Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1931.
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Durch die Fühlungnahme mit dem Institut für Schiffs- und Tropenkrank
heiten in Hamburg, dem Seminar für afrikanische und Südseesprachen an der
Hamburgischen Universität und mit Kapitänen und Offizieren der Handelsmarine
konnte eine Reihe von freiwilligen Beobachtern gewonnen und in Kursen auf
der Seewarte für den praktischen Beobachtungsdienst ausgebildet werden. Außer
dem wurden mehreren Pflanzern, Kaufleuten und Missionaren bei persönlichen
Besuchen auf der Seewarte Informationen in meteorologischen und instrumentellen
Fragen erteilt.
IX. Bericht über die Tätigkeit der Abteilung IV (Astronomie).
Chronometerprüfungen.
Zeitsignale. Zeit- und Ortsbestimmungen. Nautische Astronomie und Funkortung,
a) Chronometer- und Taschenuhrprüfungen.
Von 41 zur 54. Wettbewerbprüfung für Chronometer eingelieferten
Instrumenten bestanden 32. Von den übrigen Instrumenten wurden 4 aus
verschiedenen Gründen zurückgezogen, 5 bestanden nicht. Zur 55. Wett-
bewerbprüfung, die wie üblich am 1. November begann, wurden 32 Instru
mente eingeliefert. Die etwas geringere Anzahl als in den Vorjahren ist darauf
zurückzuführen, daß ein Teil der Chronometermaeher nicht einlieferte; was
jedoch weniger auf Rückgang in der Herstellung, als auf unerwartet schnellen
Absatz zurückzuführen ist. Einer großen Temperaturprüfung wurden außerdem
61 Chronometer unterzogen (im Vorjahre 51), von denen 15 die Prüfung nicht
bestanden — einer kleinen Prüfung (Stand- und Gangbestimmung) 10 Chrono
meter (im Vorjahre 11). Es wurden neue Prüfscheine herausgegeben; auf diesen
soll in Zukunft vermerkt werden, ob die Chronometer deutscher oder englischer
Herkunft sind und was für Unruhen sie haben. Die Prüfungsordnungen erfuhren
keine wesentlichen Änderungen.
Im Taschenuhr-Prüfungswesen wurde ein neuer Weg beschritten. Es
wurde erstmalig Anfang des Jahres ein Wettbewerb für Präzisionstaschenuhren
deutschen Ursprungs ausgeschrieben, der nach längeren Vorbereitungen am
1. September mit 7 Uhren begann und Ende Dezember abgeschlossen wurde.
Die Wettbewerbprüfungen sollen sich vornehmlich auf hochwertige Uhren für
wissenschaftliche Zwecke und für den Gebrauch in der Nautik und Luftfahrt
erstrecken. Zwei der eingelieferten Uhren konnten mit Preisen ausgezeichnet
werden.
Mit den Wettbewerbs-Uhren wurden zwei weitere Taschenuhren außer Kon
kurrenz geprüft. Außerdem sind 8 Beobachtungsuhren meist längeren Prüfungen
unterzogen worden.
An Gebühren für Prüfung und Beobachtung der Chronometer und Taschen
uhren wurden 1662 RM. vereinnahmt.
b) Zeitsignale der Deutschen Seewarte.
Die Verbreitung der Zeitsignale der Seewarte konnte am 1. Juni
durch Übertragung der Nauener Aussendung auf den Kurzwellensender (Welle
26.455 m) der Küstenfunkstelle Norddeich erweitert werden. Die Aussendung ist
jedoch noch nicht befriedigend; es ist aber anzunehmen, daß die Bemühungen
der Seewarte und des Reichspostministeriums bald zu einer Beseitigung der
Mängel führen werden. Da die Beobachtung des Kurzwellenzeitzeichens auf der
Seewarte wegen der Lage in der Schweigezone nicht sicher möglich ist, hat sich
liebenswürdigerweise das Militär-geographische Institut in Sofia bereit gefunden,
die Kurzwellen-Zeitzeiohen regelmäßig zu beobachten und die Relaisverzögerungen
gegen das Nauener Zeitzeichen zu bestimmen. Die Reichweite der Welle 26.455 m
ist nur für Nachtsignale befriedigend. Es ist jedoch anzunehmen, daß die Zeit-