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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1901.
II. Zur Geschichte der Deutschen Seewarte.
1. Allgemeines.
In den ersten Monaten des Berichtsjahres fand an der Seewarte ein Uehungs-
kursus für Offiziere der Kaiserlichen Marine, welche sich für das Vermessungs
wesen ausbildeten, statt. Es waren dies die Herren; Kapitän-Leutnant Seiferling,
Oberleutnant zur See Schmidt (ßeinhold), Oberleutnant zur See Metzing und
Leutnant zur See Gartzke. Es mufsten zu diesem Behufe einige Einrichtungen für
die Beobachtung mit astronomischen, geodätischen und magnetischen Instrumenten
getroffen werden und zwar musste hierbei besonders Bedacht darauf genommen
werden, dafs die jahreszeitliche Ungunst der Witterung den Fortgang der Uebungen
nicht allzusehr beeinträchtigte.
Wenn auch einzelne Beamte der Seewarte durch Krankheit von längerer
oder kürzerer Dauer heimgesucht wurden, so war doch ein Verlust durch Todes
fall nicht zu beklagen, dagegen schied einer der verdienstvollsten und ältesten
Beamten aus dem Dienst der Seewarte, Herr F. Hege mann, welcher seit April
1875 dem Institute angehörte und am 1. Dezember des Berichtjahres in den wohl
verdienten Ruhestand trat.
2. Wissenschaftliche Konferenzen, welche für die Thätigkeit der Deutschen
Seewarte von Bedeutung waren.
Es wurde schon in den einleitenden Bemerkungen der Konferenz über
das Sturmwarnungswesen gedacht. Ebenso wurde erwähnt, dafs verschiedene
Konferenzen die Besprechungen zur Verbesserung des telegraphischen Witterungs
dienstes in Berlin und hier zum Gegenstand hatten. Durch das Reichsamt des
Innern wurden Berathungen unter dem Vorsitze des Ministerial-Direktors Dr. Wer-
muth in den Räumen desselben abgehalten, die sich, wie auch schon erwähnt,
mit der in’s Werksetzung eines landwirtschaftlichen Witterungsdienstes befafsten.
Das für die Seewarte wesentlichste Ergebnifs daraus war, dafs der Direktion eine
Summe von 6000 Mark zur Verfügung gestellt ward, welche dazu benutzt wurde,
die Zahl der an dem telegraphischen Witterungsdienst betheiligten Personen zu
vermehren und namentlich zu ermöglichen, dafs eine Dreiteilung in dem Dienste
der Abteilung III der Seewarte durchgeführt werden konnte. Es wird an einer
andern Stelle auf die Einrichtungen eines landwirtschaftlichen Dienstes an der
Seewarte zurückgekommen werden; für jetzt sei nur soviel erwähnt, dafs Bedacht
darauf genommen wurde, in einzelnen Theilen des Reichs, soviel es die Mittel er
laubten, die Bestrebungen im Interesse der Einrichtungen eines landwirtschaft
lichen Witterungsdienstes zu unterstützen.
Im Herbst des Berichtsjahres tagte hier die 78. Versammlung der Gesellschaft
Deutscher Naturforscher und Aerzte, wodurch begreiflicherweise die wissenschaft
lichen Kräfte der Seewarte in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Nicht nur,
dafs Fürsorge dafür getragen wurde, dafs während der Tagung die Witterungs
nachrichten und Vorhersagen an verschiedenen Stellen im Bereiche der Sitzung
der Naturforschenden Gesellschaft zur Kenntnifs gebracht wurden, tagte auch die