Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1907.
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Beilage st. d. Annalen etc., Jahrg. X90S*
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IX. Bericht über die Tätigkeit der Abteilung III.
Pflege der Witterungskunde, der Küsten-Meteorologie und des Sturmwarnungswesens
in Deutschland,
a. Wettertelegraphie.
1. Eingehende Telegramme.
Als das wichtigste Ereignis des Berichtsjahres stellt sich der nunmehr er
reichte Bezug der Wetternachrichten von den Farörinseln und Island
dar. Hierbei ist besonders hervorzuheben, daß es den Bemühungen der Deutschen
Seewarte und dem dankenswerten Entgegenkommen des Direktors der Großen
Nordischen Telegraphengesellschaft, dem Kammerherrn Commodore Suenson
gelungen ist, täglich von Thorshavn auf den Farörinseln und Seydisfjord auf Is
land Beobachtungen von 7 Uhr morgens Gr. Zt. zu gewinnen, die rechtzeitig ein-
treffen, um dem I. Wetter-Abonnements-Telegramm einverleibt werden zu können;
ursprünglich waren nur Morgenbeobachtungen von 8 h Gr. Z. vorgesehen gewesen,
so daß der Wetterdienst keinen Nutzen gehabt hätte. Nach einer auf Kosten
der genannten Telegraphengesellschaft durchgeführten probeweisen telegraphischen
Zustellung der Morgenbeobachtungen von Thorshavn und Seydisfjord seit dem
8. Februar trat zunächst am 15. Februar ein regelmäßiger Bezug der Wetter
nachrichten aus den Farörinseln und Island in einem gekürzten Umfange ein,
bis dann am 15. März der Bezug der Wetternachrichten in dem vollen, von der
Telegraphengesellschaft angebotenen Umfang ins Leben trat. Es gehen seitdem
täglich die folgenden Telegramme zu;
a) Ab Seydisfjord 7 h a. m. Gr. Zt. Telegramm mit den Beobachtungen von
10 h p. m. Gr. Zt. und 7 h a. m. Gr. Zt. von Thorshavn und von ll h p. m.
Gr. Zt. und 7 h a. m. Gr. Zt. von Seydisfjord.
b) Ab Seydisfjord 8 h 30 a. m. Gr. Zt. Telegramm mit den Beobachtungen von
ll h p. m. Gr. Zt. und 8 h a. m. Gr. Zt. von Grimstadir, Akureyri, ßlonduos
und Reykjavik.
c) Ab Seydisfjord 5 h 30 m p. m. Gr. Zt. Telegramm mit den Beobachtungen von
2 h p. m. Gr. Zt. und 5 h p. m. Gr. Zt. von Thorshavn, Seydisfjord, Grimstadir,
Akureyri, Blonduos und Reykjavik.
Diese Nachrichten dürfen in Deutschland beliebig verbreitet, aber nicht an
das Ausland weitergegeben werden; sie haben sich als sehr wertvoll erwiesen
und insbesondere die Nachrichten aus Reykjavik, vom Westen Islands, sich als
eine so bedeutungsvolle Ergänzung der Nachrichten von Seydisfjord herausgestellt,
daß es sehr erwünscht erscheint, auch von Reikjavik eine Morgenbeobachtung von
7 Uhr Gr. Zt. zu gewinnen, wohingegen auf einen Teil der übrigen Wetternachrichten
vom fernen Nordwesten verzichtet werden könnte. Abgesehen von Störungen des
telegraphischen Verkehrs durch Verletzung der Kabel oder der Luftleitungen auf
Island, sind die Telegramme und besonders das bei weitem wichtigste erste Morgen
telegramm bis auf seltene Fälle rechtzeitig eingetroifen.
Nachdem noch bis Ende April die Wetternachrichten aus Vigo meist sehr
unregelmäßig zugegaugen waren, trat als Ersatz am 15. Mai ein Telegramm mit
den Beobachtungen von Coruña ein, indem der Vorsteher des dortigen Meteoro
logischen Observatoriums, Herr Acisclo Camp an o, sein nach Madrid gerichtetes
Wettertelegramm seitdem auch an die Seewarte addressiert. Dieses Telegramm