Skip to main content

Full text: Jahresbericht 1906

42 
Jahresbericht der Deutschen Seowarte für 1906. 
Im Laufe des Berichtsjahres ist der Instrumentdrache 18mal mit mehr oder 
weniger großen Teilen des ganzen Gespanns abgerissen, wobei 84 km Draht fort 
getragen wurden (im Vorjahre 84 km), wovon nur kurze, zu Zweigleinen und zum 
Bau von Drachen taugliche Stücke geborgen werden konnten. 
Von den 18 Fällen des Abreißens wurden 2 durch Blitzschläge verursacht, 
wobei 11,7 km Draht zerstört wurden, die Erdleitung der Winde aber wie bisher 
tadellos funktioniert hat, sodaß nur durch die umhersprühendeu glühenden Teilchen 
des zerstörten Stahldrahtes unbedeutende Schäden entstanden sind, das eine Mal 
an den Kleidern eines Arbeiters, beim zweiten Mal an den Brillengläsern des 
Assistenten. Der letztere Fall ist merkwürdig, weil es schon der zweite Fall auf 
unserer Station war, daß bei solcher Veranlassung Brillengläser durch einge 
schmolzene Eisenteilchen beschädigt worden sind, während das Gesicht des Trägers 
keinerlei Spuren aufwies. 
Nebendrachen sind 28 mal (im Vorjahre 55 mal) fortgeflogen. Fast in 
allen Fällen, wie vorgesehen, durch Bruch des Sicherheitsdrahts. Verloren gegangen 
sind dabei nur zwei Drachen. Nur 3 mal im Berichtsjahre ist der Hauptdrache 
in schwerem Wind mit Kopfsprüngen zu Boden geschossen; mehrmals ist er bei 
Nachlassen des Zuges zu Boden gefallen, weil nicht schnell genug eingeholt werden 
konnte; 6 mal ist der Hauptdrache in der Luft zerdrückt worden, und zwar waren 
es stets die Querstäbe in der vorderen Zelle, die der Spannung des Zeuges durch 
gleichzeitigen Winddruck und Nässe nachgaben. Mr. Dines begegnet diesen 
Spaunungs-Aenderungen durch eine Feder im Querstab; wir begnügen uns, die 
Stäbe durch Drähte zu stützen und bei starkem Wind einen dritten Querstab in 
die Vorderzelle einzusetzen, was wenige Minuten beansprucht. 
Auch in diesem Jahre wurden an allen international vereinbarten Tagen, 
14 im Ganzen, Registrierballons gemeinsam mit dem Hamburgischen Physikalischen 
Staatslaboratorium aufgelassen. Dabei wurde im Wesentlichen das Assmauusche 
System befolgt: ein Gummiballon, der im ungespannten Zustand 150 cm Durch 
messer besitzt, wird durch Ueberfüllen mit Wasserstoff auf etwa 200cm Durch 
messer gebracht und mit einem Fallschirm als Kappe emporgesandt. Die Auf 
stiege sind befriedigend verlaufen, die Instrumente stets nach einiger Zeit in mehr 
oder weniger gutem Zustand zurückgekommen. Da auch das einzige im vorigen 
Jahre verlorene Instrument in diesem Sommer, nach IB-monatlichem Liegen, mit 
noch brauchbarer Aufzeichnung im Lüneburgischen aufgefunden ist, so erweisen 
sich die Gefahren der Lage von Hamburg für Aufstiege dieser Art geringer, als 
erwartet wurde. 
Ein Bericht von Dr. Perlewitz über den ersten Jahrgang der Hamburger 
Ballonaufstiege, April 1905 bis März 1906, findet sich in dem Jahrbuch der Ham 
burger wissenschaftlichen Anstalten, Jahrgang 1906. 
b. Meteorologische Ausrüstung von S. M. Spezialschiffen. 
Auch im Berichtsjahre gab die Ausstattung der neuen Spezialschiffe zu 
meteorologischen, insbesondere aerologischen Untersuchungen der Abteilung ziem 
lich viel zu tun. Auf Bestellung von S. M. S. „Planet“ wurden mehrfach Drachen, 
Ballons und Instrumente nach Kapstadt, Point de Galle und Matupi nachgesandt. 
Für das neue Spezialschiff „Möwe“ wurden im Aufträge des Reichs-Marine- 
Amts Drachen und eine Motor-Drachen winde nach neuem Muster gebaut, ferner 
Meteorographen und andere Apparate bestellt. Die Erfahrungen auf S. M. S. 
„Planet“ und der Drachenstation der Seewarte konnten dabei benutzt werden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.