren Außen
stellen. Eine neue Prüf- und Eichordnung wurde festgesetzt mit Gebühren, die
der Reichskasse zufließen.
d) Lehrtätigkeit.
5 Seefahrlehrer, 2 Kapitänsklassen der Seefahrtschule Altona und 10 Beamte
der Hamburgischen Luftaufsicht wurden in Kursen unterwiesen im Pilotieren
und in der sonstigen meteorologischen und aerologischen Meßtechnik.