Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1910.
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In diesem Zusammenhang ist die Anfertigung von 12 synoptischen Wetter
karten des ganzen Südatlantischen Ozeans (Februar und März 1909) ein
schliesslich der südpolaren Zone zu erwähnen; das Ergebnis war sowohl für
die wissenschaftliche Erkenntnis als auch für verschiedene Schiffahrtsprobleme
z. T. überraschend. Diese Karten sind auf der Rückseite der „Monatskarte des
Nordatlantischen Ozeans“, Januar 1911, veröffentlicht; sie sollen sodann mit
den entsprechenden des Nordatlantischen Ozeans vereinigt nochmals von einem
allgemein meteorologischen Standpunkte aus behandelt werden.
3. und 4. Von den „Tabellarischen Reiseberichten nach den
meteorologischen Schiffstagebüchern“ erschien der 7. Band, der die Ein
gänge des Jahres 1909 (X und 245 Seiten) enthält; desgleichen erschien der
Internationale Dekadenbericht unter Mitwirkung des Meteorologen in den
üblichen Zeitabständen. Eine Übersicht über die Reisedauer der verschiedenen
Segelschiffsreisen, gegliedert nach den aus den Segelhandbüchern bekannten
Schnittpunkten, soll übrigens alljährlich in den „Annalen der Hydrographie“
erscheinen; die erste findet sich im Januarheft 1911. In dieser Zeitschrift ist
auch 1910 wieder eine Reihe in Abteilung 1 bearbeiteter Aufsätze über Schiffs
wege und Schiffsreisen unter Vergleich gleichzeitiger Reisen enthalten; sie
betreffen hauptsächlich die neuerdings häufigen Zwischenreisen im Stillen Ozean.
5. Neu eingerichtet wurde ein Sammeldicnst für die Meldungen der Wracks
und des Treibeises; diese Zusammenstellungen gehen wöchentlich zweimal an
die wichtigsten Schiffahrtszeitungen der Hafenstädte, die Eismeldungen ausserdem
nach Kopenhagen an das dänische Meteorologische Institut.
6. Ein erheblicher Teil der Arbeitskräfte war lange Zeit mit der Zusammen
stellung der Stromversetzungen im Golf von Aden und an der Somali
küste mit besonderer Berücksichtigung des Kaps Guardafui beschäftigt;
die hierüber angefertigten 24 Karten nebst Begleittext werden in den Neu
auflagen der Segelhandbücher des Roten Meeres und der Ostküste Afrikas seitens
des Reichs-Marine-Amtes Verwendung finden. — Die von der Seewarte seit
mehreren Jahren betriebene Herstellung eines entsprechenden Strom atlasfürden
ganzen Indischen Ozean ist soweit gefördert, daß die Zeichnungen für den
späteren Druck begonnen haben. Da für jeden Monat rund 20000 Einzel
beobachtungen zu verrechnen sind und da auch der Begleittext, entsprechend
Wünschen, die von praktischen Kreisen geäußert wurden, ausführlich gehalten
werden soll, so wird noch einige Zeit bis zur Beendigung des Unternehmens
vergehen.
7. Begonnen wurde die Neubearbeitung des Segelhandbuches für den
Indischen Ozean nebst Atlas, da in absehbarer Frist die erste Auflage ver
griffen sein wird. Zunächst ist der spezielle Teil, der die Segelanweisungen
enthält, auf die Erfahrungen mit den grossen, eisernen Schiffen der Neuzeit
zu bringen, und es sind daher umfangreiche Auszüge über Reisedauer usw. im
Indischen Ozean von etwa 3600 Segelschiffreisen in Arbeit.
b) Die Ozeanographie
im engeren Sinne, d. h. die meereskundliche Arbeit rein wissenschaftlicher Art
einschliesslich der Tiefseeforschung, hat, soweit sie der Abteilung 1 angcgliedert
ist, im Berichtsjahr wieder eine Vermehrung zu verzeichnen. Die Eingänge der
Berichte und Materialien von S. M. S. „Planet“ in der Südsee waren zahlreich