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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1913.
gefunden und verschiedene für die Wettertelegraphie wichtige Beschlüsse gefaßt,
ln den internationalen Wettertelegrammen sollen vom 1. Mai 1914 ab alle Tempe
raturen (Celsius) nur noch in ganzen Graden (bei 5 Zehnteln algebraisch nach oben
im Sinne steigender Temperatur abgerundet) gegeben werden; anstelle der Zehntel
sollen künftig der Verlauf der Witterung von der Morgen- bis zur Abendbeob
achtung (V”), der Zug der oberen Wolken (C) und eine Angabe über den Verlauf
des Luftdrucks während der letzten 3 Stunden vor der Morgenbeobachtung, die
sogenannte Charakteristik (ß) gemeldet werden. Das vollständige Morgentele
gramm, bestehend aus der mit 2 Gruppen vorangestellten Abendbeobachtung
(soweit diese nicht schon am Abend telegraphisch übermittelt wird) und der
Morgenbeobachtung mit vier Gruppen wird künftig die folgende internationale
Chiffrierung besitzen:
BBBWW SHTTV” BBBWW SHTTC ßbbRR MMmmQ,
wo V, C und ß die angegebene Bedeutung haben und im übrigen BBB den in der
bekannten Weise reduzierten Barometerstand, WW die Windrichtung, S die Wind
stärke nach der zwölfteiligen Beaufortskala, TT die Temperatur des trockenen
Thermometers, bb den Betrag der Änderung des Barometers in den letzten drei
Stunden vor der Morgenbeobachtung (die sogenannte Barometertendenz) in mm,
RR den Niederschlag der letzten 24 Stunden in mm, MM und mm die höchste und
die niedrigste Temperatur der letzten 24 Stunden und Q den Seegang angeben.
Ferner wurde in Rom ein wichtiges Übereinkommen über die Beobach
tungszeiten für den Wetterdienst getroffen, die dem europäischen Wetter
dienst für die Wetterkarten vom Morgen, Nachmittag und Abend zugrundegelegt
werden sollen; es wurden die Stunden 8 a , 2 P , 7 P M. E. Z. für Wettertelegramme von
30 westl. L. bis 30 östl. L. und die Stunden 7 a , l p , 7 P M. E. Z. als geeignete Stunden
für die östlicheren Gebiete Europas festgesetzt. Hiernach soll also der Abend
dienst in Europa auf die Beobachtungen von 7 Uhr abends M. E. Z. aufgebaut
werden.
Dem letztgenannten in Rom gefaßten Beschluß zufolge ist der Mitte Sep
tember wieder eröffnete Abenddienst der Seewarte abweichend von früher
gleichmäßig auf die Abendbeobachtungen von 7 Uhr M. E. Z. gegründet
worden, was eine Verfrühung bedeutet und damit dem Sturmwarnungswesen der
Seewarte, insbesondere aber den neuen Abend-Wetterabonnement-Telegrammen
zugute kommt, die ihre Bestimmungsorte mit kleineren Postämtern vor 9 Uhr
erreichen müssen.
1. Eingehende Telegramme.
Eine wichtige Änderung bildet die eben angeführte Verfrühung der Beob
achtungsstunde für die der Seewarte zugehenden Abendtelegramme, und
zugleich bedeutet dies für die Wetterkarte einen bedeutenden Fortschritt, da die
ehemals telegraphisch zugehenden Abendbeobachtungen sich zwar schon, soweit
sie aus Großbritannien, Frankreich, Norwegen und teilweise auch aus Schweden
stammten, auf 7 Uhr M. E. Z., im übrigen aber in Deutschland meist auf 8 Uhr
Ortszeit bezogen. Gleich von Mitte September an sandten alle deutschen bereits
früher am Abenddienst beteiligten Stationen ihre Beobachtungen von 7 Uhr M. E. Z.
zu mit Ausnahme von Kiel und Wilhelmshaven, die Hamburg so benachbart liegen,
daß ihre Beobachtungen nicht in dem neuen Abend-Abonnement-Wettertelegramm