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Full text: 7, 1879

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Die Hamburger Bark „Martha“, Kapitän C. F. Johneleith, am 3. No- 
vember 1878 in 42,8° S-Br und 58,0° W-Lg, passirte um 4* p. m. in 4 Sm 
Entfernung von einem etwa 30m hohen HEisberg. 
Das Schiff befand sich auf der Ausreise rund Kap Horn, etwa 300 Sm 
südlich vom Kap Corrientes. Die Vergleichung der zunächst dem Eise ge- 
messenen Wassertemperatur mit der vorhergehenden ergiebt keine auffällige 
Abnahme derselben. Eine Vergleichung der weiter zurückliegenden Beobachtungen 
zeigt indessen, dass das Oberflächenwasser bis zu einem Abstande von 50 Sm 
vom Eise etwa 1,5° kälter war als die Umgebung. In dieser Entfernung nörd- 
lich und westsüdwestlich von dem Eisberge fand eine ziemlich bedeutende 
Aenderung der Wasserwärme statt: im ersten Falle in der Zeit von 4* bis 8 p. m. 
des 2, von 8,4° auf 7°, im zweiten in der Zeit von 4" bis 8 p.m. des 4. von 
6,8° auf 7,8° C., worauf alsbald trotz der südlichen Breitenänderung des Schiffes 
noch eine weitere Zunahme bis 9° C. folgte. Die niedrigste Wassertemperatur, 
5,7°, wurde etwa 30 Sm westlich von dem Eise gefunden. Annähernd so tief 
wie in der Umgebung desselben fiel das Wasser-Thermometer erst wieder im 
Süden von Staaten-Land. 
Es kommt auf südlichen Breiten nicht selten vor, dass Schiffe Wasser- 
flächen antreffen, welche bedeutend niedrigere Temperatur als die Umgebung 
haben. Wenn in denselben nun auch nicht immer Eis gesichtet wird, so muss 
man doch annehmen, dass in jedem Falle Eis die Ursache der Abkühlung ge- 
wesen ist, und hat volle Veranlassung, jede plötzliche Temperaturabnahme auf 
hohen südlichen Breiten als eine Warnung anzusehen. 
. Der von „Martha“ angetroffene Eisberg ist möglicherweise derselbe, über 
dessen Auftreten in einer so ungewöhnlichen Position schon in den diesjährigen 
Annalen, Seite 163, gesprochen ist. 
Kapitän C. Lüders von der Hamburger Bark „Bernhard Carl“ bringt 
die Mittheilung, dass die Bark „Zdmund & Louise“ um den 20, Oktober 1878 
Eis im Westen der Falkland-Inseln angetroffen habe. Dasselbe sei ebenfalls 
vom englischen Schiffe „William la Lacheur“ gesehen worden. 
Kapitän T. Thiessen von der Hamburger Bark „Sophie Helene“, auf 
der Reise von Valparaiso nach Havana, am 17. Februar 1879 in 49,5° S-Br 
und 46° W-Lg, berichtet: „6* p. m. abklarend im Horizont, erblickte zwei Kis- 
berge SSO nach Kompass etwa 12 Sm entfernt und etwa 60m hoch.“ Die be- 
obachteten Wassertemperaturen waren: um Mittag und in dem vorhergehenden 
Etmale 8,0°, um 4" p. m. 7,7° um 8 p. m. 7,4°, um 12* p. m. 7,1°, um 4 a. m, 
des 18, 8,1°, um 8* a. m. 10,3°, um Mittag 10,9°. Das Schiff segelte während 
der Zeit mit etwa 6 Kn Fahrt nach NNO. I N 
Das Hamburger Schiff „Polynesia“, Kapitän H. Schwaner, auf der Reise 
von San Francisco nach Queenstown, am 4. April in 49° S-Br und 38,6° W-Lg, 
berichtet: „um 11° p. m. sahen einen grossen Eisberg, &twa 1 Sm entfernt; 
klare mondhelle Nacht.“ Mittheilungen über die Wassertemperatur fehlen. 
Kapitän J. F. List von dem Hamburger Schiffe „Undine“, auf der Reise 
von Hamburg nach Singapore, am 28. November in 42,2° S-Br und 2,1° W-Lg, 
berichtet: „Um 3!/ah p. m. passirten einen Eisberg. Die kleinste Entfernung 
desselben in Nz0'20 war 7,2 Sm. Dieser Abstand und Winkelmessungen er- 
gaben als Höhe des Berges 26m, als Länge in der Ost—West-Richtung 110m, 
Die Temperatur des Wassers wurde bei Annäherung des Eises oft beobachtet, 
fiel aber nicht unter 8,7°. In der unmittelbaren Nähe des Berges waren keine 
kleineren Eisstücke zu sehen, aber etwa 4 Sm SO davon befand sich ein Stück 
von der Grösse eines kleinen Fahrzeugs. Das kleinere Stück passirten wir in 
etwa 4 Sm Abstand, fanden aber auch hier keine niedrige Wassertemperatur. 
Dieser Erfahrung nach erscheint es mir zweifelhaft, ob man, bei Sturm und 
dickem Regenweiter vor dem Winde laufend, durch das Fallen der Wasser- 
temperatur zeitig genug vor einem Eisberge gewarnt werden kann.“ 
Eine Prüfung des Journals der „Undine“ lässt erkennen, dass auch in 
diesem Falle die Wassertemperatur in weiterer Umgebung durch das Eis be- 
einflusst war, wenn sich auch, wie Kapt. List bemerkt, bei der grössten An- 
näherung keine Abnahme zeigte. Indessen wird mit vollem Recht von Kapitän 
List darauf hingewiesen, dass man sich in der Gefahr, mit Treibeis zusammen 
zu stossen, nicht allein auf die Warnung des Wasser-Thermometers verlassen darf.
	        
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